Bahnbegegnungen

Donnerstag, 21. Juli 2005

Antiquiert und ausgestorben

Ich hatte Glück. Die nahezu magische Aura meiner Mitbewohnerin sorgte mal wieder dafür, daß die richtige Straßenbahn zum richtigen Zeitpunkt eintraf. Wir setzten uns einander gegenüber, und ich bekam die Möglichkeit, die beiden Personen zu betrachten, die sich gerade hinter meiner Mitbewohnerin plaziert hatten.

"So.", sagte die Oma, eine Standardfloskel benutzend, "Das hätten wir auch noch geschafft."
Ihr Enkel, ein vielleicht Acht- oder Neunjähriger mit leicht hervorstehendem Oberkiefer und dunkelblauem Basecap nickte unbeteiligt. Doch während er Fahrt taute er auf, begann zu erzählen.

Er hatte einen Sprachfehler. Sein "Sch"-Laut klang stets wie ein stimmloses "S", ebenso sein "Z".
"Neulich waren wir bei der Polisei.", wußte er zu berichten.

Ich verstand nicht jedes Wort; das Rumpeln der Straßenbahn übertönte das meiste. Doch dann vernahm ich einen vollständigen Satz aus seinem Mund:
"Jetst gebe ich keinen einsigen Grossen mehr aus."

Mich verwunderte nicht länger seine Aussprache, die "einzigen" zu "einsigen" und "Groschen" zu "Grossen" formte, sondern einzig und allein die Verwendung des Wortes "Groschen".

Warum sagte er nicht "Pfennig" oder "Cent"? Warum "Groschen", jenes antiquierte Wort, das sich schon vor der Einführung des Euro bereits aus dem allgemeinen Sprachgebrauch zurückgezogen hatte, aber spätestens danach nur äußerst selten anzutreffen war, nur noch dort, wo man zuweilen noch immer Euro mit D-Mark oder gar Mark verwechselte.

Das veraltete Wort "Groschen" in dem Mund des Jungen wirkte befremdlich und brachte mich zum Staunen.

Nicht minder jedoch staunte ich über das, was er aus einer Müller-Plastiktüte hervorkramte.
"Jetst habe ich mein eigenes Tamagotsi!", freute er sich mit einem Glitzern in den Augen.
Und tatsächlich: Es war noch orginalverpackt, aber eindeutig ein Tamagotchi!

"Ich wußte gar nicht, daß es die wieder gibt.", murmelte ich vor mich hin.
"Ich dachte, die wären längst ausgestorben."

Sonntag, 10. Juli 2005

Rassenpräferenz

Als ich das Abteil betrete, fällt mir ein riesiger weißer Hund ins Auge. Er hat es sich auf dem Boden bequem gemacht, zusammengerollt, den Kopf auf Vorderpfoten gebettet. An seiner Leine ist ein Aufnäher befestigt: "Blindenhund".

Erst jetzt bemerke ich seine Besitzerin, eine blonde Frau, vielleicht 30, von angenehmer Schönheit. Ihre Augen sehen in die Ferne, ins Nichts, ihre Blicke sind nicht zu greifen. Ich bin fasziniert. Als ich mich niedersetze, reagiert sie nicht. 'Sie hört mich.', denke ich, doch ihre Blicke bleiben fern.

Neben mir sitzt sich ein älteres Ehepaar gegenüber, unterhält sich angeregt. Zur linken des Mannes steht ein Korb, mit einer Decke gefüllt. Erst beim zweiten Hinsehen entdecke ich den Hund im Inneren des Korbes, ein putziges, winziges Wesen mit übergroßen Ohren, das zum Streicheln und Liebhaben einlädt.

Mit Erstaunen vergleiche ich die beiden Hunde, die mit mir das Abteil teilen, sind sie doch der gleichen Tierart zugehörig und trotzdem enorm verschieden:
Das kleine, unscheinbare, knuddlige Fellknäuel, das für Streicheleinheiten auserkoren zu sein scheint, und den majestätischen, riesigen, weißen Blindenhund, dessen Existenz einer wahlich gewaltigen Aufgabe gewidmet.

Ohne Verwunderung stelle ich fest, wie eindeutig meine Sympathien verteilt sind, wieviel Respekt ich dem größeren Tier bereits zolle.

Unten

Ich kann mich nicht mehr genau daran entsinnen, wann ich zum ersten Mal beschloß, nicht die obere Etage des Zuges zu bentuzen, sondern in diesem S-Bahn-artigen Gefährt im Erdgeschoß zu verweilen. Ich kann mich auch nicht mehr genau der Gründe entsinnen, die mich zu dieser Entscheidung bewogen, doch vermute, daß es etwas mit der Behaglichkeit der kleineren Abteile zu tun hatte, mit der vermeintlichen Ungestörtheit, die man "unten" erfahren konnte.

