Wortwelten
"Wird ganz schön teuer, die Fahrt nach K. ", sagt sie.
"Wieso?"
"Es hat sich niemand wegen einer Mitfahrgelegenheit gemeldet... Willst du vielleicht mitkommen?"
"Ich kenn doch keinen in K."
"Dann bleibst du halt die ganze Zeit im Auto sitzen und wartest auf mich. Und bezahlst die Hälfte der Benzinkosten."
Ein Scherz nur, und doch driften meine Gedanken bereits ab. Auf nach K!, denke ich und stelle mir vor, im Auto zu sitzen, auf dem Beifahrersitz, angenehme Musik zu hören, belanglose Dinge zu erzählen, angeregt durch andere Belanglosgkeiten aus ihrem Mund. Manchmal verdichtet sich das Gespräch, dann wird sie ernst, werd ich ernst, wir reden über Gefühle, über Innerstes, bis Uneinigkeit die Worte verdunkelt und ein Schweigen heraufbeschört, das ein kleiner Scherz, ein kurzes Lachen zu unterbrechen weiß.
In K werde ich trotz Kälte und Schneeregen aus dem Auto aussteigen und die Innenstadt betrachten, mich in einzelne Geschäfte wagen, mich womöglich über ein Musikgeschäft mit großer Auswahl freuen und dort geraume Zeit verweilen, vielleicht einen Stadtplan kaufen, Wegweisern zu vermeintlichen Sehenswürdigkeiten folgen, meine Enttäuschung über deren Nichtigkeit unter der Freude verbergen, hier zu sein, allein, mit meinen Gedanken, ungestört, ja frei.
Vielleicht werde ich in ein Museum gehen, mich an meinem Drang nach Wissen, nach Bildung, berauschen, vielleicht anschließend ein Café aufsuchen, um, während ich gedankenverloren mit einem Löffel in der halbleeren Tasse rühre, festzustellen, daß die Heiße Schokolade hier auch nicht anders mundet als zu Hause.
Unterdessen wird sie ihre Freundin besuchen, mit ihr den Nachmittag, den Abend verleben, keine Sorgen an mich verschwendend, bin ich doch alt und intelligent genug, mein Handeln und sein in richtige Bahnen lenken zu können. [Bin ich das?]
Ich sehe mich in einer Stadt, deren Straßen sich ob des Wetters, der nahenden Nacht, ob der schließenden Geschäfte, allmählich leeren und fühle die Freiheit verlustig gehen, die Einsamkeit mich finden, sehe mich zwischen scheinbar altbekannten, nie gesehenen Betonbauten stehen und irgendetwas vermissen, einen Menschen vielleicht, einen Freund, eine wärmende Hand, vielleicht ein Ziel, sehe mich weglos und fröstelnd in einer fremden Stadt umherblicken und wundern, was genau ich hier zu finden geglaubt hatte.
Und während ich darüber nachdenke, während ich die Möglichkeit, spontan Ja zu sagen und ohne weitere Planung mit nach K zu reisen, im Geiste mit Bildern bestücke, weiß ich, daß ich mich betrüge, daß ich nicht nach K zu gehen wünsche, daß mir nicht der Sinn nach Autofahrten steht - sondern daß es allein und einzig die Flucht ist, die mich reizt, die ich ersehne, die Flucht ohne Ziel, an deren Ende eine erneute Flucht stehen wird.
"Ich komm nicht mit."
Sie weiß es längst, fragt scherzhaft nach Begründungen, die ich sogleich ihr liefere: fadenscheinig und dennoch wahr. Ich schweife ab, lenke das Thema in andere Bahnen. Sie antwortet, und ich bin dankbar dafür, dankbar, daß ich im nächsten Moment vergessen werde, was ich mir soeben noch präzise auszumalen versuchte: Gedanken um eine aussichtslose Flucht.
[Im Hintergrund: Farmakon - "A Warm Glimpse"]
morast - 9. Feb, 14:05 - Rubrik:
Wortwelten
Mein Zahnarzt ist eine Frau. Das ist weder ungewöhnlich noch unerträglich, aber Grundlage für folgende Worte.
Nachdem ich als Dreizehnjähriger wegen eines selbstverschuldeten Fahrradunfalls ohne weitere Opfer [Ich fuhr gegen ein parkendes Auto.] einen Oberkiefervorderzahn und eines Teil des zweiten verlor, war ich über einen längeren Zeitraum in Behandlung bei einer Zahnärztin, die ich nicht leiden konnte. Ihre Assistentinnen waren nicht weniger unangenehm, weswegen ich meine ohnehin latent existente Abneigung gegen Zahnärzte noch schüren konnte. Mehrmals in der Woche zu selbem Ort gehen zu müssen und sich dort behandeln, also mit allerhand beängstigenden Werkzeugen und Materialien im Mund herumwerkeln zu lassen - selten ohne begleitende Dosis Schmerz - trug nicht dazu bei, meine Zahnarztphobie zu beseitigen, ganz zu schweigen von den zusätzlich notwendigen Torturen, die mir die Kieferorthopädin auferlegte, ebi der ich außerdem in Behandlung war.
