Argh. Ich bin zu spät.
Gerne hätte ich es auf das Internet geschoben; allerdings ist dessen Ausfall [bzw der Ausfall der Möglichkeit, auf das Internet zuzugreifen] schon mehr als 24 Stunden her, dient also nur als Notlüge.
In WIrklichkeit habe ich alles auf den letzten Drücker erledigt, was natürlich zusätzliche Fehler verursachte. Beispielsweise mußte ich das letzte Panel auf einem extra Blatt noch einmal zeichnen, weil ich die erste Version plötzlich dohv fand.
Nun ja, und wenn man gegenüpber einem Rechner Eile zeigt, streikt dieser sowieso.
Trotzdem ist der Comic jetzt da und hoffentlich auch einigermaßen erträglich...
Und so.
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[Im Hintergrund: Blind Guardian - "Tokyo Tales"]
morast - 2. Mai, 23:59 - Rubrik:
Frederick
Manchmal ist alles ganz einfach: Werfen, Fangen, Glücklichsein.
Am gestrigen Tage schien die Sonne, umgarnte mich, eigentlich um Eifrigkeit bemüht am Schreibtisch sitzend, mit blendendem Licht und der Verlockung eines Parkbesuches. G rief an, und ehe ich mich versah hatte ich seinem Besuch zugestimmt.
Zunächst galt es, technisches Gerät galt es zu besiegen, doch nach anderthalb Stunden, in denen die Sonne unbeeindruckt ihre Pracht durch mein verhangenes Fenster schickte, hatten wir zwar Nötigstes erwirkt, doch noch immer keine Lösungen für das sporadische Funktionieren des Gerätes entdeckt. [Und es ist erwartbar, daß das gerät sich trotz überwiegender Funktionsunfähigkeit bei der Elektronikladenbeschwerdestelle als vollkommen funktionstüchtig entpuppen und G in ein unangenehmes "Dümmster-Anzunehmender-Nutzer"Licht rücken wird.].
Wir gaben und brachen auf, gen Stadtpark, wo einer der üblichen 70er-80er-90er-Und-Das-Beste-Von-Heute-Radiosender zur Maibegrüßungsfeierlichkeiten eingeladen hatte und mit zusätzlicher Oldtimershow und zahlreichen Freß-, Kirmes und Flohmarktbuden Proll- und Rentnervolk unter den freien Himmel lockte. Nein, wir wollten keine Damenunterhosen oder Sonderpreisuhren erwerben oder die bereits überwiegend abgereisten Altautos bestaunen. Wir wollten nicht dem öligen Duft der Donutbude folgen, nicht die besten Schlagerhits aller zeiten aus übersteuernden Boxen tönen hören.
Was wollten wir dann? Schauen. Uns amüsieren. Soziales Verhalten vergleichenden Musterungen unterziehen. Schlendern. Den Sonnnenschein genießen. In den Park gehen.
Wir verfolgten einen Streit mit mäßigem Interesse und stellten fest, daß es zu fortgeschrittender Nachmittagsstunde schwer wurde, zwischen den bereits schließenden Ständen einen noch glimmenden Bratwurstgrill ausfindig zu machen, von Steaks ganz zu schweigen.
"ca. 1/2 Meter Bratwurst". Ein Schild bewies die typisch deutsche Sachlichkeit: Bevor sich jemand darüber beschweren konnte, daß der halbe Meter Bratwurst kein solcher war [zu diesem Zwecke führt man schließlich immer ein Maßband mit sich herum], hatte der Ladenbesitzer ein vorsichtiges "circa" hinzugefügt und alle Abweichungen einem Schätzungsfehler in die Schuhe geschoben. Es dauerte eine Weile, bis G seine Bratwurst bekam, der, damit sie in das Baguette paßte, in der Mitte ein zerstörerischer Knick verpaßt wurde. Meinen Steakwunsch begrabend schaute ich dem Nichtgrillenden zu, der monoton Baguettes aufschnitt - eine Arbeit, die ich ihm nur ungern abnehmen würde, weil sie mich zu sehr an Zivildienstzeiten, morgendliches Brötchenaufschneiden und damit verbundene, zahlreiche Handverletzungen erinnerte.
Während wir den Rest des Rummels begutachteten [Das einzig Steakähnliche, das sich finden ließ, war eine Bulette, die mir jedoch nicht zusagte.], schob G sich seine, in Senf ertränkte BraWu in den Kopf. Ich selbst begnügte mich mit einem aus meinem Rucksack gefischten Apfel, sozusagen als gesundheitliches Pendant zur Bratwurst.
Wir schlenderten ziellos durch den Stadtpark, und ich gab mich meinem Erstaunen hin: Vor wenigen Wochen hatte sich all das in Wasser befunden, war überflutet und unzugänglich gewesen. An Bäumen versuchte ich, Hochwasserstandsmarken ausfindig zu machen, was nur unzureichend gelang. Doch wenn das, was ich für die Maximalwasserhöhe hielt, tatsächlich die solche gewesen war, hätten wir an dieser Stelle noch vor Wochen halstief im Wasser gestanden. Beeindruckend.
Zuweilen fand man noch Reste des Hochwassers: Abgestandene Tümpel, deren Existenz schon weitem riechbar war, sumpfige Wiesen und Wege, die uns zu Ausweichmanövern überredeten. Während G einer postwurstigen ziagrette frönte, zog ich die Keulen aus dem Rucksack und wagte, während des gemütlichen Schlenderns zu jonglieren. Es gelang mäßig gut, weckte jedoch Gs Interesse, der sich alsbald mehreren vielversprechenden Keulenwerfversuchen widmete.