Und so begebe ich mich, sobald mein Zug am Bahnsteig eingefahren ist, stets an dessen Ende, an die letzte oder vorletzte Tür, betätige den Öffner und steige ein. Hier bringen Radfahrer ihre Räder unter, nehmen auf klappbaren Sitzen Platz.
Ich gehe weiter. Nirgendwo ein Raucherabteil in Sicht, dessen unappetitliche Ausdünstungen meine Atemluft bevölkern könnten.

Ich lächle stumme, öffne die Tür zu dem kleinen Abteil. Es ist bereits gefüllt. Die beiden Viererplätze, von denen ich mir normalerweise einen sichern kann, sind belegt. Doch auf den restlichen vier Doppelsitzen hat sich noch niemand niedergelassen - ich habe die freie Auswahl.

Ein kurzer Gedanke an die Fahrtrichtung, und auch ich habe meinen Sitzplatz gefunden, ziehe das Jacket aus, friemle das Musikabspielgerät aus der Tasche und stöpsle mir die kopfhörer ein. Kaum habe ich mich gesetzt, erklingt hinter der Musik in meinen Ohren eine unverständliche Durchsage, und der Zug setzt sich langsam in Bewegung.

Draußen regnet es.

In Gedanken versunken zücke ich meinen Notizblock und versinke in wohlige Behaglichkeit.

Mittwoch, 29. Juni 2005

Straßenbahnerlebnisse 10

In der Straßenbahn begegnete ich Adolf Hitler.

Nachdem ich ohne zu Zögern über die befahrene Straße zur wartenden Straßenbahn geeilt und außer Atem in diese eingstiegen war, entdeckte ich einen freien Sitzplatz. Eine Frau um die 50 bot diesen einer Rentnerin an, die kurz vor mir zugestiegen war. Sie lehnte ab, doch die Anbietende wollte sich selbst nicht setzen.

Das Risiko eingehend, für "keck" oder "frech" gehalten zu werden, plazierte ich mich kurzerhand auf dem Sitz. Neben mir saß Adolf Hitler.

Er war klein und alt, von gedrungener Gestalt, ein wenig übergewichtig. 'Das Alter hat ihn zusammenschrumpeln lassen.', dachte ich. Sein Haar war längst weiß, doch Bart und Frisur waren noch dieselbe wie vor über 60 Jahren.

'Selbst wenn er noch lebt, müßte er eigentlich längst tot sein.', überlegte ich. Doch Adolf sah weder tot aus noch wie ein 116Jähriger. Allerdings roch er ein bißchen unangenehm. Ich wunderte mich und bewunderte zugleich seine lila Hosenträger.

Als die ihm gegenüber Sitzende sich erhob, um auszusteigen, stand auch er auf. Er gab ihr die Hand, zackig, kräftig, doch überraschend herzlich, fast liebevoll.

'Das ist niemals Adolf Hitler!', stellte ich fest und stieg aus.

Montag, 23. Mai 2005

Straßenbahnerlebnisse 9

Ein typischer Satz älterer Leute, die nach ein paar schnellen Schritten außer Atem in der noch lange Zeit wartenden Bahn ankommen:
"Na also. Das hätten wir doch geschafft."

Straßenbahnerlebnisse 8

Auf dem Zweierplatz für körperlich Benachteiligte sitzt eine ältere Frau mit blond gefärbtem Haar, wegen des Nieselregens mit einer Plastikhaube bedeckt, die aussieht wie ein Kopftuch.
"Ich denke gerade über die Diskussion in Bayern nach.", meint M zu mir. "Kopftuchverbot und so." Ich grinse.

Die Frau ist bemüht, den Sitzplatz zu wechseln, will vom Fensterplatz zum Gangplatz rücken. Das sind zwar nur wenige Zentimeter nach links, doch strengt sie sich dabei sichtlich an, stützt sich auf ihre Krücken und keucht. Ich überlege, ob ich aufspringen, ihr helfen sollte. Doch dann hat sie es geschafft, sitzt schwer atmend auf dem gewünschten Sitzplatz.

Die Bahn hält, Menschen steigen ein. Unter ihnen auch ein Rentnerehepar. Der Mann benutzt eine Gehilfe, visiert den freien Platz neben der Keuchenden an. Er geht wacklig, wird von seiner Frau dorthin geleitet, läßt sich in den Stuhl fallen.

