Mittwoch, 15. März 2006

FFFfF: Klein

Männlichen Wesen wohnt angeblich die Eigenschaft inne, nicht multitaskingfähig zu sein. Ich scheine ein besonders männliches Exemplar zu sein, denn sobald irgendwo ein Bildschirm falckert, kann man mich und meine Aufmerksamkeit vergessen
Die idee zum heutigen Comic entstand während des Betrachtens eines Filmes. Ich brauchte ungewöhnlich lange, um mir die Handlung zu ersinnen; und wenn sie dohv sein sollte, dann ist das einzig uind allein Schuld des Filmes.

Und so.


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Buch und Vorurteil

Ich neige dazu, Bücher zu lesen. Gern und häufig.
Fahre ich also allein irgendwohin, sei es mit Bus, Straßenbahn oder Zug, ist absehbar, daß sich in meinem Rucksack ein Buch befindet. Ich möchte damit keinen Status signalisieren
[Dicke Bücher kämen dafür besonders in Frage, weil sie üblicherweise eine "Was?-So-ein-dickes-Buch-liest-du?"-Reaktion erwirken, auf die man mit einem überlegenen "Ach,-das-Buch-ist-dick?-Hatte-ich-gar-nicht-bemerkt!"-Blick reagieren und weiteres Erstaunen erwirken kann.]
, meine Intelligenz zur Schau stellen
[Die Kombination "dickes Buch" + "Brillenträger" ergibt so manches ausbaufähiges Vorurteil, in das nicht selten wenig angenehme Synonyme für "Intelligenz" eingebunden werden.]
oder andere mit den erlesenen Weisheiten nerven. Es geht mir nicht darum, Seiten zu zählen und die Zahl stolz präsentieren
[am besten in Verbindung mit einer möglichst abgerundeten Zeitangabe: "Und dafür habe ich nur ... Stunden gebraucht."]
oder anderen meine Überlegenheit zu präsentieren, weil ich in Zeiten erstarkender Bildschirmmedien mich auf Altmodisch-Traditionelles besinne.

Nein, Bücher dienen meiner Neigung zum Eskapismus
[Das Wort habe ich irgendwo gelesen und wollte es unbedingt mal selber schreiben.]
, dem Wunsch, nicht nur das Alltägliche zu lesen, sondern auch die aufgezählten Wunderlichkeiten diverser Autoren, die Seltsamkeiten anderer Leben, die vielen Weisheiten und Erfahrungen, die ich mit meinen eigenen [oder angelesenen] vergleichen und zu neuen Formen kann. Vorrangig möchte ich unterhalten werden. Die Anreicherung von Wissen ist ein gewünschter, aber nicht zwingend notwendiger Nebeneffekt. Daß ich auf diese Art und Weise neue Begriffe meinem aktiven Wortschatz hinzufügen kann, halte ich ebenfalls für nebensächlich
[auch wenn so etwas durchaus Eindruck zu schinden vermag]
.
Ich möchte unterhalten werden - allerdings auf intelligente Weise. Es gibt genug dumme Bücher, derer ich nicht bedarf - zu viele von ihnen konsumierte ich bereits. Tatsächlich neige ich sogar dazu, den Autoren stets Gutes zu unterstellen und versuche zumeist, ein Buch, auch wenn es mir offensichtlich von Beginn an mißfällt, zu Ende zu lesen, einfach weil ich daran glaube, daß es sich noch bessern wird.

Ich lese also viel, und in der Straßenbahn geschieht es zuweilen, daß ich einsteige, ein Buch aus dem Rucksack krame und die "echte" Welt übersehe - die Welt, in der Freunde von mir herumstehen und sich wundern, warum ich sie ignoriere. Hin und wieder begegne ich ähnlich Gesonnenen. Sie sitzen in der Bahn, vertiefen sich in ihre Zeilenberge und bemerken oft zu spät, daß die gewünschte Aussteigehaltestelle schon längst vorüber ist. Ich lächle nach innen, begegne ich anderen Lesenden, glaube, Verbündete gefunden zu haben.

