Defekt II
Ungeachtet meiner Ermahnungen mir selbst gegenüber, den Zettel, auf dem ich die Bearbeitungsnummer meines EC-Karten-Verschwindens vom Freitag notiert hatte, nicht zu verlegen, vergaß ich ihn in Halle. Schließlich handelte es bei dem Zettel nicht um einen solchen, sondern um die erste Seite des Romans "Carrie" von Stephen King, den ich bis vor kurzem noch las und dann aus Belastungsgründen in der Wohnung meiner Mutter zurückließ.
Kein Problem, dachte ich, als ich meine Vergesslichkeit bemerkte, wenn die EC-Karte am Montag im Briefkasten liegen würde, wäre die Bearbeitungsnummer unnütz geworden - außer natürlich, wenn ich mir die acht Euro Telefonkosten wiederholen wollte. Doch der Briefkasten hielt weder am gestrigen Montag noch heute irgendetwas für mich bereit, uns so belästigte ich meine Mutter telefonisch mit der Frage nach der erwähnten Bearbeitungsnummer.
In dem Augenblick, da ich sie mir notiert hatte, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich denn nun anrufen müsste. Sicherlich, bei der Deutschen Bahn, doch die Nummer vom Fahrkartenautomatennotfalldienst hatte ich mir in all dem Wirrwarr nicht notiert, und nun saß ich zu Hause fernab jenes Automaten, auf den die Notfallnummer aufgebracht worden war. Das allmächtige Internet kann bestimmt helfen, dachte ich sogleich und begab mich auf die Bahn-Seite, wo ich erstaunlich rasch mehrere Kontaktnummern fand, die allesamt äußerst kostenpflichtig waren.
Natürlich entdeckte ich keine Nummer, die meinen Problemfall betraf, oder irgendeine, die etwas mit Verlusten oder Fahrkartenautomatenproblemen zu tun hatte. Also rief ich zunächst die allgemeine Nummer an, die sich zwar vorrangig mit sogenanntem Reise-Service beschäftigte, aber vielleicht imstande wäre, mich irgendwie weiterzuvermitteln. Ich wurde tatsächlich weitervermittelt, aber leider ins Reiseservice-Nirgendwo, wo ein Österreicher mir kaum verständlich Vorhaltungen machte, warum ich ausgerechnet ihn anriefe, woher er jetzt bitte schön die richtige Nummer haben soll und vor allem warum ich mir damals nicht die Fahrkartenautomatenstörservicenummer notiert hatte.
Gerne hätte ich ihm mit semifreundlichen, aber bestimmten Worten erläutert, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht eben wenig genervt und mit wesentlich Bedeutsamerem beschäftigt gewesen war, als mich daran zu erinnern, die alberne Telefonnummer zu notieren, doch ließ ich es bleiben, verschabschiedete mich rasch und legte auf. Schließlich bezahlte ich gerade gefühlte Tausendmillionen Euro pro Sekunde.
[Zur Verteidigung der Bahn sei zwischenbemerkt, dass nicht die Warterei, sondern nur das eigentliche Telefonat kostenpflichtig war und dass auch nach der Weitervermittlung die Kosten angesagt wurden. ]
Ich richtete mich darauf ein, am nächsten Tag den Fahrkartenautomaten zu besuchen und die Nummer abzuschreiben, da fiel mein Blick auf eine Servicenummer für BahnCard-Inhaber, bei der man nicht nur BahnCard-bezogene Sorgen äußern konnte. Und obgleich meine Telefonrechnung mich bettelnd ansah, sie zu verschonen, rief ich an.
Eine erstaunlich freundliche junge Dame nahm ab, und ich fasste meine Problematik kurz zusammen. Ob sie mir weiterhelfen könne, fragte ich vorsichtig. Sie konnte, denn wenige Sekunden später hatte sie mir eine Fahrkartenautomatenservicenummer herausgesucht. Sie konnte nicht garantieren, dass dies die richtige sei, doch glaubte es. Ich war angenehm verblüfft und wählte die soeben erhaltene Nummer.
Schon die dämliche Wartemelodie ließ mich erkennen, dass ich an der richtigen Stelle gelandet war. Ebenso die nicht minder dämliche Stimme, die meinte, dass "noch immer" keine Mitarbeiter frei seien. Ich wartete.
Als sich endlich jemand meldete, ahnte ich Schlimmes. Der Mann am anderen Ende nuschelte. Extram. Ihm zuzuhören bedeutete, das Gesprochene aufzunehmen, zu verarbeiten und dann erst verstehen zu können. Ich seufzte innerlich, schilderte meine Sorgen, gab die Bearbeitungsnummer - und erwirkte nichts.
Ich solle am nächsten Tag noch einmal anrufen. Zu einer Zeit, wo die Servicehotlinemitarbeiter sich mit den Technikern und deren Mitarbeitern in Verbindung setzen konnten, um herauszufinden, ob meine EC-Karte bereits verschickt wurde oder nicht. Im Augenblick könne er nichts tun.
Wozu hast du dann erst die Bearbeitungsnummer erfragt?, wollte ich schreien. Wozu gibt es eure dämliche Hotline überhaupt, wenn das einzige, was ihr tut, darin zu bestehen scheint, die Abwesenheit von Technikern kundzutun und Bearbeitungsnummern zu vergeben? Wie oft soll ich diese beschissen-teure Hotline noch anrufen, verdammtnochmal?
Wortlos legte ich auf, wissend, keinen Schritt vorangekommen zu sein und meine 8-Euro-Telefonrechnung beträchtlich erweitert zu haben.