Begegnen Menschen Jongleuren, fühlen sich erstere meist zu irgendeiner Reaktion genötigt. Wenn die Jongleure "nur" Bälle durch die Gegend schleudern, fangen und wieder dem luftigen Weiten vermachen, so herrscht, je nach Professionalität zumeist nur glotzendes Schweigen oder Desinteresse vor. Mit Bällen jonglieren kann jeder.
Erst wenn derer vier oder mehr davon durch die Luft wirbeln oder wenn das jonglierte Muster kein erkennbares mehr ist, setzt das Glotzen ein. Trotzdem sind Bälle unspektakulär. Keulen sind größer, unförmiger, beeindruckender.
Wenn ich im Park stehe und mit Keulen jongliere, so kann ich darauf wetten, daß neugierig dreinblickende Hundigassiführer etwas von sich geben werden, das einem "Sieht schon gut aus." sehr nahesteht.
"Sieht schon gut aus." Insbesondere das "schon" stört mich an diesem Satz. Denn normalerweise übt man weniger das, was man schon kann als das, was es noch zu erlernen gilt. Dementsprechend kann man schon zwanzig Jahre lang als professioneller Jongleur agieren und trotzdem bei einem neuen Trick hin und wieder ein paar Gegenstände fallenlassen - und wird, angesichts der offensichtlichen Noch-Unfähigkeit, alsbald ein tröstendes "Sieht schon gut aus." ernten.
Vielleicht aber wollen die Vorbeigänger nur irgendetwas sagen, um ihr neuigieriges Zuschauen zu rechtfertigen. Als Eintrittsgeldersatz sozusagen.
G und ich liefen also durch den Park, bewaffnet mit insgesamt drei Keulen und ernteten natürlich entsprechende Kommentare. Was wir zu erlegen gedenken, wurden wir gefragt. Besser: Wurden wir nicht gefragt, denn obgleich die Frage uns galt, wurde sie an die eigene Gruppe gestellt, damit diese Gelächter von sich geben konnte.
Irgendwann hielten wir inne. Ich zeigte G, was er mit den Keulen anzufangen habe. Daß die Balljonglage eine nicht unbdeingt notwendige aber keineswegs unnötige Voraussetzung für die Keulenjonglage sei, sah er ein und versuchte sich alsbald an den kleinen Runddingern, die natürlich trotzdem nicht selten ins feuchte Gras fielen.
Irgendwann warfen wir einander Keulen zu, frönten schließlich gar einem Rechts-Links-Rhythmus, auch über größere Entferungen hinweg. Es ist nicht leicht, eine rotierende Keule zu fangen; demensprechend ehrgeizig war unser Bemühen, dem Plastik keinen Bodenkontakt zu gewähren.
Nachdem ich mir einen und G sich zwei Finger mit ausreichend Schlechtfangschmerz befüllt hatten, hielten wir inne, legten eine Pause ein. Gs Grashalmtröte zerfetzte die Luft und mehrere Halme, bevor wir dazu übergingen, uns die drei mitgebrachten Jonglierbälle zuzuwerfen - und jeweils nur mit einer Hand zu fangen.
Eigentlich mag ich ja auf mich zufliegende Objekte überhaupt nicht, doch den handtellergroßen, vierfarbigen Bällen vertraute ich längst und versuchte mein möglichstes, Gs Würfen meine fangende Hand entgegenzusetzen. Ich war ein schlechter Fänger, das sah ich ein. Allerdings warf ich ganz gut und zielgenau. Trotzdem wurde mit jedem unserer Würfe der Abstand zwischen uns größer, und wir mußten uns mühen, dem Ball ausreichend Zielerreichgeschwindigkeit mitzugeben.
Irgendwann während dieser Werferei wurde mir bewußt, was wir taten: Wir warfen Bälle hin und her und fingen sie. Mehr nicht. Und doch verausgabten wir uns, fanden Freude in diesem simplen Spiel. Hätte mich irgendwer gefragt, ob ich mit ihm einen Ball hin- und herwerfen möchte, hätte ich vermutlich abgelehnt. "Langweilig.", wäre wohl eine meiner Begründungen gewesen.
Doch in diesem Momenten fand ich keine Langeweile. Nur den Wunsch, den Ball höher, schneller, weiter, treffsicherer zu werten, ihn häufiger, aus unmöglichsten Höhen und Positionen zu fangen. Und sichtliches Vergnügen.
Alsbald gaben wir der Erschöpfung nach und brachen auf. Wir suchten ein nahegelegene Lokalität auf, besetzten den Platz einer unauffindbaren Zechprellerin, die ein Drittel ihres Bieres stehengelassen hatte, bestellten Trinkbares und tranken. Ich entdeckte einen ehemaligen Mitschüler, der bei erwähntem Radiosender tätig zu sein schien, doch spürte minimales Inetresse, den verlorenen Kontakt zu ihm wiederherzustellen.
Als Glas und Tasse geleert waren, bezahlten[!] wir und begaben uns schließlich heimwärts.
[Im Hintergrund: Tool - "10,000 Days"]
morast - 2. Mai, 18:49 - Rubrik:
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