Montag, 26. Januar 2009

Nürnberg

Es ist immer wieder erstaunlich, mit welch einfachen Mitteln ich dazu bewegt werden kann, Geld auszugeben. Als ich meine Verbindung nach Nürnberg heraussuche, wird mir über ein klitzekleines Ausrufezeichen mitgeteilt, dass der ICE, den ich zu benutzen gedenke, sehr gefragt ist und dass eine Sitzplatzreservierung daher sinnvoll wäre. Als ich dann aber allein einen Doppelsitz einnahm, sich mit fortschreitender Zugfahrt die Reihen um mich herum allmählich lichteten und nur das Erste-Klasse-Abteil mit Zahlreichtum aufwarten konnte, zweifelte ich plötzlich am Wahrheitsgehalt der Mitteilung.

Und auch sonst verlief die Fahrt angenehmer als die nach Stuttgart: Kein Gegenüber reduzierte meine Beinfreiheit, keine Mitfahrer versuchten immer wieder trotz Tunnelhäufung und Empfangsarmut, geschäftliche Telefonate zu führen, keine wachsende Verspätung bedrohte meinen Termin.

Na gut, der ICE hatte letztlich fünf Minuten Verspätung, doch spielte sie keine Rolle. Ebenso unwichtig war, dass ich nicht imstande zu sein schien, an einem der bereitstehenden Automaten U-Bahn-Tickets für den nächsten Morgen zu erwerben. Wichtig hingegen erschien mir, dass es ausgerechnet das Gleis 23 es war, das den Durchgang zum gesuchten Südausgang barg.

Der Weg zum Hotel war kurz, ein kurzes Klingeln öffnete mir die Tür, an der Rezeption lag ein Umschlag mit meinem Namen drauf und meinem Zimmerschlüssel drin. Das Treppenhaus verbarg sich, doch konnte ich den altertümlichen Fahrtuhl in die erste Etage nutzen. Das kleine Zimmer war eben ein Zimmer, und dass WLAN nur über zu bezahlenden Telekom-Hotspot erreichbar war, interessierte mich kaum. Nur eine der beiden Nachttischlampen funktionierte, eigentlich logisch in einem Einzelzimmer, die Badezimmerlüftung rumorte gefühlte dreiundzwanzig Äonen lang, selbst wenn man den Badlichtschalter versehentlich betätigte.

Nürnbergs Innenstadt ist schön und leicht findbar. Außerdem existieren dort zahlreiche altertümliche Bauten, die angenehm anzuschauen sind und mir bewiesen, dass mein Telefon kein Freund von uhrzeitbedingt mangelhaft belichteten Fotografien ist. Zunächst glaubte ich noch, dass Stuttgart Nürnberg zumindest in Hinblick auf die beim Durcheilen entdeckte Anzahl von Läden mit Sexbezug überbieten könnte, doch als ich bei Nummer 5 aufhörte zu zählen, war auch diese Stuttgart-Überlegenheit beseitigt.

Die von Max Goldt erwähnte Allgegenwärtigkeit Hannovers war auch hier anzutreffen: Die Läden der Innenstadt waren die jeder Innenstadt. Doch dann entdeckte ich einen Comicladen. Einen mit drei Etagen!

Natürlich ging ich hinein – und war überwältigt vom Angebot. Sicherlich besitzt mein geliebtes Magdeburg auch einen Comicladen, einen, der kürzlich sein Innenstadtdomizil zugunsten preiswerterer, aber ungünstigerer Lage aufgeben musste. Doch dies war eine andere Welt. Überall, wohin ich blickte, entdeckte ich Comics, die mich begeisterten, die ich am liebsten sofort erworben hätte.

„Kann ich Ihnen helfen? Wir wollen nämlich jetzt schließen.“ Die Standardantwort „Ich schaue mich erstmal um.“ lag auf meiner Zunge, doch erschien mir unangebracht. Spontan fragte ich nach dem ersten Band von Herrn Hases haarsträubenden Abenteuern, den es jedoch nicht gab. Ich griff in einem Anflug erneiter Spontaneität nach Band 10, bezahlte erfreut und ging.

Hunger trieb mich in das sogenannte Literaturhaus, wo ich Penne mit Gorgonzolasauce bestellte, die zwar recht ungorgonzolig und dafür fertigsoßig schmeckte, dafür ruccolaisiert war. Außerdem konnte ich während des Essens Herrn Hases zehntes haarsträubendes Abenteuer studieren.

Als ich bezahlte, fragte die Kellnerin nach meinem Comic, und es entspann sich ein Gespräch über französische Comics, die ich nicht kannte, Comics, die ich zeichnete, und Künstler, die durch ein kunstfremdes, bodenständiges Studium sich selbst im Weg stehen. Um eine Visitenkarte ärmer, doch um ein Lächeln bereichert ging ich zurück ins Hotel und half meiner Mami telefonisch, eine DVD abzuspielen.

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morast - 1. Feb, 21:10

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