Donnerstag, 16. Juni 2005

Feuerwerk

Ich finde, Feuerwerk wird total überschätzt. Sicherlich gab es Zeiten, in denen auch ich staunend in den Himmel starrte und jede Rakete bewunderte. Doch jetzt kann mich Silvesterfeuerwerk kaum noch entzücken, muß schon besonders toll oder besonders schlicht sein, um mir ein begeistertes Lächeln zu entlocken.

Unangenehm empfinde ich allerdings, daß in den letzten Jahren das Feuerwerk zu einem Ramschartikel zu verkommen zu sein scheint, weil jede größere Veranstaltung, die etwas auf sich hält, mit einem solchen beginnt oder endet [oder beides]. Und mit zunehmender Häufigkeit der pfeifenden und knallenden Nachthimmelerheller sinkt auch mein Interesse für sie, meine Euphorie für die Lichterfunken über mir.

'Jaja, ein Feuerwerk.', denke ich mir und sehe demonstrativ weg, nach unten.

Vor einer Weile verließ ich eine sogeannte Beachparty an der Elbe, fuhr nach Hause. Kaum hatte ich mich - von Musik und Menschen wenig erfreut - vom Gelände entfernt, begann ein kleines, aber zehnminütiges Feuerwerk. Tatsächlich muß ich gestehen, daß es einige schöne Elemente enthielt. Doch das Feuerwerk in seiner Gesamtheit störte mich eher, als daß es mich erfreute.

Warum? Ich weiß auch nicht. Mich störte, daß der DJ im Anschluß zu gegenseitigen Umarmungen aufforderte, als sei das Feuerwerk etwas Harmonisches, Verbindendes. Das war es nicht; schließlich war es laut und grell. Mich störte, daß die Partybevölkerung ausgelassen applaudierte, als hätten sich die Veranstalter etwas Besonderes ausgedacht. Das hatten sie nicht, sah ich doch in den letzten Monaten mehr als drei Feuerwerke ähnlicher oder besserer Art.

Und noch ein Gedanke störte mich: Wir als Eintrittskartenkaufende hatten dieses wenig spektakuläre und in meinen Augen überflüssige [Denn wozu braucht eine Open-Air-Tanzveranstaltung ein Feuerwerk?] Feuerwerk mitbezahlt.

"Nein, das waren die Sponsoren.", ertönt eine kritische Stimme aus dem Publikum. Ich gebe ihr recht. Doch hätten die Sponsorengelder nicht anders eingesetzt werden können? Beispielsweise, um Eintritts- oder Getränkepreise zu verringern? Die kritische Stimme schweigt.

Es ist ähnlich der supertollen Gewinnspiele, die überall angepriesen werden.
'O toll!', soll man denken, 'Bei dieser genialen Firma kann ich fantastische Preise gewinnen. Die sind so gut zu mir.'
Doch das sind sie nicht. Eine Firma arbeitet natürlich, um Gewinn zu machen. Dementsprechend müssen auch die Ausgaben für die fantastischen Preise irgendwie gedeckt werden. Wer bezahlt also die fantastischen Hauptgewinne? Der Kunde, der die Produkte der Firma kauft, natürlich. Also der potentielle Gewinnspielteilnehmer. Also derjenige, der sich über die Möglichkeit, fantastische Preise zu gewinnen freut. Bescheuertes System. Doch es funktioniert.

Aber ich schweife ab. Ich glaube, der Reiz des Feuerwerks würde zumindest ansatzweise zurückkehren, würde ich nicht ständig damit "erfreut" werden, würde also das Feuerwerk die Aura des "Besonderen" bewahren können. Menschen schätzen erstaunlicherweise Dinge, die selten sind, mehr als überall Anzutreffendes. Vielleicht klappt das ja auch hier.

Wenn nicht, ist mir vielleicht der handelsübliche Sinn für Romantik abhanden gekommen, ohne daß ich es bemerkte...

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Weltregierung - 16. Jun, 10:36

sollten sie den Romantiksinn finden - sagen sie mir bescheid, bitte.

- Grussregierung.

morast - 16. Jun, 11:14

Ich meinte tatsächlich den "handelsüblichen", also standardisierten Sinn für Romantik, der mir abhanden gekommen sein könnte. Also der mit dem Feuerwerk, mit den roten Rosen und so, den Sonnenuntergängen und dergleichen. Meinen eigenen hoffe ich noch zu besitzen...
NBerlin - 16. Jun, 13:21

Abnutzung!

alles was man zuoft hat, nutzt sich ab! Bzw. das Besondere daran nutzt sich ab! Ich habe beim Feuerwerk auch immer seltener Glückgefühle der romantischen Art! Das liegt aber daran, daß ich hier *wo ich wohne* ca. 3 Monate im Jahr dauer Feuerwerk habe, weil die Kids in der Gegend davon nicht genug bekommen können...

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