Mit 18 wurden dann meine beiden mehr oder minder privsorisch reparierten Schneidezähne komplett entfernt und durch Imitate ausgetauscht. Das war nötig gewesen, doch fortan fehlte jede Notwendigigkeit, Zahnärzte aufzusuchen. Halbjährlichen kontrolluntersuchungen ging ich nach, so ich es schaffte, meine Abneigung kurzzeitig zu verdrängen, doch für alles, was außerhalb dieser Routinebehandlungen stattfand, stand ich nicht zur Verfügung.
Einst wurde ich zum Kieferchirurgen überwiesen, der einen schiefstehenden Weisheitszahn aus meinem Mund herausreißen sollte. Ich trug die Überweisung wochenlang mit mir herum, konnte mich aber nicht dazu entschließen, den kieferchirurgen tatsächlich aufzusuchen. Allein "Chirurg" klang gefährlich - und die Weisheitszahn-Entfernungs-Erfahrungsberichte, die mir zu Ohren gekommen waren, motivierten mich auch nicht sonderlich. Nach drei Monaten verfiel die Überweisung, und ich war erlöst. Vorerst.
Ich legte eine Zahnarztbesuchspause ein. Rechnete man Zahnspangenwartungs- und korrekturarbeiten mit ein, hatte ich bereits mehr Zeit bei derartigen Ärzten verbracht, als ich akzeptieren konnte. Und überhaupt: halbjährliche Routineuntersuchung - das war etwas für Weicheier. Ich hatte keine spürbaren Probleme, also gab es auch keinen Grund, einen Arzt aufzusuchen.
Irgendwann gab es ihn dann aber doch, den Grund. Irgendetwas in meinem Mund schmerzte und wollte behandelt werden. Zweieinhalb Jahre lang hatte ich die Zahnärztefraktion gemieden und sollte nun vom Schicksal, von Gott oder von wem auch immer dafür zur Rechenschaft gezogen werden. 'O nein!', dachte ich und zögerte den Besuch noch ein paar Tage hinaus, bis ich mich dem Unausweichlichen zu fügen hatte.
Was lag näher, als das Naheliegenste zu wählen: Die Zahnärztin, die ich zu besuchen gzwungen [nicht: gewillt] war, hatte ihre Praxis nur wenige Fußwegminuten entfernt von meinem Domizil. Mich störte nicht, am letzten Tag eines Quartals noch die üblichen zehn Euro herausrücken zu müssen, solange der Zahn wieder geheilt werden würde.
Die Zahnärztin war lieb und vertrauenserweckend. Die Schwestern wirkten nicht minder sympathisch und um mein Wohlergehen besorgt. Zum ersten Mal verlor ich einen Teil meiner Zahnarztangst. Alles könnte gut werden, glaubte ich zu ahnen.
Wurzelbehandlung. Das Wort dröhnte durch meine zahnarztfürchtenden Ohren und klammerte sich mit eiskalten Klauen im Magen fest. Ohne wirklich zu wissen, was dahinterstand, war klar: Eine einmalige Behandlung würde nicht ausreichend sein. Auf keinen Fall.
Der nächste Termin sollte das mir eingesetzte Provisorium durch den nächsten Schritt im Wurzelbehandlungs-Standard-Algorithmus ersetzen, doch ich nahm ihn nicht wahr. Warum auch. Das Provisorium hielt, und schnell vergaß ich, daß es nur vorübergehend sein sollte. Die alte Angst, die längst nicht zurückgewichen war, kam wieder hervor und ließ mich den Termin vergessen, wog mich in falsche Sicherheit.
Das Provisorium hielt vermutlich länger, als die Zahnärztin es vermutet hatte, doch für mich nicht lange genug. Eines Tages fehlte meinem Zahn, ohnehin längst tot, der Inhalt. Jede einzelne provisorische Innerei war einem schier endlosen Loch gewichen, in dem ganze Mahlzeiten Platz finden konnten, und mir wurde klar, daß ich meine Zahnärztin besuchen und meine Schuld eingestehen mußte.
Die Zahnärztin war lieb, nicht wirklich erfreut, aber lieb, erstzte das Loch durch ein neues Provisorium, das alsbald weiterbehandelt werden mußte. Ihre Worte waren nicht von Dringlichkeit, und die Schwestern akzeptierten, daß ich wegen meines vergessenen Kalenders mir noch keinen neuen Behandlungstermin geben lassen konnte. Die alte Angst rieb sich hämisch die Hände: Ach, einen neuen Termin kannst du dir immernoch holen. Vorerst ist ja alles gut.
