Donnerstag, 10. März 2005

...

Die Schreie in meinem Kopf schmerzen. Könnte ich nur einen Gedanken fassen, würde ich ihn gegen die Wände werfen und zerschmettern. Das Lächeln liegt längst in Scherben. Ich sehe weg, erblinde mich. Als ich versank, verlor ich meinen Namen. Des Suchens überdrüssig, des Suchens nach Halt, nach dir. Laß mich fallen, hauche ich in den zerplitterten Spiegel.
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Falsche Distanz

Ich lächelte der Morgensonne entgegen. Freundliche Worte harrten meiner. Der Tag versprach ein guter zu werden. Ich fühlte es.

Als die Zeilen mich erreichten, begann ich zu schreien. Ein kurzer Schrei, doch gellend laut, entsprungen tiefster Verzweflung. Niemals würde ich begreifen. Niemals.
Menschen fragten nach mir, hörten das stumme Tosen. Ich schwieg, sperrte die Geräusche aus.
Zitternd lag ich am Boden, trieb in eisigen Wellen.

Ich wollte nicht länger Austauschspieler sein, kein mangelhafter Ersatz, kein Ersatz für irgendwen, für irgendwas, keine Notlösung, kein letzter Weg.

Es ist leicht, die Einsamkeit zu vergessen, wenn man vergißt, daß andere sie nicht kennen.

Wie es mir geht?
Was für eine Frage!

Mit unzählbaren Wörtern bepflanzte ich die beißende Stille, hauchte sie dir sanft entgegen, nicht fordernd, nicht sehnen wollend.

Ich sehnte, sehne, verzehre mich.

Aus fremden Mündern ertönte Geplänkel. Es zerriß mich.
"...naduwiegehtsdireigentlichwolltnurmalhörenwasdusomachst
habesiegetroffendiedirallesistsiedieduniewiedersehenwirsthaha
lebstenochschweigstjawieeintoterhahahaha..."

Ich schweige nicht. Schwieg nie.
Mich zu finden, ist nicht schwer.
Meine Worte rinnen durch die Welten.

Wie Tränen.
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Schrei

Kurz, nachdem er feststellte, daß alles gut sei, brach seine Welt zusammen.

If you ever saw me smile
You should know i felt sick inside


[aus: Draconian - "Daylight Misery"]
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Stubenhocker

Bezugnehmend auf diesen Text von nachtbegegnung strömten selbstbetrachtende Gedanken durch meinen Schädel, die alte Fragen erneut aufwarfen.

Einst hielt mir meine damalige Freundin vor, ich wäre nicht nur für zu wenig Dinge zu begeistern, sondern sei auch wenig spontan. Ersteres, das weiß ich heute, verkannte mich. Letzteres mag in gewisser Hinsicht stimmen, stellte jedoch eine gegenüber männlichen Wesen durchaus häufiger angewendete und mich tatsächlich schmerzlich berührende Behauptung dar.

Ich glaube heute nicht mehr, daß sie recht hatte, zumindest nicht so, wie sie es ausdrückte. Daß sie nicht ganz falsch in dem lag, was sie darzustellen versuchte, mag sein. Tatsächlich würde ich mich für einen verhältnismäßig spontanen Menschen halten, neige ich doch dazu, Entscheidungen bis zum letzten Augenblick herauszuzögern und dann, kurz vor Ablauf des Auswahlmöglichkeitenultimatums [oder kurz danach], mehr oder minder nach Gefühl für oder gegen eine Richtung/Meinung/Planung/... zu stimmen. Das bewirkt zuweilen mittelgroße Überraschungseffekte, wenn ich während eines Aufenthalts in meiner Heimatstadt nach monatelanger Funktstille mal eben vor der Haustür eines guten Freundes stehe und darauf hoffe, daß er - meiner eigenen Spontaneität in nichts nachstehend - mich in seine abendliche Erlebnisplanung einzubeziehen imstande ist. Ich gebe zu, das geht meistens schief, wünschen doch unglaublich viele Menschen, daß das Erscheinen anderer in ihrere Existenz mit Ankündgung passiert. Vermutlich wurden dafür Handys erfunden.
Auch sonst neige ich zuweilen eher dazu, aus dem Bauch heraus zu entscheiden, mich zu einer Sache bewegen zu lassen, als sie abzuwägen und einer langen Entscheidungsfindung zu unterziehen. Gut ist, wenn mir möglichst wenig Zeit zum Nachdenken bleibt. Dann kann ich nicht sämtliche Vor- und Nachteile im Geiste illustrieren, mir irgendwelche anregenden oder abstoßenden Szenen erfinden, die sowieso nicht passieren werden und dadurch womöglich in Enttäuschungen münden oder die mich von vornheherein abschrecken und mich in mein Schneckenhaus zurückziehen lassen.
Dabei mag ich es, überzeugt zu werden. Wenn jemand mit leuchtenden Augen von einer Möglichkeit spricht, unterhalten oder mit Erlebnissen bestückt zu werden, dann ist mein Zögern schwächer, kraftloser. Es bedarf zuweilen nur weniger wegweisender Worte - und ich bin bereit, jegliche Bedenken zugunsten des Neugierde Weckenden beiseite zu schieben. Jedoch begreifen erstaunlich wenige Menschen, daß es oft nur ein richtungsweisender Hauch ist, dessen es bedarf...
Derartiges birgt allerdings auch Nachteile. Zum einen neigen selten alle Bekannten und Freunde dazu, sich überraschenderweise mit mir auseinandersetzen zu wollen, sondern sind in anderweitige Planungen verstrickt, bei denen es meiner Anwesenheit keienswegs bedarf. Auch besteht dadurch stets die Gefahr, vor einem zu befüllenden Abend ratlos dazustehen, weil keinerlei Vorgedanken durch mein Hirn geströmt waren und sich mit der Thematik auseinandergesetzt hatten. In diesem Fall zeigt sich eine Tendenz zu Standardalternativen, zu verzweifelten aber nutzlosen Spontananrufen und zu einem allgemeinen "Na dann bleibe ich eben zu Hause.". Letzteres geschieht meines Erachtens nach zu häufig, was besonders fatal ist, da ich mich in Ermangelung eines solchen Gerätes noch nicht einmal mit TV-Stumpfsinn zuzufüllen imstande bin. Das fördert die schlechte Laune, die wiederum selten kreativitätsunterstützend wirkt, dementsprechend auch die Kreativ-Alternativen negativ beeinflußt.