"Die Frau ist zwar auch benachteiligt, hat aber noch beide Hände.", meint die Rentnerin zu ihrem Mann. Der sagt nichts, doch die Sitzende antwortet:
"Jaja. Aber richtig zufassen kann ich auch nicht."
"Aber mein Mann erst recht nicht. Er ist gelähmt." Sie lacht: "Hahaha.
Sie nickt zu dem Angesprochenen. "Nicht wahr? Hahaha. Nach einem Schlaganfall. Hahaha. Wir fahren jetzt gerade wieder zur Therapie. Hahaha."

Sie lacht immer wieder, kurz, stoßweise, als wäre das Erzählte irgendwie amüsant. Nicht nur, daß es so wirkt, als versuche sie, den "Wer hat die schlimmsten Gebrechen?"-Wettbewerb für sich bzw. ihren Mann zu entscheiden, auch, daß sie in das Larifari-Gespräch an reichlich unpassender Stelle ihr Gelächter einfügt, verwundert mich.

Ich steige aus und werde dabei beinahe von einem Auto überrollt.
Hahaha.

Straßenbahnerlebnisse 7

In der Straßenbahn hängt eine Übersichtskarte sämtlicher Linien der Stadt. Leider ist diese etwas ungünstig plaziert, befindet sich nämlich an der Wand direkt hinter dem Fahrer, was bedeutet, daß nur diejenigen, welche die beiden dortigen Sitzplätze benutzen, wirklich genau schauen können, welches Fahrzeug des öffentlichen Personnenhahverkehrs wohin fährt.

Auf dem rechten der beiden Plätze sitzt eine Frau mit ergrautem Haar, scheint sich dort wohl zu fühlen. Denn der Platz links von ihr ist frei, aber durch sie selbst und ihren Körper versperrt. Nichts Ungewöhnliches, soweit.

Allerdings tritt nun eine weitere Dame hinzu, ebenfalls bereits ein wenig betagt. Sie sucht nach Informationen, hat extra vorher die Lesebrille aufgesetzt, um nun den Plan genauestens studieren zu können. Da jedoch der eine Sitzplatz von erwähnter Frau besetzt und der Zugang zum anderen von selbiger versperrt ist, muß sich die Informationssuchende über die Sitzende beugen, um den Plan überhaupt erkennen zu können.

Es sieht befremdlich aus, wie sie inmitten der unregelmäßig fahrenden Bahn in äußerst schrägem Winkel den Plan studiert, während der Bahnruckeleien stetig um festen Halt bemüht, mit dem Zeigefinger den Verlauf ihrer gewünschten Linie nachfahrend.
'Gleich kippt sie um.', denke ich, doch nichts passiert.

Tatsächlich passiert nicht; denn der Sitzenden scheint der Gedanke fremd zu sein, wenige Zentimeter nach links zu rücken, um nicht nur der Gefährlich-Schief-Stehenden die Informationssuche zu erleichtern, sondern auch, um den freien Platz freizugeben.

Nach einer Weile ist es vorbei, die absonderliche Haltung ausgestanden. Die Fahrplanstudierende richtet sich auf und nimmt an anderer Stelle Platz, packte die Lesebrille ein. Die bereits Sitzende dagegen verzieht keine Miene.

Montag, 9. Mai 2005

Der Fotograf

Auf dem Hallenser Bahnhof hatte der Frühling Einzug gehalten. Überall grünte es: Polizisten hatten sich demonstrativ an strategisch bedeutsamen Positionen hingestellt und beobachteten gelangweilt ihre Umgebung. Hin und wieder gesellte sich etwas Blau hinzu: Der Bahnhofssicherheitsdienst oder ein paar redefreudige Schaffnerinnen.

Ich hatte meinen Zug verpaßt. Um zwei Minuten. Bis zum nächsten war noch Zeit. Gelassen orderte ich beim Fahrkartenautomat ein Ticket, beobachtete nebenbei die Polizisten. Diese schauten nur, bewegten sich kaum, wirkten präsent aber nicht bedrohlich.
'Was wollen die hier?', fragte ich mich. 'Findet heute irgendein bedeutsames Fußballspiel statt?'
Ich wußte es nicht, wagte auch nicht, einen der Grünuniformierten mit einer entsprechenden Frage zu belästigen. Schließlich bin ich kein Sensationstourist.

Der Buchladen hielt wenig Interessantes bereit. Ich verließ ihn schnell wieder, mich daran hindernd, Geld auszugeben, das ich nicht hatte. Die Polizisten standen noch immer an gleicher Stelle. Wie festgewachsen. Bewegten sich träge im Wind der Vorbeieilenden.

