Es war fast alles geklärt. Nach ein paar Umständen und Tagen hatte ich meine EC-Karte zurückerhalten und schließlich sogar entsperren können. Doch obwohl ich hätte zufrieden sein können, wollte ich unbedingt noch einen Schritt weitergehen: Die Deutsche Bahn sollte bluten!
Naja, nicht ganz. Eigentlich war es mein Wunsch, die knapp zehn Euro, die ich aufgrund des defekten Fahrkartenautomaten in Richtung Automatenstörstelle vertelefoniert hatte, zurückerstattet zu bekommen. Als ich jedoch während der EC-Karten-Aushändigung an einem Schalter im Magdeburger Hauptbahnhof diesbezüglich nachgefragte, konnte man mir nicht weiterhelfen. Mir wurde nur eine Visitenkarte gereicht, auf der eine Telefonnummer verzeichnet war, an die man Beschwerden richten konnte - für 14 Cent pro Minute.
Ihr seid wohl bescheuert!, dachte ich. Ich möchte Telefonkosten erstattet bekommen und soll dafür Telefonkosten verursachen? Auf keinen Fall! Und so nutzte ich ein auf der Bahn-Seite aufgeführtes Kontaktformular, in das ich meine Daten und Wünsche eintrug. Eine erste Bestätigungsmail wurde generiert. Hurra.
Als nach drei Tagen nichts geschehen war, seufzte ich kurz und füllte das Formular ein weiteres Mal aus. Die zweite Bestätigungsmail erreichte mich. Und das war alles. Am Tag darauf wiederholte ich das Spiel und erhielt, abgesehen von der dritten Bestätigungsmail, keine Reaktion.
Doch als ich heimkehrte, wartete im Briefkasten bereits ein Schreiben auf mich. Von der Deutschen Bahn.
Sehr geehrter Herr morast,
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 5. Juni.
Wir arbeiten zwar durch regelmäßige Wartung an der Zuverlässigkeit der Automaten, aber so ein Automat fällt schon mal aus.
Bitte entschuldigen Sie, was Sie erlebt haben.
Eine Erstattung der Telefonkosten ist leider nicht möglich.
Aus Kulanz erhalten Sie aber einen Gutschein im Wert von 5,00 EUR. ...
Es war offensichtlich, dass der Text zur nach dem Baukastenprinzip zusammengebastelt wurde. Eine Erklärung, warum Telefonkostenerstattung nicht möglich sei, enthielt er auch nicht. Dafür aber den Hinweis auf eine Telefonnummer, die ich anrufen könne, falls ich noch Fragen habe. Für 14 Cent pro Minute.
Die Unterschrift erwies sich als doppelt interessant. Zum einen war sie natürlich nicht echt, sondern nur ein eingefügtes jpg niederer Qualität. Die Farbe hinter dem Schriftzug war eindeutig nicht weiß. Zum anderen amüsierte sie mich. Schließlich hätte ich nicht gedacht, dass es tatsächlich Menschen gibt, die so heißen, wie diejenigen, die Bart in einer uralten Simpsons-Folge bei einem Telefonstreich mit Moe ausrufen lässt: "Ist hier jemand, der Reinsch heißt?"
Und natürlich freute ich mich. Sicherlich, mit fünf Euro kam man nicht weit, doch freute ich mich über meinen kleinen Erfolg, darüber, dass die ganze Sache nun ausgestanden war und sogar ein positives Ende bekam.
Die ganze Geschichte: Teil I,
Teil II,
Teil III,
Teil IV
morast - 12. Jun, 10:15 - Rubrik:
Bahnbegegnungen