Freitag, 7. Juli 2006

FFFfF: Das beste Mittel

Nun habe ich es also geschafft: Mein Vorsprung, mein Puffer, ist mal wieder aufgebraucht. Mit dem heutigen Tage.
Ja, gut, ich habe noch Zeit, bis der Tag zuende ist, unzählige Comics zu zeichnen. Dennoch bin ich von mir selber enttäuscht. Aber nur ein bißchen.

Und so.


[Bild klicken für eine geringfügige Vergrößerung.]

[Im Hintergrund: Riger - "Gjallar"]

Zeichnungen

Ich zeichne.

In Anbetracht dessen, daß ich einen täglichen Comic veröffentliche, kann ich sogar mit gutem Recht behaupten, häufig zu zeichnen. Es fällt mir dabei leicht zuzugeben, daß die erwähnten Comics nicht das NonPlusUltra darstellen, auch inhaltlich, aber insbesondere meine zeichnerischen Fähigkeiten betreffend.
Doch dahinter steckt Absicht. Ich weiß, daß ich zu mehr imstande bin, als Kugeln zu Figuren zu türmen und ihnen Kulleraugen zu verpassen. [Allerdings kann ich nicht umhin zuzugeben, daß ich Kulleraugenfiguren liebe.]

Ich zeichne nicht nur häufig, sondern auch gerne. Vermutlich geht das miteinander einher.
Jedoch fällt es mir schwer zu beurteilen, ob ich auch gut zeichne.

Zeichnen bedeutet für mich die Suche nach der richtigen Linie. In meinem Kopf befindet sich ein Bild, und häufig bin ich nicht imstande, es nachzuzeichnen. Ich probiere, gehe ich Kompromisse ein, wandle Fehler zu Beabsichtigtem und sehe dahinter noch immer, was es eigentlich werden sollte. Zuweilen gelingt es mir, durch Zufall etwas besseres als das Gedachte zu schaffen. Doch selbst dann kann ich nicht stolz sein, ist es doch nicht mein Werk, sondern nur eine freundliche Fügung, daß mein Stift die richtigere Linie fand.

Hinzu kommt der ewige Drang nach Perfektionismus. Selbst eine gelungene Zeichnung enthält noch Unmengen an Fehlern, die für mich unübersehbar entstellend wirken. Doch das Laienauge sieht nicht, erkennt nicht das Detail, nur das Gesamtwerk und erachtet es für gut. Oder für gut genug. Oder vergleicht es mit den eigenen Fähigkeiten und kommt zu dem Schluß, daß es gut sein muß, weil man selbst nicht imstande wäre, Ähnliches zu schaffen.

Doch derlei überzeugt mich nicht. Ich kann nicht sagen, was genau ich hören möchte, wie die richtige Kritik aussieht, jene, die mich anspricht, doch bezweifle, daß es mir hilft - so arrogant es klingt - mit Schlechterem verglichen zu werden.
Es gibt Menschen, die kein Blatt vor den Mund nehmen und mir sagen, was mißfällt, die an meine Zeichnungen gewöhnt sind und ersehen können, daß hier und dort etwas nicht stimmt. Manchmal freue ich mich, das zu hören, fühle mich bestätigt, wiegle ab, sage "Ich weiß..." und belasse es dabei. Nicht selten jedoch fühle ich mich angegriffen, über mein Werk verletzt, als hätte jemand einen Teil meiner Existenz in Frage gestellt. Ein großes, empörtes "Aber..." liegt auf meinen Lippen, bevor es mir gelungen ist, die Kritik überhaupt zu überdenken.

Meistens schweige ich, und Stunden später, in ruhiger Minute kommen mir die kritisierenden Argumente in den Kopf. Nun endlich kann ich antworten, abwägen, zustimmen oder ablehnen. Es ist zu spät, das weiß ich, doch die Kritik ging nicht an mir vorbei.
Und wieder sehe ich meine Grenzen: Zu diesem oder jenem bin ich überhaupt nicht imstande. Die Kritik ist berechtigt und unberechtigt zu gleich.

Meine Grenzen. Zu oft stoße ich auf sie, wenn ich versuche, Linien zu zeichnen, Perspektiven aus meinen Gedanken nachzuahmen. Einst träumte ich, wie man ein bestimmtes Bild zu zeichnen habe, konnte dem zeichenstift folgen, mir jedes Detail in Ruhe betrachten. Ich wußte plötzlich.
Als ich erwachte, entschwand das Wissen, das Bild, hinterließ nur Leere.

