Ein Moment
Ach ja. Es hätte ein Moment werden können. Einer von jenen, wenn du verstehst.
Du verstehst nicht. Hörst nicht zu. Einer von jenen, sagte ich. Einer von jenen Momenten, die sich in den Verstand, ins Herz, ins Auge brennen, die in einsamen Sehnsuchtsnächten und schwermutsschwangeren Stunden selbstreanimierend aus dem Untergrund auftauchen und mich verzehren. Nichtigkeit wecken aus dämmerndem Schlaf der Geduld. Der Geduld mir selbst gegenüber.
Es hätte einer dieser Momente werden können. Wärest du geblieben. Hättest du innegehalten, mich festgehalten, ich dich, nicht gehen gelassen, niemals gehen gelassen. Auch damals nicht, bevor alles zu spät wurde.
Es hätte einer dieser Momente werden können, die alle Träume begründen, die glimmen, glühen, verzehren, deren Schmerz unerreichbare Schönheiten annimmt.
Was ich meine? Welchen Tag? Welche Stunde? Es spielt keine Rolle. Es war nur eine Sekunde, ein Bruchteil eines Neins, der genügte, um Scherben zu gebären. Es hätte jede Stunde, jeder Tag sein können. Jeder Moment.
Vielleicht hättest du dein Haupt in meine Kissen, in meine Arme, in meine Seele gebettet, vielleicht dich in mir, mich in dir, uns im Jetzt gefunden, vielleicht den Moment dein Eigen, unser Eigen, stillen Reigen, nennen können. Vielleicht.
Vielleicht wären deine Lider darniedergestürzt, schmetterlingsflatternd, den Augenglanz hüllend, als dürfte ich nicht ahnen, was ich längst wußte, was mein suchender Mund dir aus jeder Pore saugte.
Vielleicht hättest du geflüstert, wortlos, tonlos, atemlos, und doch voller Klang, voller Regen. Ich hätte dem Rauschen gelauscht und gewußt, ohne zu wissen, gespürt, ohne das Verlorensein verloren zu haben, hätte mich fortspülen lassen von deinem Tränenfluß, von ungesagtem Nichtwort, irgendwohin, wo ich längst auf dich wartete.
Es hätte ein Moment werden können. Einer von jenen, die alles bedeuten.
Du begreifst nicht, erfaßt mich nicht, erinnerst dich deiner Gedanken, deines messerdünnen Neins, deiner längst belegten Hände, deiner fremdmundwarmen Lippen, flüchtig nur, als wäre alles ohne jegliche Bedeutung, ein Vorübergleiten durch das Heute mit mir als Randfigur ohne Namen.
Wie du mich ansiehst. Alles wäre ich allem Denken, allem Weltlichen entrückt, als breitete ich einen schillernden Teppich zu deinen nackten Füßen aus, dessen Geistesfäden traumgeknüpft einem fremden Übersein entsprangen.
Als hieße ich nicht länger ich, sondern Feind, Trugbild, Falschvergangenheit.
Keine Sorge, ich berühr dich nicht. Jeder Millimeter zwischen uns birgt Meilensteine unmenschlicher Überwindungen für mich. Ich halte mich fern, obgleich meine Worte anderes verkünden.
Es ist nicht wahr. Hab keine Angst. Ich halte still. Fliehe nur, ich werde nicht folgen.
Du vertraust mir. Noch immer. Nicht bis in die Ewigkeit meines Wahns, doch jetzt und hier. Ich atme. Du bleibst. Nicht lange mehr, ich weiß es. Doch jetzt und hier.
Der Moment zerbrach, weißt du. Bevor er begann. Bevor ich begann, ihn zu erfassen. Bevor die Farben in meinem Schädel ihn umfaßt, ergriffen hatten. Du brauchtest nur ein einziges Wort, um eine Welt zu tilgen, nur eine Silbe, um alle Farben verblassen zu lassen.
Warum ich trotzdem lächelte, willst du wissen. Warum ich trotzdem wartete, verblieb, Worte in den Äther warf und dich mit ihnen umgarnte? Warum ich nicht rannte, nicht weinte, nicht starb, willst du wissen.