Nach zwei Wochen, das erfuhr ich irgendwann, hätte das Provisorium spätestens weiterbehandelt werden müssen. Zwei Monate nach meinem letzten Termin jedoch bemerkte ich erstmals Mißstände im Mundbereich. Irgendetwas war dick, die Zahnwurzel war geschwollen. Ich brauchte einen neuen Termin.
Eine Woche später saß ich erneut auf dem Zahnarztstuhl. Erstmalig war die Zahnärztin unfreundlich, herablassend. Warum ich denn nicht rechtzeitig, was ich mir dabei gedacht, es sei meine eigene Schuld, Wurzelbehandlung steht in Frage, alles entzündet, geht so nicht, kann nichts machen, muß erst abklingen, vielleicht Zahn ziehen, Zahnersatz, teuer.
Was!? Zahnersatz? Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch immer nich gewußt, was eine Wurzelbehandlung eigentlich war. Zwar hatte mir die Zahnärztin erklärt, daß der Backenzahn drei Wurzelbeinchen habe, die soundso aufgebaut seien undsoweiterundsofort, doch niemals war die Rede davon gewesen, daß Wurzelbehandlungen einen toten Zahn retten, stabilisieren und einem Zahnersatz, der bekanntlich Unmengen von Geld kostet, vorbeugen sollen. Niemals!
Ich war wütend. Sicherlich, das konnte ich nicht verhehlen, war es meine eigene Dummehit, meine Faulheit, meine Angst, die mich hierher gebracht hatte. Doch warum hatte ich nie etwas von den Konsequenzen erfahren? Warum hatte man mir verschwiegen, welche Folgen meine Dummheit haben könnte?
Die Schwellung klang nicht ab. Der Zahn war offengelassen worden, sammelte nach jeder Mahlzeit fleißig Vorräte, die zu beseitigen sich als außerordentlich schwierig erwies. Ich mochte meine Zahnärztin nicht mehr, fürchtete mich mehr als je zuvor vor dem nächsten Termin. Schließlich kam jetzt zu meiner normalen Furcht auch das schlechte Gewissen, das mich plagte.
Sie könne nichts machen, meinte die Zahnärztin eine Woche später und verschrieb mir ein Antibiotikum. Durch die Entzündung sei die Wurzel angegriffen worden, ein Zahnziehen sei unvermeidlich. Ich hatte mich bereits mit diesem Schicksal abgefunden und begann erstmals, Fragen zu stellen. Und endlich fand ich auch wieder die Zahnärztin, die mir anfangs, beim ersten Besuch, jede Furcht genommen hatte.
Beruhigend, fast mütterlich, klärte sie mich auf, was geschehen würde, welche Alternativen ich hatte. Keine Zahnwurzelbehandlung mehr, Antibiotika zur Reduzierung der Entzündung, mit entzündetem Zahn sei gar nichts machbar, eine Woche lang Tabletten schlucken, dann Zahn ziehen, kein Zahnersatz, der Weisheitszahn würde aushelfen.
Der Weisheitszahn? Jener Weisheitszahn, den zu ziehen ich verweigert hatte, indem ich die Überweisung zum Kieferchirurgen sinnlsoerweise mit mir herumschleppte, aber nicht wahrnahm? Dieses Zeichen meiner Furcht, meiner Faulheit, sollte mir nun helfen? Ich wunderte mich, schöpfte Hoffnung. Der Weisheitszahn, meinte die Ärztin, würde ein wenig nachrücken. Ein teurer Zahnersatz war daher voerst nicht nötig. Und Wurzelbehandlungen seien sowieso immer voller Risiko; die Wurzel könne ja jederzeit Probleme bereitn, vor allem bei einem Zahn mit drei Wurzelbeinchen...
Nun also hieß es: Zahn ziehen. Mich graute davor, doch das Gros der Furcht hatte ich beim letzten Mal im Wartezimmer vergessen. Eine Woche lang schluckte ich Antibiotika, bis der Termin heranrückte. Ich saß im Behandlungsstuhl und wartete auf die Spritze. Es schmerzte kurz, doch nicht unerträglich. Schlimmer war die Radiodudelmusik, die im Hintergrund lief.
Mir wurde die Brille abgenommen, während ich wartete, daß die Betäubung wirkte. Eine kleine Stichprobe [pun intended], und es konnte losgehen. Die Zahnärztin, wieder die freundliche, zerrte kräftig.
'Zahnärzte sind destruktiv', dachte ich noch und grinste in mich hinein, 'können nur kaputtmachen.'
Ich hielt mich am Behandlungsstuhl fest, beziehungsweise wollte mich festhalten. Doch mit jeder Bewegung meiner Hände berührte ich den Oberschenkel der Zahnärztin oder ihrer Helferin. Sie ließen es sich nicht anmerken; doch mein inneres Grinsen wuchs, als meine Händw an weißem Stoff vorbeiglitten und sich am Stuhlleder festkrallten.