Die ganze Geschichte: Teil I, Teil III, Teil IV, Teil V
Kein Problem, dachte ich, als ich meine Vergesslichkeit bemerkte, wenn die EC-Karte am Montag im Briefkasten liegen würde, wäre die Bearbeitungsnummer unnütz geworden - außer natürlich, wenn ich mir die acht Euro Telefonkosten wiederholen wollte. Doch der Briefkasten hielt weder am gestrigen Montag noch heute irgendetwas für mich bereit, uns so belästigte ich meine Mutter telefonisch mit der Frage nach der erwähnten Bearbeitungsnummer.
In dem Augenblick, da ich sie mir notiert hatte, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich denn nun anrufen müsste. Sicherlich, bei der Deutschen Bahn, doch die Nummer vom Fahrkartenautomatennotfalldienst hatte ich mir in all dem Wirrwarr nicht notiert, und nun saß ich zu Hause fernab jenes Automaten, auf den die Notfallnummer aufgebracht worden war. Das allmächtige Internet kann bestimmt helfen, dachte ich sogleich und begab mich auf die Bahn-Seite, wo ich erstaunlich rasch mehrere Kontaktnummern fand, die allesamt äußerst kostenpflichtig waren.
Natürlich entdeckte ich keine Nummer, die meinen Problemfall betraf, oder irgendeine, die etwas mit Verlusten oder Fahrkartenautomatenproblemen zu tun hatte. Also rief ich zunächst die allgemeine Nummer an, die sich zwar vorrangig mit sogenanntem Reise-Service beschäftigte, aber vielleicht imstande wäre, mich irgendwie weiterzuvermitteln. Ich wurde tatsächlich weitervermittelt, aber leider ins Reiseservice-Nirgendwo, wo ein Österreicher mir kaum verständlich Vorhaltungen machte, warum ich ausgerechnet ihn anriefe, woher er jetzt bitte schön die richtige Nummer haben soll und vor allem warum ich mir damals nicht die Fahrkartenautomatenstörservicenummer notiert hatte.
Gerne hätte ich ihm mit semifreundlichen, aber bestimmten Worten erläutert, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht eben wenig genervt und mit wesentlich Bedeutsamerem beschäftigt gewesen war, als mich daran zu erinnern, die alberne Telefonnummer zu notieren, doch ließ ich es bleiben, verschabschiedete mich rasch und legte auf. Schließlich bezahlte ich gerade gefühlte Tausendmillionen Euro pro Sekunde.
[Zur Verteidigung der Bahn sei zwischenbemerkt, dass nicht die Warterei, sondern nur das eigentliche Telefonat kostenpflichtig war und dass auch nach der Weitervermittlung die Kosten angesagt wurden. ]
Ich richtete mich darauf ein, am nächsten Tag den Fahrkartenautomaten zu besuchen und die Nummer abzuschreiben, da fiel mein Blick auf eine Servicenummer für BahnCard-Inhaber, bei der man nicht nur BahnCard-bezogene Sorgen äußern konnte. Und obgleich meine Telefonrechnung mich bettelnd ansah, sie zu verschonen, rief ich an.
Eine erstaunlich freundliche junge Dame nahm ab, und ich fasste meine Problematik kurz zusammen. Ob sie mir weiterhelfen könne, fragte ich vorsichtig. Sie konnte, denn wenige Sekunden später hatte sie mir eine Fahrkartenautomatenservicenummer herausgesucht. Sie konnte nicht garantieren, dass dies die richtige sei, doch glaubte es. Ich war angenehm verblüfft und wählte die soeben erhaltene Nummer.
Schon die dämliche Wartemelodie ließ mich erkennen, dass ich an der richtigen Stelle gelandet war. Ebenso die nicht minder dämliche Stimme, die meinte, dass "noch immer" keine Mitarbeiter frei seien. Ich wartete.
Als sich endlich jemand meldete, ahnte ich Schlimmes. Der Mann am anderen Ende nuschelte. Extram. Ihm zuzuhören bedeutete, das Gesprochene aufzunehmen, zu verarbeiten und dann erst verstehen zu können. Ich seufzte innerlich, schilderte meine Sorgen, gab die Bearbeitungsnummer - und erwirkte nichts.
Ich solle am nächsten Tag noch einmal anrufen. Zu einer Zeit, wo die Servicehotlinemitarbeiter sich mit den Technikern und deren Mitarbeitern in Verbindung setzen konnten, um herauszufinden, ob meine EC-Karte bereits verschickt wurde oder nicht. Im Augenblick könne er nichts tun.
Wozu hast du dann erst die Bearbeitungsnummer erfragt?, wollte ich schreien. Wozu gibt es eure dämliche Hotline überhaupt, wenn das einzige, was ihr tut, darin zu bestehen scheint, die Abwesenheit von Technikern kundzutun und Bearbeitungsnummern zu vergeben? Wie oft soll ich diese beschissen-teure Hotline noch anrufen, verdammtnochmal?
Wortlos legte ich auf, wissend, keinen Schritt vorangekommen zu sein und meine 8-Euro-Telefonrechnung beträchtlich erweitert zu haben.
Die ganze Geschichte: Teil I, Teil III, Teil IV, Teil V
morast - 3. Jun, 22:43 - Rubrik: Bahnbegegnungen
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
G (Gast) - 4. Jun, 17:04
Äääähmmm...
... ich nutze regelmäßig die Wahlwiederholungsspeicherung meines Handys, welche ca. 20 Telefonummern -automatisch- speichert, um diverse blöde, Nummern wiederabzurufen. Prinzipiell müßte man jeden Cent von der DB wieder verlangen und außerdem sollten die dir ein Jahresbahnkostenlosnutzerwiedergutmachungsabo schenken (leider beinhaltet dieser Satz zu viel Konjunktiv).
morast - 5. Jun, 09:46
Siehe Defekt III.
Mal sehen, was sich entwickelt...
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