Dienstag, 5. Juli 2005

Ich kann es.

Nach anfänglicher Begeisterung spüre ich das Weichen der Euphorie. Die ersten Grenzen nehmen feste Formen an und äußern sich mit alten, stets unbeantworten Fragen, mit Hindernissen, die zu überwinden ich trotz zurückgelassener Vergangenheit nicht fähig scheine.

'Versuch es!', sporne ich mich an, während ich ausweiche, Neues suche, den Geist beschäftige, um das Denken, das Wissen zu verhindern. Das eigene Dasein platzt vor Möglichkeiten, vor Richtungen, überschwemmt die Gegenwart zugunsten eines besseren Irgendwanns verdrängt, was ist zugunsten dessen, was heute angenehm zu klingen vermag.

Nachsehen hat die Pflicht, das Altbekannte. Nachsehen hat, was nicht weichen will und schon unzählige Male verdreht, verschoben, umgeplant wurde. Nachsehen hat die Barriere, die nur wächst und gedeiht, mir weiterhin die Sicht vergällt, anstatt zu schwinden.

Ein halbleerer Nachmittag massiert meinen Nacken: Beethoven, Joscha Sauer, John Irving, Gitarrenspiel und Kuchen. Ein halbleerer Nacken sticht unangenehm ins Gewissen, macht sich bemerkbar als die Enttäuschung über einen verblassenden Wunsch, über ein schwindenes Ichprojekt.

'Nein, so einfach werde ich es mir nicht machen!', denke ich, weiß ich, gebe nicht auf, werde noch heute, jetzt gleich, auf der Stelle weitermachen, wo ich aufhörte, wo ich verzweifelte, werde mich versuchen, werde mir selbst, meiner Trägheit, meiner Lähmun,g ein Schnippchen schlagen.

"Ich kann es.", motiviere ich mich - und ignoriere die Gefahr, mich vor mir selbst lächerlich zu machen.

Ich kann es - wasauchimmer es ist.

Zeit für Taten

Es ist nicht leicht.

Einmal den Beschluß gefaßt, mich nicht länger treiben zu lassen, stelle ich fest, daß Barrieren und Hindernisse die Normalität darstellen, daß ich Gründe hatte, meinen bisherigen Weg zu gehen, der stets eine andere Richtung suchte, wenn sich Unebenheiten ankündigten. Jedoch lauert in meinem Geist die Gewißheit, daß die ewige Suche nur zu einem ziellosen Dümpeln in der Gegenwart führte, daß die ewige Unsicherheit mich nicht meines inneren Morasts berauben konnte.

Ich sollte Schritte wagen, fühle, daß ich sollte, fühle, daß es richtig ist. Doch wieder sehe ich mich winden, in Tausend Richtungen gleichzeitig blicken, den Pfad ersuchend, der keine Hindernisse, keine Tücken birgt, jeden, den auch ich zu begehen wagen kann.

Was ich vergesse, ist, daß jede Richtung von mir begangen werden muß, daß ich mich zu spalten habe, daß es nicht ausreicht, mein Gewissen, mein Wissen, mein Streben mit einer Tätigkeit, einem Gedanken, einer Aktion zu füllen. Was ich vergesse, ist, daß die Komplexität meines eigenen Daseins eine Geradlinigkeit der Existenz unmöglich macht - und daß ich mich darüber freuen sollte.

Betrachte ich mein Handeln, so könnte ich lachen, hämisch oder mitleidsvoll, wäre es nicht ich selbst, der agiert, als wäre er zur Starre verdammt, als schnitte einst ein unwilliger Gott ihm beide Hände ab und erfreute sich seines lächerlichen Versuchs, mit zwei nutzlosen Stummeln nach den Sternen zu greifen.

Was will ich? Das ist die Frage, die zu beantworten ich versuchen sollte. Doch ich traue, wage mich nicht, fürchte ich mich doch davor, Details in die Antwort einfließen zu lassen, konkrete Pläne, Ziele und Gedanken, die mir aufzeigen, daß nicht alles plätschernd durch das Jetzt fließt, sondern daß feste, starre, vielleicht unästhetische Dinge darauf warten, von mir angegangen zu werden.

Ich fürchte mich vor dem Kommenden. Doch diese Angst ist nicht neu; länsgt habe ich sie begriffen, ausgemacht, ja eingefangen und umrahmt. Warum bekämpfe ich sie nicht? Warum meide ich noch immer ihr Antlitz, das mich zittern läßt? Warum stelle ich mich nicht mir selbst und gehe, denke, handle?

Eine Antwort ist das Schreiben.

Wenn ich über mich nachdenke, über mich schreibe, erscheint alles klar und einfach. Ich sehe mich aufstehen und dem längst Überfälligen stellen, sehe mich schaffen, finden, als hätte ich das Ziel längst bestimmt. Die Wörter fließen mir aus den Fingern, schenken Mut und ein wenig Vertrauen in mein eigenes Sein.

Doch der Schein trügt, vermag schon der Anblick der Wirklichkeit mich in eine Lähmung, in die altbekannte Stagnation stürzen. Gedankenenden hängen lose in der Luft, und ich wage nicht, sie zu ergreifen. Zwischen Wort und Tat liegen Welten, Abgründe, die mich verharren lassen.

'So geht das nicht weiter!', stelle ich fest, als heute morgen das heiße Wasser auf meinen Körper plätschert.
'Zeit für Taten!', grinse ich in den beschlagenen Spiegel, einen abgedroschenen Wahlkampfslogan imitierend. Tapfer schreite ich in mein Zimmer, dem Kommenden entgegen.

"Dort draußen wartet die Welt.", flüstere ich mir zu. Die Worte klingen gut in meinen Ohren.

Der morgendliche Wurm im Ohr 29

Jeden Morgen erwache ich mit dem Gefühl absoluter Dringlichkeit, mit einem leichten Erschauern ob der Aufgaben, die vor mir liegen, der Dinge, die ich zu verdrängen, zu vernachlässigen pflege - und mich dadurch zusätzlich belasten.

Das Aufstehen fällt schwer, die Last der Augenlider scheint unerträglich. Nur noch ein paar Minuten Flucht vor dem Künftigen, Flucht vor mir selbst. Nur ein paar Minuten...

Der nervige Wecker verstummte vor wenigen Augenblicken. Erleichtert atme ich auf, starre geistesabwesend an die Decke, genieße die weiche Decke um meinen Leib, die Stille in meinem Zimmer.

Und wieder klingelt es. Leise. Eine Kurznachricht. Neugierig richte ich mich auf, suche nach dem Mobiltelefon, lese und lächle, nähere mich dem Wachsein um ein bedeutendes Stück.

Noch bevor ich meine Augen wieder schließen kann, summt eine Fliege fröhlich durchs Zimmer, setzt sich auf das Regal, pausiert, fliegt weiter. Ich beobachte sie, erfreue mich an ihrem Klang, der mich wachhält.

"Danke."', murmle ich und stehe auf.

P.S.: Der heutige Wurm im Ohr war übrigens Die Ärzte mit "Teenagerliebe"...

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