Mittwoch, 20. April 2005

Straßenbahnerlebnisse 5

Als ich heute zur Mensa fuhr, stiegen zwei Punks hinzu. Einer von ihnen blockierte die Tür, so daß noch drei weitere von ihnen und ebensoviele Riesenhunde die Möglichkeit bekamen, hinterhereilend einzusteigen. Sie trugen die üblichen zerrissenen, verwaschenen Klamotten, Handschellen und Nietengürtel, stanken nach Bier und Schweiß. Die einzige Frau unter ihnen war mit nicht viel mehr als einem Schlüpfer [Ich liebe dieses Wort - es klingt unglaublich eklig.], Strapsen und einem rissigen Top bekleidet, was in Anbetracht der erstaunlich niedrigen Temperaturen etwas unpassend zu sein schien.

Sie plazierten sich wenige Sitze entfernt von mir, fragten nur einmal nach einem Taschentuch, belästigten ansonsten niemanden. Zwei ältere Frauen stiegen in die Bahn, unterhielten sich:

"Hast du die Frau gesehen?" [flüsternd]
"Nee."
"Wie die gekleidet war..." [Kopfschütteln]
"Ich wäre ja allein hier nicht eingestiegen."
"Nicht?"
"Nee, da hätte ich Angst gehabt."
"Naja, ich hab die zu spät gesehen..."

Die Punks machten wirklich nicht den freundlichsten Eindruck, aber ich glaube auch nicht, daß sie den vermitteln wollten. Doch beängstigend waren sie keinesfalls. Sie stanken nur und lärmten ein wenig, unterhielten sich über abzuleistende Arbeitsstunden, die noch auf sie warteten, lachten grob und tranken Bier.

Einem von ihnen schien es nicht sonderlich gut zu gehen. Immer wieder hörte man unappetitliche Würgegeräusche, die mich dazu bewogen, nicht genauer hinsehen zu wollen.

Die Punkerin jedoch betrachtete ihn und meinte dann mit krächzender Stimme:

"Hey, du kotzt ja wie ein Anfänger!"

Für einen Moment überlegte ich, ob ich mich in einer freien Minute mal intensiver verschiedenen Kotzübungen widmen sollte...
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Straßenbahnerlebnisse 4

Mein Mitbewohner erzählt:
Eines Tages saß er in einer Straßenbahn. Diese hatte bereit ein paar Augenblicke an der Haltestelle gewartet, als drei Kinder angerannt kamen, jeweils mit einem Eis in der Hand. Als sie einsteigen wollten, deutete ihnen der Straßenbahnfahrer, daß sie mit dem Eis nicht in die Bahn hineingelassen werden würden. Verdutzt schauten sich die Kinder an, zögerten kurz, warfen dann ihr Eis vor sich auf den Gehweg und drückten hastig den Türöffnerknopf. Doch zu spät; die Bahn fuhr an und hinterließ drei verblüffte Kinder. Sprachlos standen sie inmitten ihrer zermatschten Eistüten und starrten der verpaßten Straßenbahn hinterher.
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Akustische Blicke

Was ist eigentlich das akustische Äquivalent eines Blicks?

Wenn ich irgendwohin schaue, sehe, etwas betrachte, dann richte ich meine Blicke dorthin, auf das Objekt. Doch Blicke existieren nicht wirklich, strahlt doch nichts aus den eigenen Augen heraus. [Oder doch?]

Ich glaube gelernt zu haben, daß das menschliche Auge einfallendes Licht auffängt und "verarbeitet". Werden also in Comics Blicke mit gestrichelten Linien angedeutet, müßten die Pfeile an den Strichlinienenden, so man geneigt ist, welche hinzuzeichnen, nicht - wie im ersten Augenblick logisch erscheint - auf das Objekt gerichtet sein, sondern von diesem wegzeigen, hin zu den Augen, dem wahrnehmenden Organ.

Worauf ich hinauswollte: Das Wort "Blick" impliziert, daß von den Augen ausgehend auf ein Objekt irgend etwas "gestrahlt" wird.

Beim Hören, wissen wir, trifft das nicht zu. Denn die Schallwellen erreichen die Ohrmuschel, dringen ein, produzieren Bewegungen des Trommelfells usw. Wenn man also hört [oder riecht], "strahlt" nichts vom eigenen Körper weg auf das Objekt.

Trotzdem suche ich ein akustisches/olfaktorisches Äquivalent für "Blick". Denn schließlich gibt es den Blick im eigentlichen Sinne ja auch nicht. Er entsprang sicherlich irgendeiner menschlichen Vorstellung. Warum sollte es dann nicht auch etwas derartiges für Nase und Ohren geben?

Ich bin für Vorschläge offen.
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zwischen den zeiten

zwischen allen zeiten
wie ein schlüpfrig süßer wind
heimlich
flink
hindurchzugleiten

die eigene arme
wie flügel
wie schwingen
wie lächelnde grüße
auszubreiten

umrankend
was des lebens ist
umarmend
was im herze glimmt
das eigenwohlsein zu begleiten

als wäre dies der erste tag
die letzte aller einsamkeiten.

www.bluthand.de
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