Farbenfroh

Samstag, 10. September 2005

Fundstück

Als ich die Bibliothek betrat, fand ich auf einem Tisch einen Schmierzettel, auf dem neben kryptischen allerlei Bemerkungen der Ausschnitt eines Gedichtes meine Blicke auf sich zog. Neuigierig las ich, und war angetan, suchte im Internet und fand hier das Folgende.
[Sobald sich Gelegenheit ergibt, werde ich mich eingehender mit dem Autoren und seinem Werk befassen.]


Johannes Bobrowski
"Die Daubas"

[1954]

Droben schwang der Wind.
Wir lebten am Fluss in den Hütten.
Dunkelnd die Ufer hinauf,
tönte das Schilf.

Wir waren Kinder mit unsern
Herzen. Die sangen uns jahrhin.
Anders nicht als die Erde
kamen Fröste und Regen,
Blitz und Gewölk, wie die Zeit -

wie die Zeit,
die wir nahmen
und gaben sie aus den Händen,
rot von Früchten. Die Winter
flossen ins Licht.

Das ist vergangen.
Wir ließen die Dörfer dem Sande.
Kaum wie ein Flößerruf
zogen wir fort.

Folgend der Bitternis, legen
wir Holz zu den Feuern der Fremde,
wissen ein Lied noch: einst
blühte der Apfelbaum.

Wo denn
wollen wir bleiben?
Immer ist es die Erde,
der Grund, da wir liegen werden.
Die Kinder
finden das Dorf nicht.

Aber die Gärten, der Schilfstrich
am Strom - jenes Uferland Daubas -
gilbende Scheunen -
und das Gespann, das vom Wald kam -
der Habicht im leeren Blau -

noch verfärbts uns die Blicke.
So treten wir unter den Bogen
dieser Jahre. Und zählen
unsre Freuden der Erde zu. -

Fühlend das Blut in den Schläfen,
das Haar zu streichen den Töchtern,
abends sprichst du: Komm,
Liebste, du bleibst noch - so
sehn ich mich nicht.

Herbst: Lenkte Einsam Meinen Schritt...

Das Gold des Herbstes nahm die Welt
doch es war stumpf und grau verhangen
Braun durchzog Verfall die Weiten
Trug zu Grabe, was vergangen

Wind schwoll an in kalten Chören
Nebel hob sich von den Flüssen
Rief das Moor bis an die Ufer
Unter kalten Regengüssen

Das Land wand sich in Hagelstürmen
Herbstlaub, Schlamm und Nebelfelder
Es ertrank in meinen Sorgen
Wolken, Wind und leere Wälder

Denn ich spürte fernes Unheil
Fühlte Jammer, Leid und Weh
Weiter zog ich, fort und fort
Vom Hagel in den ersten Schnee

Wie des Landes Leichentuch
Eisig flieht die weiße Pracht
Lautlos, kalt und unerbittlich
Tag um Tag und Nacht um Nacht

Und ich zog in großer Eile
Lenkte einsam meinen Schritt
Um noch Hoffnung in mir zu retten
Die da schwand mit jedem Tritt


[Nocte Obducta]

[Im Hintergrund: Nocte Obducta - "Nektar I: Zwölf Monde, eine Hand voll Träume"]

Mittwoch, 7. September 2005

Werte Frau Schröder...

Da es mir schon mehrere Male auffiel, ich es aber hier endlich zitieren kann, erwähne ich, was ich soeben bei Spiegel Online fand:

"Ob erstmals eine Frau Bundeskanzlerin wird - angesichts dieser Frage erhitzen sich anscheinend vor allem weibliche Gemüter."

Man beachte den ersten Teilsatz. Ich bezweifle stark, daß ein Mann Bundeskanzlerin werden wird.

[P.S.: Man beachte auch die korrekte Verwendung des Futur I Passiv in meinem Satz im Vergleich zum zitierten.]

[Im Hintergrund: Opeth - "Damnation"]

Dienstag, 6. September 2005

Augenblicksmusik

Ich habe früher zuweilen versucht zu erwähnen, welche Musik gerade im Hintergrund läuft, während ich den aktuellen Weblog-Eintrag verfasse. Irgendwann begann ich, diese Angewohnheit zu vernachlässigen, ein wenig frevelhaft, wenn man bedenkt, wieviel es mir bedeutet, zu späteren Zeitpunkten zu erfahren, welche Lieder, welche Alben, in welchen Situationen den Hintergrund befüllt hatten.

Leider funktionierte das Ganze nicht immer wie gewünscht, konnte es doch passieren, daß bei der Original-Niederschrift oder ihrer stichpunkthaften Erwähnung, die zuweilen tatsächlich auf echtem Papier mit echten Stiften, absolut analog also, geschieht, ein anderes Lied in meinen Ohren klang als bei dem Übertragen in den Weblog.

Aber ich glaube kaum, daß darin ein grund zu finden ist, warum ich begann, die Erwähnung meiner Musiken zu vernachlässigen. Ein weiterer Grund - der irgendwie universell auf nahezu sämtliche Probleme meines Daseins anwendbar sein könnte - liegt vermutlich in der mir eigenen Faulheit, ist es doch schließlich aufwendig genug, irgendwelche html-Tags zu benutzen und später, falls sie aufgrund irgendwelcher Tippfehler nur fehlerbehaftet funktionieren, zu korrigieren.

