Donnerstag, 7. April 2005

Grün, ja grün, ...

Als ich eines späten Abends durch die Dunkelheit mit dem Fahrrad nach Hause fuhr, sah ich einen Streifenwagen von der Sorte, die im Volksmund auch als "Sixpack" bezeichnet werden, am Straßenrand stehen. Die Polizisten waren ausgestiegen und beschäftigten sich mit einem Radfahrer, den sie augescheinlich angehalten hatten, weil dieser ohne ordnungsgemäße Beleuchtung durch die Gegend zu fahren gewagt hatte.

Ich selbst radelte auch lichtlos und trug zudem noch, in Ermangelung von Taschen oder eines Gepäckträgers, zwei gebrannte CDs in der Hand, deren Inhalte nicht auf "rechtem" Wege zu mir gelangt waren. Die Aussicht auf ein Strafgeld wegen meines verkehrsunsicheren Gefährts und auf einen Besuch diverser Raubkopiefahnder in meiner Wohnung veranlaßten mich, vorsichtshalber die Straßenseite zu wechseln.

Schon wollte ich mir gratulieren, die Polizisten, welche sowieso durch ihr bisheriges Opfer abgelenkt gewesen waren, clever umfahren zu haben, als ich mich plötzlich inmitten einer Meute aus dreißig grünbetuchten Gesetzesvertretern befand.

Diese hatten mein Ausweichmanöver beobachtet und forderten mich mit bedrohlichen Gesten auf abzusteigen. Ich fuhr nicht nur ohne Licht und war vor einer möglichen Kontrolle geflohen, sondern befand mich nun auch noch auf der falschen Straßenseite. Die CDs hatten sie noch gar nicht bemerkt.

Von allen Seiten vernahm ich nun kritische Kommentare. Was dieses Fluchtmanöver sollte, wollte jemand wissen, wohin ich radelte, warum ich ohne Licht fuhr. Eingeschüchtert behauptete ich, mein Dynamo sei vor wenigen Hundert Metern abgefallen. Tastächlich war meine Beleuchtung voll funktionstüchtig - wenn man vom fehlenden Dynamo absah.
"Warum haben Sie den Dynamo dann nicht dabei?"
"Ich fand ihn nicht - ohne Licht."

Kritisch beäugten vier oder fünf Uniformierte mein Rad, prüften gewissenhaft jede Kleinigkeit, leuchteten mit Taschenlampen jedes Detail ab, sahen die Lampen, sahen den fehlenden Dynamo, übersahen die defekte Vorderbremse.
Was machten überhaupt 30 Polizisten mitten in der Nacht an diesem Ort? Sicherlich hatten sie Wichtigeres zu tun, als Radfahrer zu belästigen. Und tatsächlich, sie waren abgelenkt, nicht ganz bei der Sache.

Denn noch während sie miteinander diskutierten, bemerkte ich, daß ich nicht mehr beachtet wurde und begann, mich langsam, allmählich, das Fahrrad schiebend, von ihnen weg zu bewegen. Sie hielten mich nicht auf, redeten weiter.

Ich lief, das Fahrrad am Lenker haltend, einhundert, zweihundert Meter. Ständig wollte ich zurücksehen, ob die Polizisten mir hinterherschauten, ob sie gar hinter mir hereilten. Doch ich hielt mich zurück, starrte stur geradeaus, nach vorn - und schob.

Kaum trennte mich eine Kurve von der Polizistenmeute, sprang ich aufs Rad.
"Fickt euch.", murmelte ich und fuhr eilig davon.
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