Weil ich dich liebe. Weil du es weißt. Längst weißt.
Schau mich nicht so an. Schau nicht nach außen, schau in dich. Tiefer. Du weißt es. Dein trauriges Lächeln verrät dich.
Ich rannte nicht. Wohin auch? Es gibt keinen Ort der Welt für mich, der ohne mich ist, der dich in mir fehlen läßt. Für mich bedurfte es nur eines Lidschlags, und jeder Traum wäre wahr geworden, nur eines Zeichens, einer Berührung, um mich jede Flucht, jedes Augenmeer vergessen zu lassen.
Es hätte einer dieser Momente werden können. Er lag nahe, berührte bereits den rissigen Rand der Wirklichkeiten. Er lag nahe, doch ein einziger unbedachter Atemzug genügte, um ihn zu klirrendem Eis werden, das Eis in Milliarden Splitter bersten zu lassen.
Wann?, willst du wissen. Immer!, antworte ich, nun selbst traurig lächelnd. Wann?, wiederholst du und deutest auf die zwischen uns liegenden Vergangenheiten. Immer!, seufze ich und streichle ein Stück Gestern.
Deine Welt ist voll anderer Blicke, weißt du. Deine Augen glauben fremd zu sein, fremde Gestalten am Rande meines Kreisels. Es fällt ihnen schwer, mich zu finden.
Ich kann es verstehen. Ich lebe nur in meinem Kopf. Nur hier, wo der Moment geboren ward, der nie begann. Der Moment, der alles hätte werden können. Einer von jenen.
Geh nicht! Ich kenne deine Tränen. Jede einzelne. Verbirg sie nicht. Verbirg dich nicht.
Doch du eilst hinaus. Zitternde Hände bedeckten glimmende Augen. Deine nackten Füße finden blind ihren Weg durch die Scherben.
Es klirrt leise, als auch dieser Moment zerbricht. Doch deine Sinne flohen längst.
Ich atme aus.
Es hätte ein Moment werden können.
Einer von jenen.
[Im Hintergrund: VAST - "Visual Audio Sensory Theatre"]
Du verstehst nicht. Hörst nicht zu. Einer von jenen, sagte ich. Einer von jenen Momenten, die sich in den Verstand, ins Herz, ins Auge brennen, die in einsamen Sehnsuchtsnächten und schwermutsschwangeren Stunden selbstreanimierend aus dem Untergrund auftauchen und mich verzehren. Nichtigkeit wecken aus dämmerndem Schlaf der Geduld. Der Geduld mir selbst gegenüber.
Es hätte einer dieser Momente werden können. Wärest du geblieben. Hättest du innegehalten, mich festgehalten, ich dich, nicht gehen gelassen, niemals gehen gelassen. Auch damals nicht, bevor alles zu spät wurde.
Es hätte einer dieser Momente werden können, die alle Träume begründen, die glimmen, glühen, verzehren, deren Schmerz unerreichbare Schönheiten annimmt.
Was ich meine? Welchen Tag? Welche Stunde? Es spielt keine Rolle. Es war nur eine Sekunde, ein Bruchteil eines Neins, der genügte, um Scherben zu gebären. Es hätte jede Stunde, jeder Tag sein können. Jeder Moment.
Vielleicht hättest du dein Haupt in meine Kissen, in meine Arme, in meine Seele gebettet, vielleicht dich in mir, mich in dir, uns im Jetzt gefunden, vielleicht den Moment dein Eigen, unser Eigen, stillen Reigen, nennen können. Vielleicht.
Vielleicht wären deine Lider darniedergestürzt, schmetterlingsflatternd, den Augenglanz hüllend, als dürfte ich nicht ahnen, was ich längst wußte, was mein suchender Mund dir aus jeder Pore saugte.
Vielleicht hättest du geflüstert, wortlos, tonlos, atemlos, und doch voller Klang, voller Regen. Ich hätte dem Rauschen gelauscht und gewußt, ohne zu wissen, gespürt, ohne das Verlorensein verloren zu haben, hätte mich fortspülen lassen von deinem Tränenfluß, von ungesagtem Nichtwort, irgendwohin, wo ich längst auf dich wartete.