Ich habe aufgehört, meine Grenzen zu beachten. Wenn ich eine Zeichnung anfertigen soll, eine Beschreibung erhalte, kann ich bereits erahnen, wie ich das Werk beginnen werde, sehe bereits die Skizze in mir. Und ich erahne, was machbar ist, wozu ich imstande sein werde.
Längst jedoch habe ich aufgehört, Einhalt zu gebieten, wenn ich glaube, nicht fähig zu sein, wenn ich merke, daß mein Können überschritten wird. "Ich werde es versuchen..", antworte ich dann lächelnd und beschwichtigend und frage mich, ob es gelingen wird, mich zu erweitern, mich zu überbieten.

Das Ergebnis überzeugt mich nur in den seltensten Fällen. Selbst wenn alles in orndung zu sein scheint, selbst wenn der Auftraggeber zu Lob bereits ist, weiß ich, was besser hätte sein müssen, wo meine Schwachstellen liegen, daß ich die zeichnung vermutlich überarbeiten sollte, bestünde nicht die Gefahr, alle bereits gefundenen Linien wieder zu verlieren.
Das Endwerk ist ein Komromiß, und der fehlende Perfektionismus betrübt mich.

Mittlerweile darf ich eine Bezahlung verlangen. Ich weiß nicht, was ich wert bin, was meine Linien wert sind, doch ich darf mich hinstellen und darauf warten, daß ein fertiger Auftrag belohnt wird.
"Du kannst etwas, das niemand anderes kann. Verlange entsprechend.", wird mir gesagt, und ich nicke nur.

Ich bin nichts Besonderes, denke ich, kann nichts Besonderes. Ich glaube zu wissen, daß hinter den meisten meiner Zeichnungen weniger Talent als Übung steht. Mit ausreichend Geduld und Anleitung gelänge es sicherlich, nicht minder fähige Zeichner zu kreiieren.

Natürlich kann ich nicht abstreiten, über einen eigenen Stil zu verfügen. Ich bin erfreut, wenn jemand Zeichnungen von mir erkennt, ohne daß ich sie sonderlich kennzeichnete, ohne daß sie mit mir in verbindung zu stehen scheinen, wenn ich darauf angesprochen werde.
Doch was ist ein eigener Stil wert?
Was ist eine Zeichnung wert?

Als ich einer Firma mitteilen sollte, wieviel ich für meine Zeichnungen verlange, erdachte ich mir eine Stundenlohnzahl, die ich nett fand. Sie war, meiner Ansicht nach, maßlos übertrieben, bedachte ich, was ich als Kaufhallenaushilfe für schwere körperliche Arbeit bekommen hatte und wieviel Vergnügen dagegen mir die zeichnerei bereitet.
Als ich jedoch mich bei Wissenden erkundigte, meinten sie, ich verlange zu wenig. Ich erhöhte die Zahl und kam mir wie ein Betrüger vor.

Einmal saß ich an einer Zeichnung zehn Minuten und durfte genug Geld verlangen, um mit einer 6-Stunden-Schicht in erwähnter Kaufhalle gleichzuziehen. Auf einen Stundenlohn hochgerechnet ergab sich eine Zahl, die mich den Schädel schütteln ließ.
Das konnte ich doch nicht dürfen.

"Verkauf dich nicht unter Wert."
Ich schmunzle traurig über diesen Satz. Sicherlich, ich kann zeichnen. Nicht perfekt, aber ganz gut. Wahrscheinlich sogar gut genug, um ausreichend dafür bezahlt zu werden. Doch ich weiß nicht, was "ausreichend" ist, wenn die Arbeit kaum Mühe bereit, ja Freude bringt. Ich weiß nicht, was "ausreichend" ist, wenn ich jeden Fehler sehe, den ich hinterließ, jedes Detail, das vom Erdachten abweicht.

Ich weiß nicht, was ich wert bin. Es gibt Tausende besserer Zeichner. Überall. Sie verfügen über andere Fähigkeiten, über einen anderen Stil, einen anderen Humor. Doch was sind sie wert?

Es ist schwer, sich selbst einzuschätzen. Noch schwerer ist es jedoch, sich selbst, sein eigenes Schaffen in Zahlen, in Geldbeträgen, ausdrücken zu müssen. Bin ich gut genug?, frage ich mich immer wieder und finde keine Antwort.

Was kostet eine Linie?

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free erdem (Gast) - 6. Jun, 16:40
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
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morast - 1. Feb, 21:10

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