'Kein Wunder, daß ich Angst vor Zahnärzten habe.', dachte ich. 'Als männliches Wesen muß ich über mich ergehen lassen, wie zwei oder drei Frauen gleichzeitig mit Metall- und Plastikwerkzeugen in meinem Mund herumstochern, an meinen Zähnen werkeln, die ich nie für die attraktivste Seite meiner selbst heilt, ja zumeist, selbst im Lächeln, zu verbergen suche.
Unterwürfig liege ich hier, zur Bewegungslosigkeit verdammt, meiner männlichen Würde nahezu beraubt, völlig ausgeliefert der Willkür dieser Frauen. Und wenn ich meine Hände bewege, ihre Schenkel berühre, droht mir womöglich noch eine Klage wegen sexueller Belästigung.'
Das dudelnde Radio vermochte nicht, mich vom Gezerre an meinem toten Zahn abzulenken, doch meine Gedanken konnten es. Wäre mein Mund nicht voller Hände und Gerätschaften gewesen, hätte mein Grinsen die Dimensionen des Möglichen gesprengt.
"Es ist gleich vorbei.", tröstete mich die Schwester, und ich war froh, von weiblichen Wesen behandelt zu werden, die brutal zu bohrten oder an Zähnen zogen, und zugleich Beruhigend-müttleriches von sich gaben, ja ihrer Sorge um mein Wohlergehen deutlich Ausdruck verliehen.
"Das wars.", sagte die Zahnärztin plötzlich und zog den blutigen zahn aus meinem Mund. Irgendwo anders verweilte meine Brille, und ich erkannte nichts.
"Machen Sie langsam. Gehen Sie nach Hause. Legen Sie sich dort eine Weile hin. Sie haben es überstanden..."
Der tröstende Singsang wogte mich in Zufriedenheit und obwohl der fehlende Zahneinen schmerzenden letzten Gruß hinterlassen hatte, und obwohl ich gerade vom Zahnarzt kam, einem ort, dem ich normalerweise tiefste Abscheu, größte Furcht, entgegenbrachte - war ich guter Dinge, eins mit der Welt und dem Loch in meinem Mund.
morast - 8. Feb, 17:57 - Rubrik:
Wortwelten
Manchmal wünsche ich mir, Menschen würden endlich lernen, einen Schritt voraus zu denken. Das gilt vermutlich für mich selbst ebenso wie für einen x-beliebigen Antibiotikum-Produzenten.
Letzterer empfiehlt nämlich Erwachsenen, im Abstand von jeweils acht Stunden eine anitbiotische Tablette zu sich nehmen, dementsprechend drei am Tag. Das klappt theoretisch ganz gut, verfügt doch ein Tag über 8 * 3 = 24 Stunden.
Zugleich wird empfohlen, die Tabletten zur besseren Verträglichkeit zusammen mit den Mahlzeiten einzunehmen: zum Frühstück, zum Mittag, zum Abendbrot. Klingt auch vernünftig und machbar, gibt es doch täglich jene erwähnten drei Hauptmahlzeiten..
Ist es aber nicht. Menschen, egal ob im Arbeitsleben eingesspannt oder faul-studierend führen ihren Mägen nicht im Abstand von acht Stunden Mahlzeiten zu. Allein, wenn ich das Mittagessen auf 13 Uhr lege, was meine Omi schon als viel zu spät erachten würde, mußte ich morgens um fünf frühstücken und abends 21 Uhr die letzte Mahlzeit zu mir nehmen. Und dann schnell mit prallem Magen ins Bett, damit wenigstens annähernd die empfohlenen acht Schlafstunden erreicht werden können.
Das funktioniert nicht.
Ich bin mir dessen bewußt, daß es sich nur um Empfehlungen handelt. Doch irgendwie ging ich in meinem Denken davon aus, daß Empfehlungen erreichbare Optimalzustände darstellen, nicht unerreichbare Idealzustände.
Letztere erinnern mich schließlich an die Physik, die nur dann nachvollziehbar-verständliche Gleichungen aufstellen kann, wenn Bedingungen gegeben sind, die niemals und nirgendwo existieren.
Vermutlich stecken Pharmazeuten und Physiker unter einer Decke und reiben sich kichernd die Hände, weil sie eine Formel optimaler Wirksamkeit für Antibiotika entdeckten, die nur dann Wirkung hat, wenn normalmenschliches Verhalten vernachlässigt und durch physikalisch mögliche Zahlen- und Zeitspielchen ersetzt wurde
[Im Hintergrund: Leviathan - "Verräter II: Krankheit"]
morast - 2. Feb, 15:31 - Rubrik:
Wortwelten
Will man kleinen Kindern etwas von der Welt lehren, so bedient man sich einer einfachen Vergleichsmethode. Bilder von Gegenständen oder Tieren werden kombiniert mit deren Namen oder den Geräuschen, die sie produzieren, so daß im Schädel des Kindes Verknüpfungen hergestellt werden können. Mit ausreichender Wiederholung begreift das Kind schnell, wie das Wort "Hund" aussieht oder daß eine Kuh "Muh" macht. Nicht minder leicht wäre es allerdings, demselben Kind beizubringen, daß die Abbildung, die einen Hund darstellt, ein "Elefant" ist und daß die Kuh "Miau" zu machen pflegt. Solange Wirklichkeitsbetrachtungen oder Fremdmeinungen das Gelernte nicht in Frage stellen, lernt das Kind, ohne sich der ihm aufgetischten Lüge bewußt zu sein.
