Mittwoch, 24. Januar 2007

Der tägliche Fussel

Wenn ich mich in Richtung meiner Badewanne begebe und dabei sämtlicher Kleidungsstücke entledige, bemerke ich nahezu täglich einen kleinen schwarzen Fussel in der Vertiefung meines Bauchnabels. Es handelt sich dabei keineswegs um Dreck, wie man aufgrund der Farbe vermuten könnte, sondern wohl eher um Abrieb von meinen gleichfarbigen Kleidungsstücken, also keineswegs um widerlichen Ekelbäh.

Da ich nun fast täglich einen derartigen Fussel an mir entdecke, liegt der Gedanke nahe, eine Fusselsammlung - mit dazugehörigem Fusselalbum - anzulegen, um diese in Stunden der Langeweile verzückt und angewidert zugleich hervorzuholen, mit Freunden bei einer Tasse Kümmeltee zu beschauen und womöglich gar zinngußähnliche Formensuche zu betreiben, auf daß mein Schicksal für die nächsten anderthalb Äonen auf das Genaueste be-orakelt werde.

Möglich wäre auch, die Fusseln nicht mehr von mir zu entfernen und die Sammlung sozusagen in meinem Bauchnabel anzulegen. Irgendwann wird dieser schließlich keinen Platz mehr bieten, und die neu entstehenden Fusseln müßten sich einen anderen Platz suchen, an dem sie sich zu gemeinsamen Fusselausschweifungen treffen können. Allerdings bekomme ich ungern Besuch vom hygieneüberwachenden Ämtern, deren Vertreter mir mit paragraphischen Klauseln, Inhaftierungsdrohungen und nicht völlig gewaltlosen Zwangsreinigungen von Bauchnabelfusselsammlungen am eigenen Leibe abraten, und werde wohl daher eine andere Herangehensweise erwählen müssen.

Was wäre, frage ich mich, wenn beim Baden oder Duschen der tägliche Fussel aus meinem Nabel herausgespült und dem Abfluß übergeben würde, wenn der Fussel sich im Rohrsystem unter der Wanne irgendwo verfinge oder festkrallte, wenn täglich neue Gleichgesinnte eintreffen, sich anheften und ein Fusselgeschwür entstehen lassen würden? Dann würde der Abfluß alsbald verstopfen und mein Badezimmer sähe sich mit einer Überflutung konfrontiert, von der womöglich auch unter mir Wohnende unangenehm erfahren würden. Trotz rasch durchgeführter Feuchtigkeitsentferungsmaßnahmen verbliebe ein hämischer Wasserrest in den Wänden und begünstigte die Bildung eines großflächigen Schimmelpilzbewuchses, der sich alsbald auch auf benachbarte Wohnungen, Häuser und Städte ausweiten würde. Und dann stünde der Vertreter eines Hygiene überwachenden Amtes vor meiner ebenfalls schimmelnden Türe, um mich unter Anwendung berechtigter Gewalt abzuführen und in unterirdischen, blitzblank geputzten Verliesen zu foltern. Keine gewöhnliche Folter übrigens; allein der Gestank chemischer Reinigungsmittel und das grelle Glänzen des penetrant sauberen Bodens ließen permanente Kopfschmerzen in mir erblühen, die alsbald Blutgerinnsel und einen langsamen Tod mit sich bringen würden.

Auf derlei möchte ich gerne verzichten, weswegen ich plane, das abfließende Badewannenwasser filtern zu lassen. Ein Fusselsieb muß her, ein Bauchnabelfusselbadewannenabflußsieb, um genau zu sein. Doch woher ich ein solches bekommen soll, kann ich nicht erahnen.

Leichter wird es vermutlich sein, ein hübsches Album zu erwerben, für das ich den täglichen Bauchnabelfussel vor dem Ganzkörperbefeuchten von mir etnfernen und gesondert verwahren werde. Das erspart mir einen qualvollen Tod und schafft zugleich ein neues Hobby. Ich werde meine Fotokamera zücken und die tägliche Nabelfüllung ablichten. Dann stelle ich die Bilder ins Internetz - "Der tägliche Fussel" wird meine Seite heißen, und Staunende aus aller Welt werden die gesammelten Bilder betrachten wollen. Und wenn mir der wachsende Ruhm zu Kopfe steigt, dann werde ich allmählich beginnen, meine ewig schwarzen Kleidungsstücke durch farbigere ablösen zu lassen, auf daß gänzlich neuartige Bauchnabelfusselei entstehe. Überall werden Weblogs aus dem Boden sprießen, die meine Fusselsammlung imitieren, ja erweitern, die von den Fusseln zwischen Zehen und hinter Ohren berichten. Ein neuer Markt wird geschaffen, eine neue Generation geboren. Menschen werden aufhören sich zu waschen, um mehr und mehr Fussel zu kreieren - bis eines Tages ein Vertreter eines für Hygiene zuständiges Amtes vor meiner keineswegs schimmelnden Türe steht und mich höflich [allerdings nicht ohne die nötige Gewalt] darum ersucht, offiziell auf meine Vorbildfunktion zu verzichten und die zahlreichen Nachahmer, die mittlerweile ein Inferno der Unhygiene geschaffen haben werden, zu mehr Sauberkeit zu animieren. Ich werde zögern, doch schließlich zustimmen, als ich erblicke, was er mir als Bestechungsgeldersatz darbietet:
Ein Bauchnabelfusselbadewannenabflußsieb.

FFFfF: Unter mir

Der heutige Comic entstand mehr oder minder sturmbedingt. Denn meine Bahnfahrt verlängerte sich letzten Freitag netterweise von viereinhalb auf über achteinhalb Stunden. Da ergab sich zwischendurch - als kurz vor dem Ziel kein Zug mehr fuhr und ich allmählich zu verzweifeln begann. Obwohl: Eigentlich verzweiflete ich nicht, blieb ruhig und ständig zuversichtlich. Und gutgelaunt.
Es lohnte sich. Letztlich kam ich an - und war noch immer strahlender Laune. Und um einen Comic reicher.

Und so.


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free erdem (Gast) - 6. Jun, 16:40
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
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morast - 1. Feb, 21:10

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