Es hätte ein Moment werden können. Einer von jenen, die alles bedeuten.
Du begreifst nicht, erfaßt mich nicht, erinnerst dich deiner Gedanken, deines messerdünnen Neins, deiner längst belegten Hände, deiner fremdmundwarmen Lippen, flüchtig nur, als wäre alles ohne jegliche Bedeutung, ein Vorübergleiten durch das Heute mit mir als Randfigur ohne Namen.
Wie du mich ansiehst. Alles wäre ich allem Denken, allem Weltlichen entrückt, als breitete ich einen schillernden Teppich zu deinen nackten Füßen aus, dessen Geistesfäden traumgeknüpft einem fremden Übersein entsprangen.
Als hieße ich nicht länger ich, sondern Feind, Trugbild, Falschvergangenheit.
Keine Sorge, ich berühr dich nicht. Jeder Millimeter zwischen uns birgt Meilensteine unmenschlicher Überwindungen für mich. Ich halte mich fern, obgleich meine Worte anderes verkünden.
Es ist nicht wahr. Hab keine Angst. Ich halte still. Fliehe nur, ich werde nicht folgen.
Du vertraust mir. Noch immer. Nicht bis in die Ewigkeit meines Wahns, doch jetzt und hier. Ich atme. Du bleibst. Nicht lange mehr, ich weiß es. Doch jetzt und hier.
Der Moment zerbrach, weißt du. Bevor er begann. Bevor ich begann, ihn zu erfassen. Bevor die Farben in meinem Schädel ihn umfaßt, ergriffen hatten. Du brauchtest nur ein einziges Wort, um eine Welt zu tilgen, nur eine Silbe, um alle Farben verblassen zu lassen.
Warum ich trotzdem lächelte, willst du wissen. Warum ich trotzdem wartete, verblieb, Worte in den Äther warf und dich mit ihnen umgarnte? Warum ich nicht rannte, nicht weinte, nicht starb, willst du wissen.
Weil ich dich liebe. Weil du es weißt. Längst weißt.
Schau mich nicht so an. Schau nicht nach außen, schau in dich. Tiefer. Du weißt es. Dein trauriges Lächeln verrät dich.
Ich rannte nicht. Wohin auch? Es gibt keinen Ort der Welt für mich, der ohne mich ist, der dich in mir fehlen läßt. Für mich bedurfte es nur eines Lidschlags, und jeder Traum wäre wahr geworden, nur eines Zeichens, einer Berührung, um mich jede Flucht, jedes Augenmeer vergessen zu lassen.
Es hätte einer dieser Momente werden können. Er lag nahe, berührte bereits den rissigen Rand der Wirklichkeiten. Er lag nahe, doch ein einziger unbedachter Atemzug genügte, um ihn zu klirrendem Eis werden, das Eis in Milliarden Splitter bersten zu lassen.
Wann?, willst du wissen. Immer!, antworte ich, nun selbst traurig lächelnd. Wann?, wiederholst du und deutest auf die zwischen uns liegenden Vergangenheiten. Immer!, seufze ich und streichle ein Stück Gestern.
Deine Welt ist voll anderer Blicke, weißt du. Deine Augen glauben fremd zu sein, fremde Gestalten am Rande meines Kreisels. Es fällt ihnen schwer, mich zu finden.
Ich kann es verstehen. Ich lebe nur in meinem Kopf. Nur hier, wo der Moment geboren ward, der nie begann. Der Moment, der alles hätte werden können. Einer von jenen.
Geh nicht! Ich kenne deine Tränen. Jede einzelne. Verbirg sie nicht. Verbirg dich nicht.
Doch du eilst hinaus. Zitternde Hände bedeckten glimmende Augen. Deine nackten Füße finden blind ihren Weg durch die Scherben.
Es klirrt leise, als auch dieser Moment zerbricht. Doch deine Sinne flohen längst.
Ich atme aus.
Es hätte ein Moment werden können.
Einer von jenen.
[Im Hintergrund: VAST - "Visual Audio Sensory Theatre"]
morast - 6. Jan, 03:12 - Rubrik: Wortwelten
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