Montag, 31. Januar 2005

der sinn des lebens

ich maße mir nicht an, über sinn und unsinn des lebens diskutieren zu wollen, will auch keine these verbreiten, welchen sinn das dasein auf erden für uns menschen bereithält, keine mutmaßungen äußern über die mögliche individualität jenes lebenssinns; mein einziges verlangen in diesen zeilen wird sein, den sinn des lebens bzw. die suche nach ihm zu hinterfragen. was also ist der sinn des sinns des lebens?

was ich mich frage, ist beipielsweise, ob sich die suche nach dem sinn des lebens (SDL) überhaupt lohnt. die frage klingt albern, höre ich doch schon ein empörtes "natürlich!" aus imaginären publikum. doch derart selbstverständlich scheint mir das nicht zu sein, frage ich mich doch, ob der SDL an einem vorübergegangen ist, wenn man ihn nicht herausfand. ist also nur derjenige, der weiß, worin der SDL besteht, auch imstande, sein leben mit sinn zu befüllen? oder vermag auch der unwissende, derjenige, der nicht um den SDL weiß, ein erfülltes und sinnvolles leben zu führen? wenn dem so ist, wenn eigentlich jeder imstande ist, unwissend durch seine existenz zu wandeln und den sinn trotzdem zu erreichen, dann lohnt sich die suche womöglich nicht, insbesondere wenn sich diese als aufwendig und langwierig herausstellen sollte. immerhin hat man die möglichkeit bei versagen, wenn man also den SDL nicht herausfinden konnte, trotzdem diesen - zufälligerweise oder durch hingabe an sein innerstes ich oder wasauchimmer - zu erreichen. diese möglichkeit ist bei der alternative nicht gegeben: ist die erfüllung des lebens mit sinn nur den wissenden, den sinnkennenden, vorbehalten, so lohnt sich die suche noch weniger, da es nun zwingend notwendig wird, diese mit erfolg zu krönen, wenn man nicht vergebens gelebt haben möchte. es besteht also die pflicht des suchenden, eine doppelte odyssee durchzuführen: zum einen zum finden des SDL, zum anderen zu dessen erfüllung.

daher zeigt sich, daß egal wie es sich verhält, der sinnsuchende immer im nachteil ist gegenüber dem, der nur dahinlebt, ohne sich um den SDL zu scheren. ob nun irgendwann, nach erfüllung des lebens mit sinn, der sinnsuchende sich einen vorteil gegenüber dem scheinbar tumben verschafft haben wird, ist auch nicht gewiß und hängt vermutlich davon ab, wie der sinn beschaffen ist. das jedoch bringt mich zu einer weiteren fragestellung:
was passiert, wenn der sinn gefunden ist?

der SDL kann nur auf drei mögliche arten beschaffen sein. zum einen derart, daß er erfüllt werden kann, jetzt im augenblick oder zu späterem zeitpunkt. er ist erfüllbar, was bedeutet, daß es womöglich im leben einen punkt geben wird, an dem man feststellt, daß dieses von sinn erfüllt ist. doch was geschieht danach? welchen sinn hat das dasein nun noch, da scheinbar alles erreicht wurde? verbleibt anschließend noch sinn in der eigenen existenz? treibt man dann seelenlos durch die zeit, womöglich beglückt und von allem irdischen befreit, womöglich aber schwersten herzens, jeden verstreichenden augenblick als unsinnige qual empfindend?

die zweite variante besteht darin, daß er, der SDL, unerfüllbar ist. das ist wohl die ernüchternste, kann man doch dann gleich aufhören, weiterleben zu wollen. schließlich verfügt man nun über das wissen, daß alles eigene streben letztendlich sinnlos gewesen sein wird, daß die erfüllung unerreichbar bleiben wird. vbermutlich wünscht man sich dann, daß man nie erfahren hätte, nie hätte wissen wollen, was der verfluchte SDL denn nun ist.

die dritte und letzte variante halte ich für die wahrscheinlichste: der sinn erfüllt sich im leben. ich meine nicht, daß der SDL gleichzusetzen ist mit dem leben an sich, daß also jeder, der lebt automatisch dem leben einen sinn verleiht. nein, ich meine, daß der sinn eine sache ist, die sich in schritten erfüllt, im laufe des daseins langsam erfüllung findet. vielleicht ist dann der SDL veränderlich, paßt sich dem eigenen dasein an, gibt sich stückchenweise preis, läßt sich stückchenweise erfüllen und setzt immer neue ziele, neue fluchtpunkte.

eine vierte und fünfte variante fallen mir noch ein. viertens: der sinn des lebens erfüllt sich im tod. diese möglichkeit gefällt natürlich nicht besonders, da es dadurch möglich ist, zeitlebens herumzudümpeln und letztendlich doch den sinn zu erfahren, bzw. weil auch so alles streben nichts nützt, da erst der tod die erlösung, denn sinn, bringt.

fünftens und letztens: es gibt keinen sinn, keinen SDL. eine traurige variante, die natürlich alles streben vergebens macht und das leben an sich als "sinnlos" deklariert.

möge der geneigte leser sich nun seine favorisierte variante auswählen...
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