Seelensplitter

Sonntag, 30. Oktober 2005

Reißaus

Fang mich, Leben, wenn du kannst
Ich entfliehe durch die Zeit
stürme raschelnd durch den Herbst
find ein Stückchen Ewigkeit

laufe lachend von mir fort
laß den Horizont zurück
hüpf dem Heute ins Gesicht
find ein Stückchen Regenglück

nehm Reißaus ins Irgendwo
lausch dem Klang, zu dem sie tanzt
halte einen Augenblick lang still:
Fang mich, Leben, wenn du kannst.

[Im Hintergrund: Pink Floyd - "Wish You Were Here"]

Dienstag, 25. Oktober 2005

hier

verweilte ich noch immer hier

auf diesem bitterschwarzen stuhl
dessen holz mein antlitz zerfetzt
dessen ritzen meine tränen sieben

in diesem bilderleeren raum
dessen balken mein denken spalten
dessen fenster grau nur zeigen

in diesem atemkalten jetzt
dessen stille mein rückrat bricht
dessen schweigen durch die augen kriecht

verweilte ich noch immer hier

so vermißte ich die brennenden schwingen
so träumte ich von bebender ferne
so verlöre ich mich längst.

[Im Hintergrund: Ensiferum - "Iron"]

Samstag, 22. Oktober 2005

und dann...

und dann war doch noch
unter meinen nackten füßen
der abdruck eines daseins
gefüllt mit trübem naß
in dem sich ferne sterne spiegeln

und dann war da noch
der atemzug, der schritt gen heute
als das wasser sich im antlitz sammelt
regenschwer auf mich niederprasselt
den boden unter mir erweicht

und dann war da noch
der griff in die wolken
die haltlosigkeit eines weiteren versuchs
als das versunkene wesen
sich selbst vermißt

und dann war da noch
die schwarze schlange hoffnung
die jedes lächeln, das ich fand
zu narbenschrift zerreißt

und dann war da noch
[ich hatte es fast vergessen]
mein leben...

Donnerstag, 6. Oktober 2005

mittelpunkt

bedacht - um nicht zu atmen
die stille nicht zu stören
kein flüsterlaut erweckend
gedankenkeim berührend

meine finger - leise zitternd
streift ein bitterschwerer hauch
weht mein müdes perlenauge
hin zum mittelpunkt der welt

bedacht - um nicht zu lieben
in stillem sinn zu schwelgen
die anmut stumm genießend
gedankenblasen folgend
bedacht - um zu entgleiten
als wäre ich stummer sturm
als wär ich ferner teil
vom mittelpunkt der welt.

[Im Hintergrund: Gravenhurst - "Fires In Distant Buildings"]

Mittwoch, 5. Oktober 2005

zwischen den zeilen

fremdgelebte wortgefüge
fang mich auf
ein flüstern stirbt
zwischen gilbend grauen seiten

weltgeschwärzte blicke schweifen
streifen hochgelobtes land
fang mich auf
um nicht zu fallen
fluchtgeburt in eignem kopf

blind erwacht
nur zeilen findend
fang mich auf
doch höre nichts
silben prallen gegen wände
schmettern leere ins gesicht.

Sonntag, 11. September 2005

Kein Pfad

Die alten Wege kreuzen sich
die Mitte findet Pfeiler
ein Schild, verwittert, moosbegrünt
begrüßt mich Wanderer.

"Ich eile fort." spricht trockner Mund
zum Holz, das still verweilt
die Lippen beben, wortgeweckt
doch schweigen suchtverschmiert.

"Ich eile fort.", erklär ich mich
gehetzt rotiert mein Auge.
"Sie folgen mir.", erkenne ich
die Beine suchen meine Flucht.

Der Pfeiler schweigt mit welkem Schild
und Schriften nennen Namen.
"Ich kenne sie. Doch will sie nicht.
Und keinen ihrer Wege.
"

Der Kreuzpfad unter meinem Fuß
schenkt kalte Stille mir
"Ich kenne dich. Doch will dich nicht."
Die Stimme gilt dem Weg.

Und jede Richtung weist mir Mensch
bekannte Freuden warten
Der Pfeiler nennt die Namen mir
das Schild gibt Hoffnung kund.

Ich weiche stumm zurück, zu mir
der Boden glüht im Staube
längst begangen jeder Weg
betreten jede Richtung.

"Ich eile fort.", erkläre ich
seh Westen, Süden, Norden
der Osten grinst mit Kälte mir
und Angst ruft meine Nähe.

"Ich eile fort.", erkenne ich
bleib stehen, will doch fliehen
und stürze mich in blindem Drang
dem tiefsten Wald entgegen.

Kein Pfad umschmeichelt meinen Fuß
nur struppig Waldgeflecht
und Dornenranken zeichnen mich
in Rot brennt meine Sucht.

Im Nacken hör ich Stimmen fern
sie suchen mich und greifen
Mein Schritt erwächst zu neuem Maß
Ich eile fort, entweiche.

