Lügenmärchen
Verzweifelt bemühe ich mich darum, Worte zu finden, die mich selbst, meine Fähigkeiten, mein Dasein, meine Interessen beschreiben, doch alles schönfärben, rosaplüschigwuschlig malen und zugleich durch harte Fakten, gestochen scharfen Intellekt und überzeugendes Detailverständnis die überdimensionale Überdimensionalität meiner Person darstellen. Kurzum, ich soll lügen, ohne zu lügen, soll Worte finden für Dinge, die ich mag und ausführe, ohne zu beschreiben, was ich mag und ausführe, soll schleimiggrüne Spüren auf weißen Blättern verteilen, die nicht nur mir selbst, sondern auch jedem Lesenden tief, tiefer, am tiefsten in den Arsch kriechen. Ich soll mit ausgesetztem, puppenhaften Grinsen von Dingen überzeugen, die mich selbst noch nicht überzeugen konnten, soll im Geiste Situationen erfinden und gutheißen, die ich stetig verdränge oder mir nicht vorzustellen vermag, soll Vergangenheiten auftischen, die den Wünschen anderer und keineswegs meiner Wirklichkeit entsprechen, soll ein idealistisches Optimalbild von mir zum Leben erwecken, das mich, mein eigenes Ich, zugleich ausschließt und beinhaltet, das alles ist und nichts.
Verzweifelt bemühe ich mich darum, Scheiße zu produzieren, die nach Blumen duftet
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Verzweifelt bemühe ich mich darum, Scheiße zu produzieren, die nach Blumen duftet
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morast - 3. Apr, 18:02 - Rubrik: Wortwelten
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