Wer glaubt, im Erwachsenenalter vor solcherlei Lügen geschützt zu sein, vergißt, was insbesondere in der Werbung alltäglich praktiziert wird: Manipulation. Ein weiteres, vielleicht besseres, Beispiel bietet aber das Fernsehen, genauer: die dort präsentierten Fakten und Nachrichten.
Wird beispielsweise Heidi Klum thematisiert, so darf natürlich ein Attribut wie "schön" [oder ein Synonym dessen] nicht fehlen. Dem Fernsehzuschauer wird eine kindgerechte Karte vor die Augen gehalten: Heidi Klum - schön. Das eigene Gehirn baut die Verknüpfung auf, bevor man sich ihrer erwehren kann. Das fällt umso leichter, wenn Heidi Klum, die hier wirklich nicht mehr als ein Beispiel sein soll, auf mehreren Sendern, in mehreren Sendungen auftaucht, und jedesmal mit einem "schön"-Synonym bestückt wird.
Irgendwann begreift es auch der Letzte: Ah, Heid Klum ist schön.
Vielleicht stimmt dann der eigene Geschmack, das eigene Schönheitsempfinden, zu, vielleicht aber auch nicht.
'Ich finde die gar nicht so schön.', sage ich mir, und bin geneigt der fernseheigenen Attributierung zu widersprechen. Doch ich schweige. Ich bin schließlich nur ich, und in meinem Kopf sind dank der kindgerechten Informationsfütterung "Heidi Klum - schön" die entsprechenden Verknüpfungen längst vorhanden.
'Heidi Klum IST schön.', weiß ich, selbst wenn ich anders empfinde. 'Vielleicht nicht unbedingt in meinen Augen. Aber in den Augen der Allgemeinheit. Und die wird es schließlich wissen.'
Vielleicht "weiß" die Allgemeinheit tatsächlich, daß Heidi Klum schön ist. Vielleicht haben die zahlreichen gezückten "Heidi Klum - schön"-Karten tatsächlich Wirkung gezeigt und die Mehrheit von der Schönheit der Heidi Klum überzeugt. Vielleicht aber denkt ein jeder:
'Ich finde die gar nicht so schön. Aber wenn alle die schön finden, dann wird da schon etwas dran sein.'
Wir sind wie Kinder. Blind und dumm warten wir darauf, daß andere für uns Dinge beim Namen nennen. Und sei es auch der falsche.
morast - 30. Jan, 17:11 - Rubrik:
Wortwelten
Obgleich ich mich zumeist dagegen verwehre, in modischen Belangen kontaktiert zu werden, kann ich mich an dieser Stelle eines Kommentars nicht erwehren, betreffend den allgemeinen Hose-In-Stiefel-Trend, der vermutlich kein solcher mehr ist.
Als ich erstmals einer in hohe Stiefel gesteckten Hose ansichtig wurde, gedachte ich diverser Bilder russischer, zahnloser Kittelschürzenomas, die auf ihrem zerfallenden Bauernhof umherstiefelnderweise eben jene "Mode" praktizierten. Erst der zweite Gedanke begab sich in Richtung der 80er Jahre, denen dieser fabulöser Kreativ-Gedanke wohl entwichen sein mag.
Mir war es egal. Sollte doch die modebewußte Umwelt sich mit Hosen-Stiefel-Tragevorschriften herumplagen und Gedanken darüber verschwenden, wie denn bestmöglichst die unschönen, aus dem Steifelansatz herausragenden Hosenknitterfalten zu vermeiden seien. Meine Blicke störten sich auh nicht an mit Bommeln besetztem Hochschuhwerk, deren flauschige Anhängsel jeden Schritt mit fröhlichem Hin- und Hergebammel zelebrierten.
Ich wurde erst stutzig, als ich plüschbestzter Wuschelpuschelstiefel gewahr wurde - vorwiegend in augenkrebserregenden Rosa-Tönen. Herbst und Winter standen nämlich meines Erachtens nicht in dem Ruf, witterungsbedinge Sauberkeit zu verbreiten, sondern eher mit Feuchtigkeit und Dreck reichlich um sich zu werfen. Plüschschuhe stellten für mich die Verkörperung kleidungstechnischer Sinnlosigkeit dar, würde sich doch das Matschwetter grinsend die eiskalten Hände reiben und jene Fußverhüller zu Primärzielen ausersehen.
