Freitag, 8. April 2005

Anfang und Ende

Bloggen ist schwierig.

Niemand schreibt einem vor, was ein Blog zu beinhalten hat, wieviele Wörter, Zeilen, Zeichen, Großbuchstaben, Kleinbuchstaben, Bilder, Zitate, Links etc zu einem Eintrag gehören. Das Ergebnis solcher Regellosigkeit sind unzählige Weblogs, deren stündliche Neuerungen aus einzeiligen, inhaltslosen Fetzen bestehen, mit denen maximal der Autor selbst etwas anfangen kann und will.
Ich habe nichts dagegen, doch richte an mich selbst den Anspruch, Inhalte vermitteln zu wollen. Wenn man diesen Anspruch mit dem Wissen kombiniert, daß ich es mag, Wörter aneinanderzureihen, steht umfangreicheren Blogs nichts im Wege.

Doch über irgendetwas muß geschrieben werden.

Sicherlich gelänge es mir, mehrere Bildschirmseiten mit der Tatsache zu füllen, daß mir nichts einfällt, was ich denn schriftlich artikulieren könnte. Aber wenn mir nichts einfällt, ziehe ich es vor zu schweigen, schreibe nicht noch darüber.

Lieber schreibe ich über das Leben, über mein Leben. Das ist nicht allzu schwer, begegne ich ihm doch täglich. Ein kleines Notizbuch sammelt wirre Gedanken und erwähnenswerte Ereignisse, die ich dann zu späterem Zeitpunkt ausführlicher formuliere.

Der Spagat zwischen Ehrlichkeit und dem Weglassen scheinbar überflüssiger Dinge ist nicht einfach zu bewältigen. Theoretisch müßte jede Anekdote, die ich verfasse, mit dem ersten Augenblick beginnen, an den ich mich erinnern kann - oder noch eher. Denn wenn man einen Moment lang über ein Ereignis nachdenkt, stellt man fest, daß mehrere andere Ereignisse dazu beitrugen, daß geschehen konnte, was geschah. Diese jedoch haben wiederum ihre eigenen Ursachen...

Vielleicht fällt es mir deswegen zuweilen so schwer, zum Punkt zu kommen, zu erzählen, was ich eigentlich erzählen wollte: Mich drängt das Bedürfnis, alle Hintergründe aufzudecken, alles zur Erzählung Gehörige aufzuzählen, trägt es doch zum besseren Verständnis, zu einer begründeten Meinungsbildung bei.
Doch nicht nur die einleitenden, zum Ereignis hinführenden Worte gestalten sich zuweilen recht schwierig, sondern auch die abschließenden.

Ein Blog sollte eine Pointe besitzen, einen Knaller, ganz zum Schluß, in der letzten oder vorletzten Zeile, etwas, worauf der gesamte zuvor gelesene Text hinarbeitet, etwas, das ihn schließt, vielleicht zum Anfang zurückkehrt, vielleicht eine Frage in den Raum stellt, vielleicht den Lesenden zu weiterführenden Gedanken bewegt.

Doch berichtet man über das "wirkliche Leben", erweist sich dieser besondere Abschluß als schwierig. Ich selbst stellte schon fest, irgendeinen Text nicht veröffentlichen zu wollen, bloß weil ein ordentliches Ende fehlte, weil ich zwar über eine skurrile Sache berichtete, doch den abschließenden Knaller nicht fand.

Denn das Leben hört nicht auf. Es gibt keinen pointierten Satz zum Schluß, keinen Witz, keine offene Frage. Es geht immer weiter, neue Geschichten, die sich an die alten anreihen, ohne daß irgendwer zwischendurch so freundlich war, "ENDE" zu schreiben. Neues gründet sich auf Altem, und selbst wenn das eigene Dasein verblich, wird doch die eigene Geschichte in anderen fortgeführt...

Bloggen ist schwierig.

ENDE
-----

Trackback URL:
https://morast.twoday.net/stories/661403/modTrackback

Flatterfred...

Status...

Du bist nicht angemeldet.

Aktuell...

Altslawische fantastische...
Ich möchte dir mein fantasy Welt vorstellen. Vielleicht...
Cerny Vlk - 6. Jan, 21:45
Radtour Salbker See II
Danke für die tollen Tipps, wir waren im August auch...
Physiotherapie Leipzig (Gast) - 21. Nov, 17:06
Higtech
Naja, man glaubt es kaum, aber was der Angler an Energie...
Martin Angel (Gast) - 12. Sep, 11:27
gar nisch süß
dat is gar nisch süß soll isch de ma was rischtisch...
free erdem (Gast) - 6. Jun, 16:40
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
morast - 1. Feb, 21:10

Archiv...

April 2005
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 2 
13
18
 
 

Suche...

 

Rückblick...

Online seit 6950 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:03

Und so...


23
Bahnbegegnungen
Begegnungen
Farbenfroh
Fetzen
Frederick
G
Geistgedanken
Krimskrams
Menschen
MiSt
Morgenwurm
Morning Pages
Seelensplitter
Tageswort
Weise Worte
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren