Lernfähig
Manchmal lernt man etwas.
Als Kind beispielsweise lernte ich, dass es dem eigenen Zahnbestand schadet, träumend Fahrrad zu fahren und dadurch gegen ein parkendes Auto zu prallen. Ich lernte, dass Fahrradlenker hart sind und dass ein blutüberströmtes Knie unbedeutend wirkt gegenüber dem plötzlichen Fehlen von Schneidezahnteilen. Ich lernte, dass Klassenkameraden auch imstande sind, ihren Spott zu verkneifen, und Zahnärzte zu fürchten. Insgesamt lernte ich eine Menge, und seitdem habe ich es gründlichst vermieden, auf andere Autos aufzufahren.
Als ich gestern von einer größeren in eine kleinere Straße abbiegen wollte, rutschte der Vorderreifen meines Fahrrads in Straßenbahngleise. Die bereits begonnene Linksbewegung wurde abrupt gestoppt, und Augenblicke später lag ich schmerzbedeckt mitten auf der Straße. Nur ein einziges Auto war zu sehen, dessen Weg ich jedoch versperrte. Also stand ich auf, klaubte mein Rad vom Boden und schob es, humpelnd und das Gefährt als Krücke missbrauchend, auf den Bürgersteig. Irgendwas stimmte nicht mit dem Fahrrad, doch das hatte keine Prioriät. Erst einmal wollte ich mich hinhocken, die Zähne zusammenbeissen und darauf warten, dass der Schmerz vorübergeht.
Der Fahrer des einzigen Autos erkundigte sich nach meinem Befinden, doch ich winkte nur ab. Der Schmerz würde nachlassen, wusste ich; ich brauchte nur ein paar Sekunden Ruhe. Und tatsächlich, nach einer Weile stand ich auf und begann, mein Fahrrad zu begutachten. Das Vorderrad hatte sich ein wenig verzogen, doch mit wenigen Handgriffen hatte ich die Flügelschrauben gelockert, das Rad justiert, die Bremsbacken auserichtet und mein Fahrrad wieder repariert.
Ich selbst hatte, wie ich nun feststellen musste, mehr Schaden erlitten. Meine linke Pobacke schmerzte, und ich freute mich auf den Anblick eines riesigen blauen Flecks. Außerdem gab es irgendwo am linken Schienbein noch eine versehrte Stelle, doch war die im Augenblick ohne Bedeutung. Ansonsten war nichts geschehen; selbst meine Kleidung war ohne Löcher oder Risse davongekommen. Ich schwang mich auf das Rad und fuhr heim.
Was aber hatte ich gelernt? Dass es durchaus Menschen gibt, die willens sind, Hilfe anzubieten, weiß ich längst, so sehr es mich auch immer wieder freut. Dass ich Straßenbahngleise meiden sollte, hatte ich bereits mehrere Male erfahren. Dass Asphalt hart ist und Schmerz vergeht, wusste ich auch schon. Und dass mein Fahrrad nicht so leicht kleinzukriegen ist, war mir auch bereits bekannt.
'Manchmal lernt man etwas.', dachte ich, während ich erstaunlich behende die Stufen zu meiner Wohnung erklomm. 'Doch dieser Unfall war einfach nur dämlich.'
Als Kind beispielsweise lernte ich, dass es dem eigenen Zahnbestand schadet, träumend Fahrrad zu fahren und dadurch gegen ein parkendes Auto zu prallen. Ich lernte, dass Fahrradlenker hart sind und dass ein blutüberströmtes Knie unbedeutend wirkt gegenüber dem plötzlichen Fehlen von Schneidezahnteilen. Ich lernte, dass Klassenkameraden auch imstande sind, ihren Spott zu verkneifen, und Zahnärzte zu fürchten. Insgesamt lernte ich eine Menge, und seitdem habe ich es gründlichst vermieden, auf andere Autos aufzufahren.
Als ich gestern von einer größeren in eine kleinere Straße abbiegen wollte, rutschte der Vorderreifen meines Fahrrads in Straßenbahngleise. Die bereits begonnene Linksbewegung wurde abrupt gestoppt, und Augenblicke später lag ich schmerzbedeckt mitten auf der Straße. Nur ein einziges Auto war zu sehen, dessen Weg ich jedoch versperrte. Also stand ich auf, klaubte mein Rad vom Boden und schob es, humpelnd und das Gefährt als Krücke missbrauchend, auf den Bürgersteig. Irgendwas stimmte nicht mit dem Fahrrad, doch das hatte keine Prioriät. Erst einmal wollte ich mich hinhocken, die Zähne zusammenbeissen und darauf warten, dass der Schmerz vorübergeht.
Der Fahrer des einzigen Autos erkundigte sich nach meinem Befinden, doch ich winkte nur ab. Der Schmerz würde nachlassen, wusste ich; ich brauchte nur ein paar Sekunden Ruhe. Und tatsächlich, nach einer Weile stand ich auf und begann, mein Fahrrad zu begutachten. Das Vorderrad hatte sich ein wenig verzogen, doch mit wenigen Handgriffen hatte ich die Flügelschrauben gelockert, das Rad justiert, die Bremsbacken auserichtet und mein Fahrrad wieder repariert.
Ich selbst hatte, wie ich nun feststellen musste, mehr Schaden erlitten. Meine linke Pobacke schmerzte, und ich freute mich auf den Anblick eines riesigen blauen Flecks. Außerdem gab es irgendwo am linken Schienbein noch eine versehrte Stelle, doch war die im Augenblick ohne Bedeutung. Ansonsten war nichts geschehen; selbst meine Kleidung war ohne Löcher oder Risse davongekommen. Ich schwang mich auf das Rad und fuhr heim.
Was aber hatte ich gelernt? Dass es durchaus Menschen gibt, die willens sind, Hilfe anzubieten, weiß ich längst, so sehr es mich auch immer wieder freut. Dass ich Straßenbahngleise meiden sollte, hatte ich bereits mehrere Male erfahren. Dass Asphalt hart ist und Schmerz vergeht, wusste ich auch schon. Und dass mein Fahrrad nicht so leicht kleinzukriegen ist, war mir auch bereits bekannt.
'Manchmal lernt man etwas.', dachte ich, während ich erstaunlich behende die Stufen zu meiner Wohnung erklomm. 'Doch dieser Unfall war einfach nur dämlich.'
morast - 7. Jul, 09:58 - Rubrik: Weise Worte
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