Und tatsächlich: Die wenigen Plüschstifel, denen ich noch begegne, lassen ihren ursprünglichen Farbton vermissen. Vermutlich entdeckten die Käufer dieser Produkte irgendwann, daß diese nicht weniger unpraktisch waren als jene albernen Jacken aus unnachgiebig-steifem Skispringerstoff waren, deren Unästhetik im vorigen Jahr herumging.
Jedoch die allgemeine Hose-in-Stiefel-Modeerscheinung hält an. Wo bleibt der nächste Schritt?, frage ich mich und überlege, ob ich selbst den Anfang machen sollte. Schließlich sprang dieser Trend noch nicht auf die maskuline Kundenschaft über, obgleich es nicht sonderlich schwer sein dürfte, Unsinnigkeiten auch auf das männliche Geschlecht auszubreiten. Doch selbst den Anfang zu machen, hieße, meine wenig winterliche, schwarze Hose in meine nicht minder schwarzen Springerstiefel stopfen zu müssen. Und abgesehen davon, daß mein Mantel sicherlich einen Teil des optischen Gesamteindrucks verbergen würde, glaube ich doch nicht, daß mit meinem dadurch entstehenden Fascho-EBM-Aussehen der Verbreitung des Hose-In-Stiefel-Trends geholfen wäre.
Ich ließ also davon ab und mußte bis zum heutigen Tage warten, um endlich einem maskulinen Hose-In-Stiefel-Stopfer begegnen zu können. Ich sah ihn zunächst nur aus der Ferne, in einem Hauseingang verschwindend. Sein Haar war kurz und tdunkel, und seine Gesichtszüge ließen keinen zweifel ob seines Geschlechts zu. Und doch trug er weiße Stiefel, in die seine graue Hose hineingesteckt worden war.
Ja!, jubelte ich innerlich. Der erste Schritt ist getan! Nachahmer, wo bleibt ihr? Natürlich sah es schwuchtelig aus, seine Hose in weiße Stiefel zu stecken. Aber das war kein Grund, es nicht auch einmal zu versuchen, oder?
Andererseits war mein Blick auf diesen vermeintlichen Trendsetter nur von kurzer Dauer gewesen, zu kurz, um wirkliche Sicherheit bezüglich seines Schuhwerks erhalten haben zu können. Ich wartete also. Sein Auto stand mit offenen Türen vor dem Eingang, und es war gewiß, daß mein bereits zum Helden emporgehobener Stiefelträger alsbald wieder ins Freie treten würde.
Nur wenige Augenblicke vergingen, da tauchte er schon wieder auf. Mein Blick glitt in Richtung seiner Füße - und ich schmunzelte. Im Geiste verwahrte ich alle schon bereitgestellten Modepokale und Trendsetterurkunden wieder in unzugänglichen Schubladen, bevor ich weiterlief.
Ich hatte mich geirrt. Das Schuhwerk des jungen Mannes bestand eigentlich nur aus winzigen Badeschlappen. Allerdings trug er wolkenweiße Strümpfe, schön weit nach oben gezerrt. Und zu allem Überfluß hatte er noch seine Jogginghose in die Socken hineingestopft. Der Anblick war kein schöner, das gebe ich zu.
Allerdings glaube ich nicht, daß der Begegnung mit dem ersten männlichen Hose-In-Stiefel-Stopfer, besser: Hose-In-Weiße-Stiefel-Stopfer, ein größeres Ausmaß an begeisternswerter Ästhetik innegewohnt hätte...
[Im Hintergrund: Tristania - "Ashes"]
morast - 30. Jan, 14:24 - Rubrik:
Wortwelten
Geschätzte fünf Tage, nachdem ich ihr in der Mensa begegnet war, tauchten ihre Worte in meinem Schädel auf. Ihre Ablehnung dem von mir als gut empfundenen Konzert gegenüber, begründet in der fehlenden Ausstrahlung des Sängers. Zwischen Eile und Freunden in den Raum geworfene Satzblöcke, die kein Gespäch zu werden vermochten. Denn schon zerrte mich, sie, ein Anderswo hinfort.
Keine Ausstahlung. Soviel blieb hängen. Ich denke darüber nach, und kann nicht verhindern, ihre Recht geben zu müssen.
Fünf Tage, nachdem diese Worte ihren Mund verließen, ertappe ich dabei, wie ich über sie nachdenke, das Gespochene im Schädel hin- und herwälze und auf anderer Ebene zu betrachten beginne.
Verfüge ich über eine Ausstrahlung? In den Augen der Allgemeinheit? In ihren Augen?
VIelleicht will ich die Antwort gar nicht kennen.
[Doch wenn mir die Ausstrahlung fehlen sollte, jene, die auch dem Sänger nicht innewohnte, ist dann ihr instinktiv gefälltes Urteil in Anbetracht der mir innewohnenden Tiefen nicht anfechtbar...? Welche Verbindung gibt es zwischen der Ausstrahlung und dem, was man ist, zu sein glaubt, mag und nicht mag, tut und läßt...?]