Ein Kind, das in einem dicken Abenteuerroman schmökert, mag ich sofort, zeigt es mir doch, daß die allgemein befürchtete Kindsverdummung nicht in jedem Fall Realität wurde. Entdecke ich Gleichaltrige, versuche ich in Erfahrung zu bringen, was sie lesen, ob ich das Buch schon kenne, ob ich gutheißen kann, womit sie sich beschäftigen. Es gelingt nicht immer; denn die Einbände aufgeschlagener Bücher ruhen meist auf den Knien der Lesenden. Und so bin ich geneigt anzunehmen, daß es sich um ein gutes, lesenswertes Werk handelt, und freue mich insgeheim darüber.

Als ich neulich in eine Straßenbahn stieg, saß an der Tür eine Blondine. Wasserstoffblond gefärbte Haare assoziiere ich immer mit dem Wort "billig", insbesondere bei Frauen. Auch ihre Kleidung bewirkte keine positiven Assoziationen. "Tussi.", dachte ich abfällig - dann entdeckte ich das Buch auf ihrem Schoß. Ich konnte den Titel nicht einmal erahnen, doch es war nicht von uninteressanter Schlankheit, erweckte nicht den Eindruck, eine Deutschunterricht-Zwangslektüre zu sein
[Ich rege mich zuweilen über Menschen auf, die als Lieblingsbücher jene angeben, die sie in der Schule lesen mußten - einfach weil keine Alternativen zur Verfügung stehen. Es sei erwähnt, daß ich nahezu alle in der Schule gelesenen Bücher heute nicht mehr mag - einfach weil sie totanalysiert wurden. Seit mehr als 15 Jahren beispielsweise verachte ich "Robinson Crusoe" - obwohl Herr Defoe vermutlich nicht schlecht schrieb.]
und wirkte auch sonst wenig "tussig". Es stand sozusagen in direktem Widerspruch zum Äußeren ihrer Besitzerin.

"Don't judge a book by it's cover." heißt es irgendwo, und doch kann keiner sich des automatischen Schubladendenkens erwehren, das Begegnungen irgendwo einzusortieren versucht.
[Ich entschuldige dieses Kategorisieren immer damit, daß das ein natürlicher Schutzmechanismus sei, der solange keine bösartigen Auswirkungen zeigt, solange man imstande ist, die Personen aus den Schubladen wieder herauszunehmen, solange man also gewillt ist, seine vorurteilsbehaftete Meinung zu ändern. Und das bin ich.]
Allein die Existenz des Buches im Schoß der von mir als "Tussi" bedachten jungen Dame bewog mich zu einem Umdenken. Womöglich handelte es sich bei ihr um ein intelligentes, belesenes Wesen, das nur mit schlechtem Modegeschmack und vielleicht falschem Umgang bestückt war. Vielleicht wäre sie gar imstande, mir Vorträge über von ihr neu erschlossene Wissenschaften zu halten, während ich mich noch immer darum bemühe, in ihr nicht die typische Assitoaster-Tussi zu sehen, für die ich sie anfangs hielt.

'Doch halt!', sagte ich mir selber, 'Ich sollte diesen "Don't-judge-a-book"-Spruch wörtlicher nehmen.'
Denn schließlich war es einzig und allein das Buch, das mir Intelligenz suggerierte. Das Buch als Symbol für Weitsicht und Wissen beschwörte mich, seiner Besitzerin allerlei positive Eigenschaften zuzusprechen, obgleich ich selbige wenige Augenblicke zuvor bezweifelte. Ich war überrascht und versuchte, das zu hinterfragen.

Ein Buch, und sei es noch so schlecht und minderwertig, wirft stets ein positives Licht auf den Lesenden. Würde ich "Die Freude am Hamsterzerstampfen" in aller Öffentlichkeit präsentierend lesen, so nähme man an, es handle sich um irgendetwas Witziges, irgendetwas mit Ironie oder so. Ebenso bei "Hitler ist mein Freund" und "Wie verärgert man Menschen". Beschäftigte ich mich mit Hitlers "Mein Kampf", unterstellte man mir nicht fanatischen Faschismus oder krankhaften Wahn, sondern eher Wissensdurst und Neugierde. Und selbst wenn eine verfallende Mittvierzigerin sich einen jener niveaulosen Kitschromane zu Gemüte führt, deren Umschläge stets gemalte Bilder leidenschaftlich Liebender
[dem maskulinen Part fehlt aus irgendeinem Grunde zumeist die Oberkörperbekleidung]
zeigen und die stets "Feuer der Sehnsucht" oder "Verhängnisvolles Begehren" heißen, unterstellt man ihr nicht fehlende Bildung oder schlechten Geschmack, sondern freut sich darüber, daß sie nicht Kartoffelchips mampfend auf dem heimischen Sofa liegt und nachmittägliche Gerichtssendungen konsumiert.