Ich suchte nach einer freien Bank, auf der ich mich plazieren und in mein Buch vertiefen könnte, fand keine. Überall saß schon jemand.
'Na gut.', dachte ich, 'Dann begebe ich eben schon auf den Bahnsteig, setze mich dort irgendwohin.'

Kaum hatte ich mich in Richtung des Bahnsteigs gewandt, sah ich in einem Café einen älteren Mann stehen. Keine wirklich gepflegte Erscheinung. Auf dem kleinen Tisch vor ihm dampfte ein Kaffebecher. Eine Schachtel Zigaretten und ein billiges Einwegfeuerzeug leisteten stumm Gesellschaft.
Ich wollte mich schon abwenden, als mein Blick auf den Barhocker fiel, neben dem der Mann Stellung bezogen hatte. Auf diesem, allerdings nicht auf der Sitz, sondern auf der Fußabstellfläche, lag eine Kamera, eine uralte Leica mit einem monströsen Objektiv. Dieses war allerdings mit zahllosen Aufklebern verunziert, was einerseits auf dessen Alter, andererseits auf die Geschmacklosigkeit des Besitzers hindeutete.
'Ein Fotograf?', dachte ich und sprach ihn an.

"Hallo. Ist hier denn irgendwas los?"
"Nee, nee, nur das Übliche."

Und dann begann sein Monolog. Er berichtete von Bahnhofssicherheitsvorkehrungen [zu denen regulär allerdings meiner Meinung nach kein derart immenses Polizeiaufkommen gehört], von Gepäckdiebstählen, von einer Methode, sich gegen Gepäckdiebstahl zu sichern, indem man einen alten Fahrradschlauch aufschlitzte, einen Draht darin einspannte und das Ganze zu einer Art Schlaufe formte. Er erzählte mir, wann und wo besonders viel geklaut wurde, wo die Leute am wenigsten aufpaßten, daß schon ganze Küchen und Wohnzimmer [Ich brauchte eine Weile, um zu begreifen, daß damit keine komplett eingerichteten Zimmer, sondern die in Pakete verpackten Möbelstücke gemeint waren.] abhanden gekommen seien. Und dann schweifte er ab, erzählte davon, daß man in solchen Fällen einen Fotografen brauchte, daß man sich an die Presse wenden möge, verwechselte Bahnhof mit Flughafen, erzählte, daß er sei 1977 "dabei" sei, ebenso wie seine Vorfahren, daß die Studenten ja heutzutage alle kein Geld hätten, weil sie 500 Euro bezahlen müßten. Er gab mir Tips, wie man zu Geld käme, redete von lukrativen Einkunftsmöglichkeiten mittels eines Quads oder gar im Polizeiorchester. 'Bei der Polizei und bei Militär. Da ist das Geld zu holen.', meinte er.
Aus seinem nikotingelben Bart quollen unzählige Worte hervor, trieben von einer Thematik zur nächsten, so daß ich Mühe hatte zu folgen. Ich nickte immer nur wieder, stimmte zu, ergänzte seine Standardfloskeln mit weiteren.
"Das ist halt so.", "Da kann man nichts machen.", "Naja...", "Tatsächlich...?"
Ich kam mir wie ein Lügner vor, begriff längst nicht mehr, was der alte Mann denn nun erzählte, wußte aber, daß ich keine Antwort auf meine Frage nach der enormen Polizistenanzahl auf dem Bahnhof erhalten würde.

Von einem Bahnsteig strömten Menschenmassen. Auffallend viele Gestalten, die ich politisch rechten Bereichen zuordnete, verweilten unter ihnen, begleitet von grüngewandeten Polizisten in bulligen Schutzwesten und Helmen.
'Tag der Beftreiung.', ging es mir durch den Kopf, 'NPD-Demo.'

Der alte Mann holte gerade Luft.
Ich warf einen Blick auf meine inexistente Uhr.
"Ich muß los.", log ich, "Mein Zug..."

Er nickte mir zu, verabschiedete mich mit einer kumpelhaften Geste und verschwand bald hinter dem Getümmel der Kahlköpfigen und Behelmten.

Mittwoch, 27. April 2005

Straßenbahnerlebnisse 6

Ich stieg aus.

In Indien ist es nicht üblich, den eigenen Kindern beizubringen, daß man zuerst die Leute aus der Bahn herauszulassen habe, bevor man selbst einsteigt. In Deutschland schon. Ob das gut ist oder nicht, weiß ich nicht.