[Vielleicht sollte ich auch vermeiden, mit tagelanger Verspätung über längst verhallte, in Hektik vorgebrachte Dialogfetzen zu sinnieren...]
[Im Hintergrund: Sneaker Pimps - "Bloodsport"]
morast - 30. Jan, 11:06 - Rubrik:
Wortwelten
Wenn ich mich mit Belletristik befasse, in mich interessierenden Büchern lese, ertappe ich mich nicht selten dabei, wie ich meine Fühler ausstrecke und mich vorantaste zu Punkten, an die mein Auge noch längst nicht vorgedrungen ist. Mir reicht es nicht, Worte zu lesen und während oder nach der Lektüre über deren Inhalt nachzudenken, ihn auf mich wirken zu lassen. Nein, ich möchte mehr lesen, mehr wissen, mehr ahnen. Mein Geist eilt den Geschichten voraus.
Zögerlich, aber voller Neugierde strecke ich meine Fühler in verschiedene Richtungen des Handlungsflusses, wäge Möglichkeiten ab. Nicht selten bin ich unangenehm berührt, hoffe gar, daß daß die Geschichte nicht den Weg gehen wird, den ich soeben ersann. Denn zuweilen ist dieser absehbar, führt in unauflösbare Verstrickungen, die nur Unheil erwirken und durch Bosheit, Tod oder weitere Falschheit gelöst werden können. Dann wirft das Kommende einen Schatten auf das Jetzige, und ich muß mich zwingen weiterzulesen, nicht ertragen wollend, daß ein noch größeres Übel meiner harrt.
Mir gefallen Geschichten, in denen unangenehme Verstrickungen sich schnell auflösen oder zumindest schnell entdeckt werden. Damit rechne ich nicht.
Noch mehr gefallen mir Geschichten, in denen alles Vorausdenken nichts nützt, weil sie völlig andere Handlungsrichtungen beschreiten. Und trotzdem taste ich. Manchmal ziehe ich meine Fühler schnell wieder zurück, manchmal werde ich neugierig und lasse die Augen einen kurzen Blick in die Zukunft, auf die nächste oder übernächste Seite, werfen. Ich liebe es, dann nicht zu verstehen.
Verstehe ich nämlich, deckt sich das Erwartete mit dem Gelesenen, so überspringe ich in Eile Seiten, stürme voran, als ginge es darum, die erwartbaren Sequenzen so schnell wie möglich hinter mich zu bringen und mich weniger Voraussehbarem zu widmen. Kann ich jedoch nicht verstehen, was mein flüchtiger, zukunftsgerichteter Blick verrät, so bin ich gezwungen, Wort für Wort, Zeile für Zeile, zu lesen und mich in der glücklicherweise nicht absehbaren Handlung langsam, aber genüßlich voranzutasten...
[Im Hintergrund: Sirenia - "An Elixir For Existence"]
morast - 26. Jan, 10:14 - Rubrik:
Wortwelten
Ich bin mir dessen bewußt, daß eine erhöhte Anzahl untereinander konkurrierender Unternehmen sich für potentielle Kunden positiv hinsichtlich der Preise zu bezahlender Leistung auswirken kann. Allerdings kann ich nicht umhin einzugestehen, daß die Verteilung des Paketpostverkehrs auf mehrere verschiedene Unternehmen nicht nur Vorteile mit sich bringt.
In den letzten fünfzehn Minuten klingelte es bereits drei Mal, und jedesmal stürmte ich zur Tür und die Treppenstufen hinab [Bis zum Erdgeschoß sind es immerhin 103.], um ein Paket in Empfang zu nehmen, und anschließend wieder nach oben zu eilen.
Wie soll ich jemals effektiv arbeiten, wenn ich ständig derart unterbrochen werde?
[Daß 2/3 aller Pakete gar nicht an mich, sondern an irgendwelche, mir unbekannten Hausbewohner adressiert sind, erwähne ich besser üebrhaupt nicht...]
[Im Hintergrund: Tristania - "World of Glass"]
morast - 25. Jan, 13:55 - Rubrik:
Wortwelten
Ich räume auf.
Allein diesen Satz zu schreiben, kostet Mühe. Nicht nur weil im Augenblick der Niederschrift sein Inhalt sich zur Lüge wandelt, da ich mal wieder unterbrach, um mich zu erfreuen, abzulenken, mit anderem zu beschäftigen; sondern auch, weil das Wort "aufräumen" meinen Aktiv-Wortschatz zumeist umgeht.
Ich mag es nicht, aufzuräumen, bevorzuge die Schichten-Methode, nach der alles Anfallende übereinander gestapelt und zuweilen von Müll befreit wird. Suche ich etwas, kann ich anhand der so entstehenden Zeitlinie chronologisch leicht einordnen, an welcher Stelle der Stapel ich zu wühlen habe.
