Schmarotzer
Ich besitze keinen Fernseher.
Das ist weder sonderlich lobenswert noch übermäßig ungewöhnlich. Sicherlich, in Deutschland stößt man zuweilen auf ungläubige Blicke, berichtet man stolz von seinem Nicht-Besitz. Relativiert man jedoch seine Ansicht auf die Weltbevölkerung, wird schnell klar, daß das Kein-Fernseher-Außenseiter-Image, das man womöglich für "alternativ" oder gar kreativ hält, verblaßt, sobald man zur großen Masse gehört.
Erstaunlich an meinem Nichtbesitz ist jedoch die - für meine Verhältnisse - beachtliche DVD-Sammlung, die ich - zugegebenermaßen mit Ausnahmen - gern zu zeigen oder auszuleihen bereit bin. Leider fällt es mir ohne TV-Gerät unglaublich schwer, die von mir erworbenen Filme anzusehen, verfügt doch mein Rechner über keinerlei DVD-kompatibles Abspielgerät.
Dabei besitze ich einen DVD-Player, ein einstmals preiswertes Stand-Alone-Gerät, das sein degradiertes Dasein als CD-Player fristen muß. Ich glaube, ihm mißfällt diese abwertende Behandlung, neigt es doch zuweilen dazu, meine geliebten CDs nur widerwillig abzuspielen, böswillig zu knurren oder gar noch gefährlichere Geräusche von sich zu geben. Dann schalte ich ihn schnell aus und entschuldige mich.
Möchte ich eine meiner neun DVDs ansehen, habe ich mich bettelnd durch meine WG zu kämpfen, an jede Tür zu klopfen, ob einer meiner vier Mitbewohnerinnen bzw Mitbewohner so freundlich wäre, ihren bzw seinen teuren Fernseher an mich zu verleihen. Mit unwilligen Blicken bestück schleppe ich dann dankbar das schwere Gerät in mein Zimmer, positioniere es auf einem Stuhl neben dem sicherlich freudig erregten DVD-Player und fletze mich in meinen Sessel.
Ich will nicht fernsehen. Könnte gar nicht, wenn ich wollte. In mein Zimmer führt kein Fernsehkabel, muß es auch nicht. Fernsehen lenkt viel zu sehr ab, raubt mir Antrieb und Willen.
So lümmle ich mich zufrieden in meinen Sessel und schaue mir eine meiner DVDs an, vielleicht die neue, "Herr Lehmann", vielleicht eine der alten, die ich schon unzählige Male sah. Später muß ich den Fernseher wieder zurückbringen, wieder mühsam mit allen nötigen Kabeln und Steckern verbinden, den Ausgangszustand wieder herstellen, um jeglichen Ärger zu vermeiden.
Kommentare bleiben jedoch nicht aus:
"Willste dir nicht endlich mal nen eigenen Fernseher kaufen?"
"Aber ich will ja gar nicht fernsehen.", meine ich.
"Jaja, ich weiß."
"Ein Fernseher lohnt sich für mich nicht."
Mein Mitbewohner versucht zu erklären:
"Aber dann brauchst du nicht jedesmal zu uns rennen, alles abmontieren, das Gerät rüberschleppen, dranbasteln und so."
"Es lohnt sich nicht.", wiederhole ich.
"Natürlich lohnt es sich. Für deine DVDs."
"Das sind doch nur neun. Außerdem kenn ich die ja schon alle."
Besänftigt schweigt mein Mitbewohner, sieht mir zu, wie ich versuche, das Scart-Kabel falsch zu montieren.
'Ich sollte mir "Herr Lehmann" nochmal ansehen.', denke ich unterdessen.
'Morgen Abend vielleicht.'
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Das ist weder sonderlich lobenswert noch übermäßig ungewöhnlich. Sicherlich, in Deutschland stößt man zuweilen auf ungläubige Blicke, berichtet man stolz von seinem Nicht-Besitz. Relativiert man jedoch seine Ansicht auf die Weltbevölkerung, wird schnell klar, daß das Kein-Fernseher-Außenseiter-Image, das man womöglich für "alternativ" oder gar kreativ hält, verblaßt, sobald man zur großen Masse gehört.
Erstaunlich an meinem Nichtbesitz ist jedoch die - für meine Verhältnisse - beachtliche DVD-Sammlung, die ich - zugegebenermaßen mit Ausnahmen - gern zu zeigen oder auszuleihen bereit bin. Leider fällt es mir ohne TV-Gerät unglaublich schwer, die von mir erworbenen Filme anzusehen, verfügt doch mein Rechner über keinerlei DVD-kompatibles Abspielgerät.
Dabei besitze ich einen DVD-Player, ein einstmals preiswertes Stand-Alone-Gerät, das sein degradiertes Dasein als CD-Player fristen muß. Ich glaube, ihm mißfällt diese abwertende Behandlung, neigt es doch zuweilen dazu, meine geliebten CDs nur widerwillig abzuspielen, böswillig zu knurren oder gar noch gefährlichere Geräusche von sich zu geben. Dann schalte ich ihn schnell aus und entschuldige mich.
Möchte ich eine meiner neun DVDs ansehen, habe ich mich bettelnd durch meine WG zu kämpfen, an jede Tür zu klopfen, ob einer meiner vier Mitbewohnerinnen bzw Mitbewohner so freundlich wäre, ihren bzw seinen teuren Fernseher an mich zu verleihen. Mit unwilligen Blicken bestück schleppe ich dann dankbar das schwere Gerät in mein Zimmer, positioniere es auf einem Stuhl neben dem sicherlich freudig erregten DVD-Player und fletze mich in meinen Sessel.
Ich will nicht fernsehen. Könnte gar nicht, wenn ich wollte. In mein Zimmer führt kein Fernsehkabel, muß es auch nicht. Fernsehen lenkt viel zu sehr ab, raubt mir Antrieb und Willen.
So lümmle ich mich zufrieden in meinen Sessel und schaue mir eine meiner DVDs an, vielleicht die neue, "Herr Lehmann", vielleicht eine der alten, die ich schon unzählige Male sah. Später muß ich den Fernseher wieder zurückbringen, wieder mühsam mit allen nötigen Kabeln und Steckern verbinden, den Ausgangszustand wieder herstellen, um jeglichen Ärger zu vermeiden.
Kommentare bleiben jedoch nicht aus:
"Willste dir nicht endlich mal nen eigenen Fernseher kaufen?"
"Aber ich will ja gar nicht fernsehen.", meine ich.
"Jaja, ich weiß."
"Ein Fernseher lohnt sich für mich nicht."
Mein Mitbewohner versucht zu erklären:
"Aber dann brauchst du nicht jedesmal zu uns rennen, alles abmontieren, das Gerät rüberschleppen, dranbasteln und so."
"Es lohnt sich nicht.", wiederhole ich.
"Natürlich lohnt es sich. Für deine DVDs."
"Das sind doch nur neun. Außerdem kenn ich die ja schon alle."
Besänftigt schweigt mein Mitbewohner, sieht mir zu, wie ich versuche, das Scart-Kabel falsch zu montieren.
'Ich sollte mir "Herr Lehmann" nochmal ansehen.', denke ich unterdessen.
'Morgen Abend vielleicht.'
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morast - 16. Apr, 19:06 - Rubrik: Wortwelten
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