Stillstand
"Tja.", sagte ich und lächelte. Du schautest ungläubig, mit großen Augen, so wie du es immer tatest, wenn ich dir etwas erzählte, von dem du wusstest, dass es nicht wahr sein konnte. Doch diesmal war alles wahr. Jedes einzelne Wort.
Wenn ich dir lange genug in die Augen blickte, glaubte ich einen Funken der Erkenntnis in ihnen zu erkennen, eine Ahnung, die dich im letzten Augenblick noch zu berühren vermocht hatte. Vielleicht war der Funken aber auch nur der des Schalks, das Kichern, das sich sonst bei jedem noch so ernsten Wort in deinen Blicken versteckte, als wüsstest du mehr als alle anderen.
Die Zeit stand still.
Das hätte ein romantischer Augenblick sein können, ein Augenblick, wie er in zahlreichen Romanen und Filmen bereits tausendfach zelebriert wurde, ein Innehalten des Sekundenzeigers just in dem Moment, als sich unsere Blicke trafen. Doch das war es nicht. Die Zeit erstarrte, ich blickte mich um, lächelte und schaute dir ins Gesicht, sah die Augen. So einfach war das.
Die Welt war wie gefroren, bewegte sich nicht, weigerte sich, ihrem weiteren Lauf zu folgen.
Du hattest mir nicht geglaubt, dachte ich, doch nun hatte ich es dir bewiesen. Beziehungsweise mir bewiesen, denn dich hatte das Begreifen noch nicht erreichen können. Dazu fehlte ihm, euch, die Zeit.
Ich legte den Hammer weg und betrachtete die kläglichen Reste von dem, was einst eine Armbanduhr gewesen war. Eine Kinderarmbanduhr, um genau zu sein. Eine Kinderarmbanduhr, auf der Goofy mit langen, tollpatschigen Zeigerarmen verkündete, wie spät es gerade war.
"Die Uhr ist hässlich.", hattest du gesagt, und ich hatte sie nicht widersprochen.
"Die Uhr ist hässlich und albern.", hattest du gesagt. "Leg sie weg."
"Ich muss sie beschützen.", hatte ich gemeint, doch du hattest mit dem Kopf geschüttelt.
"Du bist erwachsen. Leg sie weg.". Deine Stimme war hart geworden, doch in deinen Blicken hatte ich noch immer den Funken entdecken können, den ich so liebte.
"Wenn die Uhr stehenbleibt, bleibt die Zeit stehen.", sagte ich, und bemühte mich, nicht allzu salbungsvoll zu klingen.
"Was?"
"Wenn die Uhr stehenbleibt, bleibt die Zeit stehen.", wiederholte ich.
"Quatsch." hattest du gesagt, und es war geschehen, was geschehen war.
Die Zeit stand still. gerne hätte ich gewusst, wie lange ich nun schon hier saß und den Stillstand der Zeit, den Stillstand aller Dinge, betrachtete, doch es gab keine Minuten mehr, keine Sekunden, keine Tage. Nur Starre, eine zertrümmerte Uhr und mich.
Ich küsste dir auf die Stirn. Deine weiche Haut war kühler Fels.
Ich warf einen letzten Blick auf die Uhr. Vielleicht war es keine allzu gute Idee gewesen, sie zu zerstören, dachte ich, und mein Lächeln welkte dahin. Vielleicht, überlegte ich weiter, gibt es aber eine weitere Uhr, eine, die nur darauf wartet, von mir gefunden zu werden, eine Uhr, die den Stillstand der Sekunden beendet und dem Dasein wieder Leben einhaucht.
Vielleicht, dachte ich, vielleicht.
Sie zu finden, wird nicht einfach, dachte ich, und spürte, wie das Lächeln meine Lippen wiederfand:
"Zumindest habe ich Zeit."
Wenn ich dir lange genug in die Augen blickte, glaubte ich einen Funken der Erkenntnis in ihnen zu erkennen, eine Ahnung, die dich im letzten Augenblick noch zu berühren vermocht hatte. Vielleicht war der Funken aber auch nur der des Schalks, das Kichern, das sich sonst bei jedem noch so ernsten Wort in deinen Blicken versteckte, als wüsstest du mehr als alle anderen.
Die Zeit stand still.
Das hätte ein romantischer Augenblick sein können, ein Augenblick, wie er in zahlreichen Romanen und Filmen bereits tausendfach zelebriert wurde, ein Innehalten des Sekundenzeigers just in dem Moment, als sich unsere Blicke trafen. Doch das war es nicht. Die Zeit erstarrte, ich blickte mich um, lächelte und schaute dir ins Gesicht, sah die Augen. So einfach war das.
Die Welt war wie gefroren, bewegte sich nicht, weigerte sich, ihrem weiteren Lauf zu folgen.
Du hattest mir nicht geglaubt, dachte ich, doch nun hatte ich es dir bewiesen. Beziehungsweise mir bewiesen, denn dich hatte das Begreifen noch nicht erreichen können. Dazu fehlte ihm, euch, die Zeit.
Ich legte den Hammer weg und betrachtete die kläglichen Reste von dem, was einst eine Armbanduhr gewesen war. Eine Kinderarmbanduhr, um genau zu sein. Eine Kinderarmbanduhr, auf der Goofy mit langen, tollpatschigen Zeigerarmen verkündete, wie spät es gerade war.
"Die Uhr ist hässlich.", hattest du gesagt, und ich hatte sie nicht widersprochen.
"Die Uhr ist hässlich und albern.", hattest du gesagt. "Leg sie weg."
"Ich muss sie beschützen.", hatte ich gemeint, doch du hattest mit dem Kopf geschüttelt.
"Du bist erwachsen. Leg sie weg.". Deine Stimme war hart geworden, doch in deinen Blicken hatte ich noch immer den Funken entdecken können, den ich so liebte.
"Wenn die Uhr stehenbleibt, bleibt die Zeit stehen.", sagte ich, und bemühte mich, nicht allzu salbungsvoll zu klingen.
"Was?"
"Wenn die Uhr stehenbleibt, bleibt die Zeit stehen.", wiederholte ich.
"Quatsch." hattest du gesagt, und es war geschehen, was geschehen war.
Die Zeit stand still. gerne hätte ich gewusst, wie lange ich nun schon hier saß und den Stillstand der Zeit, den Stillstand aller Dinge, betrachtete, doch es gab keine Minuten mehr, keine Sekunden, keine Tage. Nur Starre, eine zertrümmerte Uhr und mich.
Ich küsste dir auf die Stirn. Deine weiche Haut war kühler Fels.
Ich warf einen letzten Blick auf die Uhr. Vielleicht war es keine allzu gute Idee gewesen, sie zu zerstören, dachte ich, und mein Lächeln welkte dahin. Vielleicht, überlegte ich weiter, gibt es aber eine weitere Uhr, eine, die nur darauf wartet, von mir gefunden zu werden, eine Uhr, die den Stillstand der Sekunden beendet und dem Dasein wieder Leben einhaucht.
Vielleicht, dachte ich, vielleicht.
Sie zu finden, wird nicht einfach, dachte ich, und spürte, wie das Lächeln meine Lippen wiederfand:
"Zumindest habe ich Zeit."
morast - 16. Feb, 17:52 - Rubrik: Wortwelten
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