"Zerrt nicht zurück
was sich entwöhnt
senkt nieder winkend Hände
umarmt nicht länger, was entschlüpft
und haltet nimmer fest.

Ich eile fort.
", ruf ich zurück
"Entfliehe ewig Gleichem
dem Ritual des Mittigsein
geborgen unter Fremden

Gemeinsam in das Immerdar
die alten Wege laufend
die alte Richtung
gestrig-schön -
Nicht länger will ich bleiben.

Ich lausche altbekanntem Wort
doch will ich nicht vernehmen
Die Fremde lockt mit Weltgesang
Kein Pfad führt mich zum Ziel.
"

Und als mein letztes Wort verstummt
vernehm ich bittres Wimmern
ich bleibe stehn, erbarme mich
gefrier im Tränenlied.

"'Was soll ich tun?", durchfährt es mich
das Zögern kostet Kräfte
Im Nacken ruft das Gestern warm
im Auge glänzt die Ferne.

"Das Gestern kenne ich bereits!"
schallt es aus meinem Munde
und forschen Schrittes dring ich tief
ins Unbekannt hinein.

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Samstag, 10. September 2005

rotation

nachts rotiere ich in träumen
kreise wege um dein haupt
verirre drehend mich und finde
den pfad zurück
zu dir.

die kreise werden kleiner
die wege werden kürzer
die blicke suchen mitten
erfinden
finden dich.

und schließ ich jedes auge
fließt jeder traum in bahnen
ein orbit der gedanken
um deine stirn
gelegt.

ein blinder kinderkreisel
die wege werden schneller
das zentrum meiner pfade
erträumt
erwartet mich.

der kreis gerinnt zum punkt
zum schrei
zum nichts, das mich empfing
ein leerer lufthauch
grüßt mich kalt
mit vakuum und kuß.

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[Im Hintergrund: The Dresden Dolls - "A Is For Accident [live]"]

innehalten

durch die sinne rauscht der wind
mir entgegen
zieht vobei
hält mich fest
momente nur
und läßt mich weitereilen.

der bewegung folge ich
im sprint dem jetzt entfliehend
die welt verschmiert
in meinem blick
bleibt hinter mir zurück.

im flug gefangen stürze ich
der drang nach vorn gefriert
und klebrig harrt der augenblick
raubt unter mir den grund.

grau und grauen werfen sich
in stummer wucht in mein gesicht
durchfahrend sinn und sinne
mit graugestein und sein.

durch den schädel rauscht der wind
singt längst verlorne lieder
die rote blüte auf beton
verblüht, verwelkt, verrinnt.

www.bluthand.de

[Im Hintergrund: The Dresden Dolls - "The Dresden Dolls"]

Montag, 22. August 2005

hinab

Allein des Fangens wegen
um zartbehandet zu erretten
und brausend Winden zu entreißen
mich letzten Augenblicks zu bergen

Allein des Raubes wegen
aus Schößen tiefster Stürze
aus dem Bodenlosen, Rettungslosen
aus dem kaltgeküßten Nichts

Allein des Spürens wegen
des Fingerfaltens über mir
um nach sinnberaubtem Flug
mich an deinem Herz zu finden

Allein des Fangens wegen:
Laß mich fallen.

[19.08.2005]
www.bluthand.de

Mittwoch, 3. August 2005

Sinnsuche

Und würd ich mir - in trübstem Sinn
die Knitterstirne raufen
zu ahnen, was ich werde, bin
mein letztes Wort verkaufen
der Haare stolze Sturmespracht
in tiefe Falten schlagen
und mich - als hätt ich tief gedacht
in fremdes Andersleben wagen

Und würde ich der Lippen Strich
nach unten redlich biegen
ein Lächeln finden - nur für mich
und meiner Furcht obsiegen
den Schlechtelauneschalter tief im Kopf
zum Gutsinn hin bewegen
des Schicksal schlüpfrig-süßen Schopf
auf meine Tränen legen

Und würde ich nicht was ich bin
nur was ich will erfragen
die Antwort sehnend - ein Wohin
nicht mit dem Jetzt mich plagen
noch mit der Einsamkeit des Seins
die dem Alleinsein gleicht
zuweilen schmerzt, als wär es eins
doch nimmermehr vom Herz entweicht

Und würd ich im Alleinsein still
mich selbst, den Weg, erschließen
es wieder als ein Ichgefühl
nicht als Verbannung wissen
und flink, mit stolzem Stolperschritt
dem faden Gestriggrau entweichen
vom Tränentrunk längst matt und sitt
die helfend Hand mir reichen

Dann riefe ich mit Stimmenglanz:
"Noch heut' wird alles besser!"
und spräng dem Tod im Freudentanz
vom blutigscharfen Messer.
Ich flüsterte mir selbst ins Ohr:
'Glaub nicht, das nichts verbliebe
Denn irgendwo im Sein liegt Sinn
und sei es nur die Liebe.'

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