Festzustellen war jedoch, daß sich, als ich versuchte, aus der Straßenbahn auszusteigen, mich mit einer vielköpfigen Menschenmasse konfrontiert sah, die in kompletter Form in die Bahn hineinzugelangen versuchte. Dabei war wichtig, dem Nebenmann keinen Zentimeter Platz zu gönnen; vielleicht wäre er sonst derjenige, der den letzten freien, guten Sitzplatz vor der eigenen Nase wegschnappte.

Die Masse drängte hinein; ich wollte hinaus, stand schon der Tür, doch gleichzeitig auch vor einem nahezu undurchdringlichen Hindernis. Der Menschenleiberpulk wurde angeführt von einer ganz in Schwarz gekleideten, beleibten jungen Dame, die ihre Handtasche wie einen Schild vor sich hielt. Auch die Handtasche war schwarz. Allerdings hatte sich der Designer der Tasche wohl gedacht, daß Schwarz allein wenig Stil mit sich bringe und etwas Buntes, Glitzerndes, Witziges, Frisches, Peppiges hinzugefügt werden müßte. Und so funkelten auf der Tasche in riesigen pinkfarbenen Glitzerbuchstaben die Worte "PINK BAG". Ich schaute hin, wunderte mich, schaute nochmal. Tatsächlich; die Tasche war noch immer schwarz, tiefschwarz, und einzig die alberne Glitzerbuchstaben verfügte über eine Pinkfärbung.

'Haha!', wollte ich denken, als die Menschenmasse über mich hereinbrach, mich überrollte, mich in die Bahn zurückdrängte, auf die freien Sitzgelegenheiten quoll, hastete, als gäbe es nichts Wichtigeres.

Ich floh, eilte durch den Wagon nach hinten, zur letzten Tür, stieg aus, frei, unbelästigt, unbehelligt, ohne Platznot, mit dem Bild einer schwarzen Handtasche im Kopf, die von sich behauptete, pink zu sein.

Mit mir zusammen stieg eine ältere Frau aus, welche die Sechzig schon überschritten hatte. Ihre letzten Worte an den gerade verabschiedeten, scheinbar befreundeten Fahrgast waren:
"Ich schreib dir ne Mail."

Verdutzt blieb ich stehen, sah der grauhaarigen Dame nach und bemerkte nicht, wie sich hinter mir die Türen schlossen und die Straßenbahn davonfuhr.

Mittwoch, 20. April 2005

Straßenbahnerlebnisse 5

Als ich heute zur Mensa fuhr, stiegen zwei Punks hinzu. Einer von ihnen blockierte die Tür, so daß noch drei weitere von ihnen und ebensoviele Riesenhunde die Möglichkeit bekamen, hinterhereilend einzusteigen. Sie trugen die üblichen zerrissenen, verwaschenen Klamotten, Handschellen und Nietengürtel, stanken nach Bier und Schweiß. Die einzige Frau unter ihnen war mit nicht viel mehr als einem Schlüpfer [Ich liebe dieses Wort - es klingt unglaublich eklig.], Strapsen und einem rissigen Top bekleidet, was in Anbetracht der erstaunlich niedrigen Temperaturen etwas unpassend zu sein schien.

Sie plazierten sich wenige Sitze entfernt von mir, fragten nur einmal nach einem Taschentuch, belästigten ansonsten niemanden. Zwei ältere Frauen stiegen in die Bahn, unterhielten sich:

"Hast du die Frau gesehen?" [flüsternd]
"Nee."
"Wie die gekleidet war..." [Kopfschütteln]
"Ich wäre ja allein hier nicht eingestiegen."
"Nicht?"
"Nee, da hätte ich Angst gehabt."
"Naja, ich hab die zu spät gesehen..."

Die Punks machten wirklich nicht den freundlichsten Eindruck, aber ich glaube auch nicht, daß sie den vermitteln wollten. Doch beängstigend waren sie keinesfalls. Sie stanken nur und lärmten ein wenig, unterhielten sich über abzuleistende Arbeitsstunden, die noch auf sie warteten, lachten grob und tranken Bier.

Einem von ihnen schien es nicht sonderlich gut zu gehen. Immer wieder hörte man unappetitliche Würgegeräusche, die mich dazu bewogen, nicht genauer hinsehen zu wollen.

Die Punkerin jedoch betrachtete ihn und meinte dann mit krächzender Stimme:

"Hey, du kotzt ja wie ein Anfänger!"

Für einen Moment überlegte ich, ob ich mich in einer freien Minute mal intensiver verschiedenen Kotzübungen widmen sollte...
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