Wenn Peter lachte
"Lach leise.", ermahnte ich ihn zum zweiten Mal, doch selbst das fand Peter lustig. Er war ein einfaches Gemüt, konnte sich an Winzigstem erfreuen, stundenlang einen Grashalm beschmunzeln oder über einen leeren Einkaufsbeutel kichern. Und jedesmal, wenn er lachte, starb irgendwo ein Schmetterling.
Eigentlich starb kein Schmetterling. Wir hatten zumindest noch nie beobachten können, dass, während Peter lachte, plötzlich ein Schmetterling vom Himmel fiel. Aber ich hegte einen Verdacht, und man konnte nie vorsichtig genug sein.
"Lach leise.", sagte ich daher und ergänzte zum wahrscheinlich zehntausendsten Mal "Denk an die Schmetterlinge."
Der Gedanke an sterbende Schmetterlinge betrübte Peter immer ein wenig, und für einen Augenblick lang konnte ich dann aufatmen. Sicherlich war es wenig heldenhaft, meinem jüngeren Bruder das Lachen zu verbieten und sich darüber zu freuen, wenn er durch trübe Stimmungssümpfe watete. Doch noch weniger heldenhaft war es vermutlich, Schmetterlinge zu töten.
"Ich möchte keine Schmetterlinge töten.", murmelte Peter, und eine winzige Träne schimmerte in seinem Auge.
"Schhhh. Nicht weinen.", tröstete ich ihn. Mir tat es Leid, ihn so traurig zu sehen. Traurige kleine Brüder können einem das Herz zerfetzen.
"Vielleicht ist ja alles gar nicht so schlimm. Vielleicht stirbt gar kein Schmetterling, wenn du lachst.", redete ich auf ihn ein. "Vielleicht bilden wir uns das alles nur ein."
Peters Antlitz erhellte sich.
"Vielleicht interessieren sich Schmetterlinge überhaupt nicht für Gelächter.", ergänzte ich, um auch die letzte Sorgenfalte von seiner Stirn zu bügeln.
Peter schmunzelte wieder. Ich hatte es geschafft.
Vor dem Küchenfenster tanzten zwei Schmetterlinge miteinander durch die Luft. Rasch wandte ich den Blick ab, bevor Peter es sah. Doch es war zu spät.
"Guck mal, Schmetterlinge!", rief er, rannte ans Fenster und erfreute sich am spielerischen Geflatter der zwei Flügeltiere. Als sie einander kurz berührten, lachte Peter vergnügt auf.
Wie vom Blitz getroffen hielten die Schmetterlinge plötzlich inne und segelten leblos zu Boden.
Peter war schockiert. "Sind sie ... tot?"
Ich nickte, keines gesprochenen Wortes mehr mächtig.
Peter begann zu weinen. "Es tut mir leid!", rief er wieder und wieder, und Tränen schossen über seine Wangen, bilden winzige Bäche salziger Fluten.
"Es tut mir so Leid!"
Eine feuchte Perle löste sich von seinem Kinn und fiel auf den Boden. Dort wo sie aufprallte, zischte es kurz, und plötzlich entstand ein ganzer Schwarm Schmetterlinge, flatterte in wirrer Schönheit durch den Raum, fand das offene Küchenfenster und flog hinaus, ins Freie. Mit verzücktem Lächeln starrte ich ihnen hinterher.
Peter lachte.
Eigentlich starb kein Schmetterling. Wir hatten zumindest noch nie beobachten können, dass, während Peter lachte, plötzlich ein Schmetterling vom Himmel fiel. Aber ich hegte einen Verdacht, und man konnte nie vorsichtig genug sein.
"Lach leise.", sagte ich daher und ergänzte zum wahrscheinlich zehntausendsten Mal "Denk an die Schmetterlinge."
Der Gedanke an sterbende Schmetterlinge betrübte Peter immer ein wenig, und für einen Augenblick lang konnte ich dann aufatmen. Sicherlich war es wenig heldenhaft, meinem jüngeren Bruder das Lachen zu verbieten und sich darüber zu freuen, wenn er durch trübe Stimmungssümpfe watete. Doch noch weniger heldenhaft war es vermutlich, Schmetterlinge zu töten.
"Ich möchte keine Schmetterlinge töten.", murmelte Peter, und eine winzige Träne schimmerte in seinem Auge.
"Schhhh. Nicht weinen.", tröstete ich ihn. Mir tat es Leid, ihn so traurig zu sehen. Traurige kleine Brüder können einem das Herz zerfetzen.
"Vielleicht ist ja alles gar nicht so schlimm. Vielleicht stirbt gar kein Schmetterling, wenn du lachst.", redete ich auf ihn ein. "Vielleicht bilden wir uns das alles nur ein."
Peters Antlitz erhellte sich.
"Vielleicht interessieren sich Schmetterlinge überhaupt nicht für Gelächter.", ergänzte ich, um auch die letzte Sorgenfalte von seiner Stirn zu bügeln.
Peter schmunzelte wieder. Ich hatte es geschafft.
Vor dem Küchenfenster tanzten zwei Schmetterlinge miteinander durch die Luft. Rasch wandte ich den Blick ab, bevor Peter es sah. Doch es war zu spät.
"Guck mal, Schmetterlinge!", rief er, rannte ans Fenster und erfreute sich am spielerischen Geflatter der zwei Flügeltiere. Als sie einander kurz berührten, lachte Peter vergnügt auf.
Wie vom Blitz getroffen hielten die Schmetterlinge plötzlich inne und segelten leblos zu Boden.
Peter war schockiert. "Sind sie ... tot?"
Ich nickte, keines gesprochenen Wortes mehr mächtig.
Peter begann zu weinen. "Es tut mir leid!", rief er wieder und wieder, und Tränen schossen über seine Wangen, bilden winzige Bäche salziger Fluten.
"Es tut mir so Leid!"
Eine feuchte Perle löste sich von seinem Kinn und fiel auf den Boden. Dort wo sie aufprallte, zischte es kurz, und plötzlich entstand ein ganzer Schwarm Schmetterlinge, flatterte in wirrer Schönheit durch den Raum, fand das offene Küchenfenster und flog hinaus, ins Freie. Mit verzücktem Lächeln starrte ich ihnen hinterher.
Peter lachte.
morast - 14. Jul, 13:40 - Rubrik: Wortwelten
1 Kommentar - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Henning (Gast) - 27. Jul, 00:16
Einfach gut! Ich liebe deine Geschichten, die am Ende immer eine sagen wir mal ironische Wendung nehmen :-)
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