Freitag, 12. Februar 2010

Luft

Nur nicht in Panik geraten! Auf keinen Fall in Panik geraten. Er hatte noch Luft für zehn Minuten, fünfzehn, wenn er Glück hatte, und jede Bewegung war kostbar, jeder Atemzug unwiderbringlich. Er musste ruhig bleiben. Schlafen wäre optimal, würde ihm vielleicht ein paar zusätzliche Minuten verschaffen, doch an Schlaf war nicht zu denken. Er musste hier raus, einen Ausweg finden, es irgendwie schaffen, sich aus dieser Kammer zu befreien. Nein, er brauchte Luft. Befreien konnte er sich immer noch, später, doch das einzige, was jetzt, in diesem Augenblick, zählte, war Luft, Atemluft, Sauerstoff.

Die Kammer war dicht, das wusste er. Er hatte sie selbst entworfen, selbst gebaut, selbst jede Lücke in der Versiegelung überprüft und beseitigt. Und doch musste es eine Schwachstelle geben, irgendeinen Weg, den er bisher übersehen hatte, irgendeinen Punkt, an dem er ansetzen konnte. Aber es gab nichts.

Die winzige Luke, die den Eingang darstellte, war dreifach gesichert. Vierfach, wenn man es genau nahm. Dennoch hatte er sie abgetastet, sowohl im Geiste, als auch mit den Fingern, hatte jede Unebenheit gespürt, war jeden Millimeter nachgefahren, wusste, welches Teil mit welchem zusammenspielte, wo er beginnen müsste, hätte er genügend Zeit und Material.

Doch er besaß nichts davon. Nur Atemluft, einen kümmerlichen Rest Atemuft, und seinen Verstand, sein Wissen, seine unschätzbaren Kenntnisse über diese Kammer, über dieses Verlies, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien.

Bleib ruhig, sagt er sich immer wieder, und er spürte, wie die Panik langsam aus seinem Denken wich, wie sich sein Herzschlag verlangsamte, sein Atem abflachte. Alles wird gut, belog er sich, alles wird gut.

Der Kunststoff, der ihn umgab, war aus einem Stück gegosssen. Er bestand aus insgesamt zwölf ineinander greifenden Schichten, allesamt mit menschlichen Händen nahezu unmöglich auch nur zu zerkratzen. Ein Loch, egal wie winzig, zu schaffen, war ein absurder Gedanke, eine schlichtweg lächerliche Möglichkeit.

Und doch musste er einen Ausweg finden, musste es eine Schwachstelle geben. Musstemusstemusste.

Denk nach, forderte er sich auf, biss die Zähne zusammen und dachte, versuchte sich zu erinnern. Doch es kam nichts. Die Kammer war perfekt. Unüberwindbar. Sein Ende.

Sechs Minuten Luft verblieben ihm noch. Vielleicht eine Minute mehr. Sieben Minuten. Jedes Sauerstoffmolekül ward zu einem Schatz, jedes Quentchen unverbrauchter Luft war mit allen Kostbarkeiten der Erde nicht aufzuwiegen. Niemals war Atmen wichtiger, niemals schwerer, niemals Luft so bedeutsam wie jetzt.

Er würde es nicht schaffen. Es gab keine Lösung, keinen Ausweg. Nur noch bange Momente, die Frage, wie lange die Luft tatsächlich reichen würde, das furchtsame Warten auf das Ende. Wird es wehtun?, fragte er sich, und sein Herz schlug wieder ein wenig schneller.

Schhhh, beruhigte er sich. Schhhh. Alles wird gut.

Wenn es schon zuende gehen soll, dachte er, und ein winziges Lächeln stahl sich auf seine Lippen, dann wenigstens mit Stil.

So gut es ihm im Inneren der winzigen Kammer möglich war, machte er es sich bequem. Er knöpfte sein Hemd zu, zog den Krawattenknoten fest, glättete sein Haar. Perfekt, dachte er. Wenn man ihn fand, wäre er wenigstens in Würde gestorben.

Noch ein paar Atemzüge, dachte er, ein paar tiefe Atemzüge, dann war alles vorbei. Er würde sie genießen, beschloss er, er würde lächeln und seine letzten Momente genießen.

Dann kam der Furz. Völlig unerwartet explodierte er aus seinem Hinterteil, füllte innerhalb von Sekundenbruchteilen die gesamte Kammer mit widerwärtigstem Gestank.

Mist!, dachte er noch, verzog angewidert das Gesicht und verstarb.

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