Doch betrachtet man die Länge diverser Texte, so kann man sich denken, daß der geringe zusätzliche Aufwand eigentlich nicht erwähnenswert sein dürfte. Andererseits bin ich durchaus froh, ein unkurzes Werk nach dessen Fertigstellung endlich veröffentlichen zu können [und ärgere mich über jede einzelne, oft notwendige Tippfehlerkorrekturmaßnahme], so daß vielleicht einfach die Unlust siegt, nun noch zusätzliche Mühen aufbringen zu müssen.

Die Ursachen sind also nicht explizit ergründbar, was auch egal ist, habe ich mir selbst doch die Frage noch nicht beantworten können, inwieweit ich wirklich daran interessiert bin, die "alte" Tradition des Hintergrundmusikniederschreibens wieder aufleben zu lassen.

Daß es kaum jemanden interessiert, was ich höre, halte ich für gegeben, spielt aber keine Rolle. Bedeutsamer ist die Frage, ob selbst unter kleine Weblog-Einträge noch eine zusätzliche Musikzeile eingefügt werden muß. Das wirkt oft albern und überflüssig und lenkt vor allem vom eigentlichen Inhalt ab.

Fazit dieser Überlegungen? Keines. Ich werde sehen, was mir eher zusagen wird.

Im übrigen sei erwähnt, daß ich die obigen Worte nur aus einem einzigen Grund schrieb: Sie sollten eine Art Einleitung darstellen für einen Link, der zwar keine Welten bewegt, aber immerhin erwähnt werden darf.

www.last.fm bietet die Möglichkeit, eine Art personalisiertes Internetradio anzulegen.
Das funktioniert folgendermaßen:

Man meldet sich an, lädt ein Plugin für den eigenen mp3-Player [z.B Winamp] herunter, das dafür sorgt, daß von jedem Titel, den man sich auf dem eigenen Rechner anhört, der ID3-Tag an last.fm geschickt wird, so daß dort gespeichert werden kann, welchen Interpreten und welchen Titel man sich zu Gemüte führte.

Die Speicherung ermöglicht die Erstellung allgemeiner und wöchentlicher Hitlisten, unterscheidbar nach Musiktiteln, Interpreten und Alben. Dadurch erhält man eine Übersicht, was man wann besonders gut fand und häufig hörte.

Anhand der gesammelten Daten werden Nachbarn ermittelt, die über einen ähnlichen Musikgeschmack verfügen. Auch gibt es Gruppen, denen man sich zuordnen kann, in denen beispielsweise bestimmte Musikrichtungen bevorzugt werden.

Welchen Sinn hat all dies?

Mich amüsiert und interessiert vorwiegend die Hitlistenerstellung. Leider hängt die Seite immer ein paar Titel hinterher, doch trotzdem, ab einer bestimmten Menge angehörter Lieder, geben die Hitlisten einigen Aufschluß über das eigene Musikhörverhalten.

Schön ist auch, auf einen Titel oder Interpreten zu klicken und festzustellen, wieviele andere Leute dieses Werk oder diesen Künstler kennen und sich zu Gemüte führten.

Die wichtigste Option ist jedoch die des personalisierten Internetradios.
Mittels eines gesonderten Players [oder über ein Proxy] kann man sich aussuchen, was für Internetradio man haben möchte.

Bevorzugt man die eigenen Titel, so klickt man einfach auf der eigenen Profilseite auf "Play" und erhält nicht nur bereits gehörtes [so verfügbar], sondern auch Werke der eigenen "Nachbarn".

Auch kann man sich einfach das Internetradio der bereits erwähnten Gruppen anhören, so man das will. Für diese Gruppen werden übrigens auch wöchentliche Charts erstellt, so daß einsehbar ist, was hier bevorzugt wird.

Das Ganze bietet noch wesentlich mehr Möglichkeiten, die aber leicht zu entdecken und zu verstehen sind, und fasziniert mich durchaus ein wenig.

Wer also sich mit der artigem auseinandersetzen möchte, sollte auf last.fm gehen und sich dort anmelden.

Und unter www.last.fm/user/morast/ kann der interessierte Leser erfahren, was ich denn derzeit bzw am liebsten an meine Ohren lasse.

Letzteres bildet zwar keinen wirklichen Ersatz zu der unter einen Weblog-Eintrag geschriebenen "Ich-Höre-Gerade-..."-Zeile, doch immerhin Einblick in meinen Musikgeschmack.

[Im Hintergrund: Dornenreich - "Bitter ist's dem Tod zu dienen"]

Montag, 5. September 2005

Kan di dat?

Schon wieder Politik. Oder so etwas Ähnliches.

Auf spiegel.de stieß ich auf eine Anzeige für zweitesduell.de.
Tatsächlich ließ ich es mir nicht nehmen, dem Link zu folgen und mir den Inhalt der, offensichtlich von der SPD initiierten Seite anzuschauen.

