Dienstag, 22. März 2005

Von Batman bis Bambi

Ich bin 23 Jahre alt.

Vielleicht stimmt es, daß Männer nie erwachsen werden. Vielleicht stimmt es auch, daß ich eine Macke habe. Oder mehrere. Auf jeden Fall bestand heute mehrfach Anlaß, an meinem Geisteszustand Alter zu zweifeln. Schließlich verschlug es mich beim Besuch der örtlichen Karstadt-Filiale mal wieder in die Spielzeugabteilung [fadenscheinige Ausrede: Die ist gleich neben der Musik-/Video-Abteilung...].

Ich weiß nicht, wie lange ich vor dem Regal stand, aber ich muß gestehen, daß ich eine geraume Weile brauchte, um zu realisieren, daß ich plötzlich den innigen Wunsch hegte, mir eine Batman-Actionfigur zuzulegen [inklusive funktionstüchtigem Bat-Signal!]. Und nicht meine Vernunft, mein erwachsenes, rationelles Denken, vermochte es, mich vom Kauf abzuhalten, mir der Unsinnigkeit meines Wunsches bewußt zu werden, sondern nur der lächerliche Umstand, daß ich ein wenig unzufrieden mit einigen Kleinigkeiten des Figur-Designs war.

Hastig eilte ich weiter. Eine riesige SpongeBob-Figur thronte auf einem Reagl und forderte mich auf, seine Nase zu drücken. Ich zögerte nicht und drückte.
"Oooooh, meine Nase!", wunderte sich der plüschige SpongeBob.
Ich kicherte lautlos, drückte erneut.
"Tröööt!"
Nochmal.
"Hey, laß meine Nase los!"
Ich wette, meine Augen leuchteten vor Vergnügen. Doch ich tat SpongeBob den Gefallen, ließ seine Nase los und ging.

Im Saturn setzte ich mich auf ein bequemes Möbelstück, das vor dem Fernseher positioniert war. "Bambi" lief. Verwirrt realisierte ich, daß ich noch nie in meinem Leben "Bambi" gesehen hatte. Gebannt starrte ich auf den riesigen Bildschirm. Ich hörte nichts, doch das, was ich sah, beeindruckte mich, weckte den Künstler in mir, der die Details, die Kunstfertigkeit des 63 Jahre alten Films bewunderte. Ich wußte nicht, worum es ging, hatte den Großteil des Filmes verpaßt [Bambi war längst erwachsen], doch konnte mich nicht abwenden.

Erst als neben mir zwei Teenager kicherten und auf mich herabblickten, als wäre ich meines Verstandes beraubt worden, löste mich verwundert von den bunten Bildern und stand auf.

Vielleicht sollte ich niemals erwachsen werden.
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