Und an dieser Stelle muß ich also oben erwähnter Freundin recht geben: Ich verweile zu oft in meinem gemütlichen Zimmer, gebe mich Dingen hin, die keiner Gesellschaft bedürfen. Ich brauchte niemanden, der mir beim Zeichnen über die Schulter schaut, niemanden, der mich beobachtet, während ich grübelnd und ausprobierend an irgendeiner Heimseite bastle, keinen, der mich während des Gitarrespiels darauf aufmerksam macht, daß die Zahl meiner Akkorde begrenzt und mein Gesang wenig ausgereift sei, niemanden, der sich ständig mein Geschriebsel druchliest und nach inhaltlichen oder orthographischen Fehlern fahndet, keinen, der mir beim Lesen die Seiten umblättert oder mich nur betrachtet, niemanden, der mit mir irgendwelchen fesselnden Musiken lauscht und versucht mein Empfinden nachzuvollziehen.
Tatsächlich sind viele der von mir ausgeführten Tätigkeiten so geartet, daß sie am besten in Abgeschiedenheit vollzogen werden. Sicherlich gibt es auch die Möglichkeit, in einer Gruppe die Klamphe zu zücken, gemeinsam zu texten oder zu singen, zu zweit interessanten Klängen lauschen und angeregte Diskussionen darüber zu führen. Doch das funktioniert nicht immer und bedarf auch häufig einer Vorbereitungszeit im Egoexil und einer tieferen gegenseitigen Kenntnis, die in den seltensten Fällen vorhanden ist.
Nicht selten empfand ich die mir anvertrauten Fähigkeiten als Belastung, wurde doch damit vorprogrammiert, daß ich mich ausschließe, abschließe, daß ich die Stille suche, um dort einigermaßen freier Entfaltung zu frönen. Derartiges Verhalten kann doch nur zu einem Verlust oder einer unzureichenden Anzahl an dauerhaften Bekanntschaften führen, kann nur dafür sorgen, daß es sich als schwierig erweist, neue Menschen kennenzulernen, die begreifen, daß das Stubenhocken im Grunde kein solches ist und nicht immer für Einsamkeit und Tristesse steht.
Ich bin nicht blind gegenüber dem Leben, liebe es hinauszugehen und Kleinigkeiten meines Dasein zu entdecken, die ein Lächeln oder eine Sehnsucht wecken, freue mich nur zu gern darüber, Menschen zu kennen, zu reden und zu lachen. Zu oft jedoch bleibe ich zurück, allein mit mir selbst und meinen Gedanken und Hoffnungen, die nie schweigen, niemals verstummen. Worte suchen meine Sinne, Bilder malen sich in meinen Schädel, und ich stürze zurück in mein kleines Loch, um alles andere auszuschließen, was mich von mir selbst ablenken könnte. Wenn die fremden Worte verstummen, verbleibt nur meine eigene Stimme. Nicht immer will ich sie hören, nicht immer kann ich sie ertragen...
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