Samstag, 7. Januar 2006

FFFfF: Es regnet


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Vielleicht

Ob ich dich vermisse, fragst du. Mein Blick hängt starr in der Luft, klebt in deinen Augen.

Natürlich, wisperst du, meine niemals ertönenden Worte vorwegnehmend, natürlich vermisse ich dich. Immer und ewig.

Du weißt es, brauchst mich bloß anzusehen, meine Starre mit deinen Gedanken zu durchbrechen, die Hülle wegzuwerfen und vom Boden aufzulesen, was in der Asche noch von mir auffindbar ist. Ich vermißte dich bereits, bevor ich begriffen hatte, daß du weg warst.

Vielleicht, führe ich diese alberne Phrase fort, begriff ich bis heute nicht, und werde es nie. Vielleicht, ergänze ich lautlos murmelnd, vermisse dich gar mehr als mich, mehr als den Teil meiner selbst, den du mit dir nahmst. Vielleicht aber, flüstere ich, vermißte ich dich nie, niemals dich, nur das Bild von dir in meinem Kopf.

Du lächelst. Ich rede wirr, meinst du und siehst aus dem Fenster. Unberührtes Weiß breitet sich vor deinen Blicken aus. Ich kann die Träne fühlen, die ich nicht sehe, die deine abgewandte Wange hinunterperlt, die Träne, die mir zeigen würde, daß du verstehst, vielleicht mehr, als ich je begreifen kann.

Warum?, hauchst du auf das Glas. Die Scheibe beschlägt, hüllt das unberührte Weiß außerhalb dieser Wände in undurchdringlichen Nebel. Warum?

Ich brauche nicht zu antworten. Wie versteinert liegt die Zunge mir im Mund. Müde klettert ein Mundwinkel nach oben. Du drehst dich nicht um und bemerkst mein Lächeln doch.

Weil du mich liebst, klaubst du mir erneut die Worte von den Lippen, weil du mich noch immer liebst. Mein Lächeln wächst, formt sich zu einem inneren Teil meiner selbst, das ich nach außen zu tragen wage.

Ich bin längst weg, hauchst du. Vielleicht existiere wirklich nur noch irgendwo in deinen Träumen. Als ich entfloh, bliebst du stehen. Als die Welt sich weiterdrehte, bliebst du stehen. Als du dich endgültig verlorst, bliebst du stehen. Um mich zu betrachten. Mich, in deinen Tränen. Mich, in deinen Träumen.

Vielleicht existiere ich gar nicht länger. Nur als Teil von dir schwebe ich durch den Äther und gebäre immer neue Worte, um das Alte zu umschreiben, das längst verwelkte. Vielleicht existiere ich nur noch, um dir immer wieder den alten Schmerz emporzuheben, ihn dir ins Gesicht, ins Gedächnis zu schmieren wie einen alten Freund, wie alte Wunden, die du lecken und mit Selbstmitleid bedecken kannst.

Träge schüttle ich mit dem Kopf. Das Haupt ist mir schwer geworden, will zu Boden gleiten. Kraftlos halte ich mich aufrecht.

Nein, es geht dir nicht um Schmerz, begreifst du, nicht um Selbstmitleid. Du tust es für mich, der vermeintlichen Schönheit wegen, der vergeblichen Hoffnung wegen. Der Schmerz ist dir egal; das Licht ist es, was du suchst. Das Licht.

Ich blicke auf das Nebelweiß vor deinem Mund. Schweige.

Ich bin längst gegangen, flüsterst du. Vermiß mich nicht, weinst du.

Ich vermisse dich; meine Worte finden ihre Sprache wieder. Träge bewegt sich der Zungenwurm in seinem Bett. Ich vermisse dich mit jedem Wort, das du nicht sagst, mit jedem Windhauch, der deine Gestalt nicht findest, mit jedem Gedanken, der unausgesprochen in mir verbleiben muß. Ich vermisse dich. Nicht, weil ich dich verlor. Nicht weil du gingst. Nein, weil nach all den Jahren, den Äonen, nach all den Wegen, den Gedanken, das Vergessen mich noch immer nicht fand, dich noch immer nicht aus mir tilgte, die Liebe zu dir nicht raubte nicht schmälerte.

Mein Weg ist nicht der Tod, nicht das Dunkel. Ich bin süchtig nach dem Leben, atme es ein und verharre jauchzend in seligsten Momenten. Und doch ...

Dich zu finden, hieß, dich niemals verlieren zu können.

Du drehst dich um. Tränen weben feine Muster auf deine Haut.
Ich bin längst gegangen, flüsterst du. Längst.

Ich weiß, antworte ich, ich weiß es längst. Doch nicht das Begreifen fehlt.

Ich bin längst gegangen, flüsterst du ein drittes Mal. Deine Liebe schwebt hinter mir her wie der Schleier einer Braut, die in die Arme des anderen gleitet. Ich renne. Ohne es zu wollen, renne ich. Die Erde rotiert, und mit ihr ich. Nur du verharrst, sehnst dich zurück, sehnst dich in die falsche Richtung nach vorn.

Vielleicht, und deine Stimme stockt einen Seufzer lang, vielleicht verweile ich nicht hier, niemals hier. Vielleicht bin ich auch jetzt, in diesem Moment, in diesem Raum, nur ein Teil deiner Träume.

Vielleicht, antworte ich, und sehe dir nach, als du verblaßt.

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