Bücher sind gleichbedeutend mit Gutem, und selbst einem Werk, das Satan beschwören oder die Vernichtung der Welt erwirken würde, so könnte man sicherlich Gutes abgewinnen und seinen Besitzer trotz offensichtlicher Verschrobenheit und von ihm ausgehender Gefahr lobend als "gebildet" oder ähnliches bezeichnen. Blicke ich also auf die junge Dame, deren Äußeres sie deklassiert, deren Buch sie aber auf meiner Gutfind-Skala nach oben schiebt, so kann ich mich nicht entscheiden, ob ich meine voreilig gefaßte Negativ-Meinung revidieren oder mich veralbert fühlen soll von einem Ding, das kaum mehr ist als ein bißchen Schwarz zwischen ein paar Stücken Baum.

Am liebsten würde ich ihr das Buch, dessen Titel für mich noch immer nicht erkennbar war, entreißen, einen Blick auf den Umschlag werfen und es ihr dann liebevoll-sanft, mit respektvoller Miene, zurückgeben. "Das hättest du wohl nicht gedacht!?", werden ihre Blicke mich verhöhnen und der verächtliche Zug um ihre Mundwinkel wird mir verraten, daß ich nicht der erste bin, den sie auf so simple Art und Weise täuschte, dem sie mit der Kombination aus Scheinbar Gegensätzlichem einen Spiegel vor das verdutzte Gesicht hielt.

Oder aber ich werde beim Anblick des Titels lauthals lachen und "Hab' ich's doch gewußt!" in die empört glotzenden Gesichter der Umstehenden rufen. Mit einer wegwerfenden Handbewegung werde ich der Blondine ihr Schundwerk zurückgeben, während die Bahn anhält und ich mit rauschendem Mantel und einem triumphierenden "Ha-HA!" in die Winterkälte entfliehe.

Oder aber ich werde ihr Buch gar nicht richtig zu fassen bekommen; sie wird aufstehen und mir eine deftige ohrfeige verpassen - sehr zum Gefallen der Mitfahrenden. Zu meiner Buchtitel-Unwissenheit wird sich Scham gesellen, und einen freien Blatz belegend werde ich mein eigenes Buch herauskramen und mich zwischen den Seiten vor der Welt verstecken.
"Der liest ein Buch.", werden diejenigen, die mich vorher mit Spott und Mißtrauen bedachten, erstaunt feststellen und nun selber vor Scham im Straßenbahnboden versinken wollen.
Denn wer ein Buch liest, kann schließlich kein schlechter Mensch sein.

[Im Hintergrund: Sternenstaub - "Destination Infinity"]

Grand Prix Monster

Obgleich das Eurovison Song Contest-Dingens innerhalb dieses Weblogs bereits in einem Nebensatz autauchte, neige ich doch nicht dazu, mich dafür interessieren zu wollen. Es berührt mich herzlich wenig, wer Deutschlands musikalischer Vetreter sein wird und mit wie wenig Punkten dieser sich dann vor einem Bild-Zeitungsredakteur, vor Ralph Siegel und den anderen beiden Deutschen, die das interessiert, seinen musikalischen Untergang zelebriert
["Das ist doch ... hier ... der ... der Dingsda ... der beim Grand Prix .. beim Eurovision ... Dingens mitgemacht hat .. Wie hieß nochmal das Lied ... irgendwas mit Love ... oder so."].

Trotzdem mußte ich lachen, als ich sah, wen die Finnen ins Rennen schickten: die albernen Hardrockmonster von Lordi.

"Would you love a monsterman?"

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free erdem (Gast) - 6. Jun, 16:40
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
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morast - 1. Feb, 21:10

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