Nun jedoch bin ich, der von Werbung im allgemeinen und Wahlwerbung im speziellen eigentlich einiges Unangenehmes gewöhnt und zu ertragen bereit ist, verwirrt, ob ich traurig, frustriert, genervt oder einfach nur resigniert sein soll wegen der verwendeten, wahrlich schlechten, ja zusammengekrampften Wortspiele.

Merkel = Kanzlerkandidatin = KanzlerKANDIDATin => KAN DI DAT?
Schröder = Kanzler = DER KANZler => DER KANZ.

Mir fehlen die Worte.

Sonntag, 4. September 2005

Ein kurzes Resümee

Wenn man sich das TV-Duell Merkel/Schröder ansah und nun die darauffolgenden Diskussionen und statistischen Auswertungen betrachtet, kann man nicht nur zuweilen den Eindruck bekommen, ein ganz anderes TV-Duell gesehen zu haben, sondern auch, daß mit kunterbunter Zahlenjonglage versucht wird, eine - mir befremdlich anmutende - Meinung als feststehend zu etablieren, so daß andere, nicht feststehende Ansichten, zu dem gleichen Schluß gelangen mögen.

Denn wieso erklärt man jemanden, der in meinen Augen deutlich schlechter gegen seinen/ihren Kontrahenten abschloß, für den eigentlichen Siegeer des TV-Duells, bloß weil er, besser: sie, mit der Voraussetzung startete, nicht Medienkanzler, sondern nahezu medienuntauglich zu sein?
Wieso ist also jemand besser, bloß weil sich abschließend herausstellt, daß er [sie] eigentlich [wenn überhaupt] nur gleichauf ist, aber von vorneherein für schlechter gehalten wurde?
"Wer schlechter anfängt, kann nur gewinnen." Oder wie?

Und noch etwas:
Wieso soll jemand, der Familien- und Umweltministerin war, bevor sein Kontrahent überhaupt in die Regierung kam, ungeübt im Umgang mit Medien sein?

Zum Glück habe ich meine eigene Meinung.

Donnerstag, 1. September 2005

Gefühlskonserve spricht Morast

Deef von der Gefühlskonserve hat sich im Rahmen seines Weblog-Podcastings die Mühe gemacht, meinen Text "Abendliche Selbsterkenntnis" in gesprochene Form umzuwandeln.

Ich bin hellauf begeistert und kann nicht nur diesen Audiotext [Ich hänge an diesem albernen Wort irgendwie fest.], sondern seinen gesamten Weblog ohne Bedenken weiterempfehlen.

Also: Schaut hierhin und lauscht.

Montag, 22. August 2005

"Everywhere I look you're all I see"

"I still recall the taste of your tears
Echoing your voice just like the ringing in my ears
My favorite dreams of you still wash ashore
Scraping through my head 'till I don't want to sleep anymore

You make this all go away
You make this all go away
I just want something
I just want something I can never have.
"

[aus: Nine Inch Nails - "Something I Can Never Have"]

Dienstag, 16. August 2005

Ein Gedanke zu "Sin City"

Überall hagelt es positive und minder positive Worte zu Robert Rodriguez' Filmkunstwerk "Sin City", das zu sehen auch ich - trotz kinematisch-filmverleiherischer Unstimmigkeiten und daraus resultierenden Filmanlaufsverzögerungen - am Samstag das Vergnügen hatte.
Und so will ich es jedem Lesenden ersparen, eine eigene, den unzähligen anderen gleichende Zusammenfassung und Wertung zu liefern, sondern beschränke mich auf einen einzelnen Gedanken, der so kurz ist, daß er die einleitende Vorrede bei weitem unterschreitet, der aber für mich so bedeutsam war, daß er nach dem Beschauen des Schwarz-Weiß-[Und-ein-bißchen-Bunt]-Streifens nahezu als erstes auf meiner Zunge lag und somit alsbald an Gs lauschende Ohren drang und seine Zustimmung erlangte:

Ersraunlich war, daß trotz aller Gewalt und Brutalität, trotz aller Antiheldenhaftigkeit und Überstärke, trotz aller Düsternis und Kaltherzigkeit, daß trotz allem in jedem der drei Handlungsstränge Liebe eine, vielleicht die, zentrale Rolle spielte.

Montag, 15. August 2005

Widerspruch

Typen, die noch nicht einmal richtig sprechen können, halten sich selbst für Ikonen des Sprechgesangs.

[23mb|via stackenblochen]

Flatterfred...

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Du bist nicht angemeldet.

Aktuell...

Altslawische fantastische...
Ich möchte dir mein fantasy Welt vorstellen. Vielleicht...
Cerny Vlk - 6. Jan, 21:45
Radtour Salbker See II
Danke für die tollen Tipps, wir waren im August auch...
Physiotherapie Leipzig (Gast) - 21. Nov, 17:06
Higtech
Naja, man glaubt es kaum, aber was der Angler an Energie...
Martin Angel (Gast) - 12. Sep, 11:27
gar nisch süß
dat is gar nisch süß soll isch de ma was rischtisch...
free erdem (Gast) - 6. Jun, 16:40
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
morast - 1. Feb, 21:10

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