Das System funktioniert natürlich nicht, kann nicht funktionieren. Sobald ich einen Zettel aus der Stapelmitte hervorgekramt habe, und wieder zuoberst einordne, gerät das Gefüge durcheinander, rückt ein Stück dem Chaos entgegen, das es wohl längst heimlich propagierte.
Irgendwann kommt ein Tag, an dem ich mich in meiner sorglosen Haut nicht länger wohl fühle, an dem ich Ordnung schaffe, äußere Ordnung, die sich auch auf das innere Wirrwarr auswirken soll. Wenn nur mein Zimmer, mein Schreibtisch, mein Boden, von Überflüssigem befreit, mit Struktur und Plan versehen wurde, wenn jedes Zettelchen, jeder Gegenstand, seinen Platz fand, dann habe ich den ersten Schritt gewagt, auch in mir Ordnung zu schaffen, eine Art Neuweg zu begehen.
Selbstverständlich belüge ich mich. Die Ordnung, die zu erzielen ich wünsche, existiert nicht, ist unerreichbar. Ich besitze zu viel, das sich des Aufhebens lohnt, aber in keine Schublade, in keinen Ordner gehört, das nicht verstaut, versteckt werden darf, das ich wiederfinden muß, weil doch nicht dieses oder jenes zu tun gedachte, weil ich mich an dieses oder jenes erinnern wollte.
Selbst wenn es mir theoretisch gelänge, vielleicht in einem unendlich großen Zimmer, die erwünsche Struktur allem aufzuwirken, so scheiterte ich stets an meiner mit jeder Minuten steigenden Unlust, an meiner alsbald einsetzenden Trägheit, an meinem rasch sinkenden Willen, mich der Belastung auszusetzen, all das [Und jenes "das" umfaßt gewaltige Dimensionen!] aufzuräumen, umzusortieren.
Selbst wenn ich auch diese Hürde überwinden könnte, so bliebe mir doch meine Neugierde, gepaart mit der mir eigenen Zerstreutheit. Überall finden sich an zu beräumenden Plätzen Papierfetzen, auf denen in kaum lesbarer Handschrift Notizen und Gedanken, Ideen für Geschichten, Gedichtansätze oder gar fertige Werke zu entdecken sind, Zeichnungen, einstmals für irgendwen, irgendwas, angefertigt, doch längst vergessen oder nie fertiggestellt. Und ich liebe es, mich darin zu verlieren. Es ist, als versänke ich in mir selbst, als erinnerte ich mich plötzlich wieder vergangener Schönheiten. Nur zu gern halte ich inne, um zu betrachten, um zu entziffern, um mich zu vertiefen und alles andere für unbedeutend zu erklären.
'Das ist nicht schlecht.', denke ich zu oft und lege das Fundstück auf einen neuen, stetig wachsenden Stapel.
[Im Hintergrund: Stillste Stund - "Blendwerk Antikuns"]
morast - 18. Jan, 19:10 - Rubrik:
Wortwelten
Aus dem Haus gehen, den Schneematsch-Gehwegbelag zum Ausgleiten nutzen, das Gleichgewicht verlieren, den Körperschwerpunkt verlagern, irgendwie Halt finden, stehenbleiben, innehalten - und die Begleitung sagen hören: "Vorsicht. Es ist glatt."
Einen unbenutzten Umschlag dafür verschwenden, fehlende Bafög-Unterlagen in ihn zu füllen, extra Umwege auf sich zu nehmen, um zum Bafög-Amt-Briefkasten zu gelangen, dem Umschlang mit dem eigenen Namen versehen und einwerfen, hoffend, alsbald nachzahlungsreich zu werden, nach Hause fahren, den Briefkasten leeren, einen Brief vom Studentenwerk öffnen, beinhaltend die Beteuerung zur Dringlichkeit der Nachreichung fehlender Unterlagen, kurzes 'Hab-Ich-Doch-Gerade-Gemacht'-Aufatmen bis zur Feststellung, doch noch etwas vergessen zu haben, schimpfend die Wohnung betreten.
Sich von einer eckigen Fahrstuhlstimme auf jedem Stockwerk sagen lassen müssen, wo man sich befinde und daß die Türen sich gerade öffnen oder schließen, sich innerlich die Treppenbenutzung herbeisehend.
Zwanzigfach pro Tag Entschlüsse zu fassen, das eigene Leben, das Studdium und den ganzen Rest endlich umzukrempeln, voranzutreiben, in die Hand zu nehme, der Lethargie abzuschören und alles besser zu machen - und dann drei Stunden hintereinander ineffektiv-ntuzlos vor dem Rechner zu verbringen mit dem ewigen Ich-muß-jetzt-Gefühl im Hinterkopf, das nichts außer schlechtem Gewissen und daraus resultierendem Unwohlsein beschwert und somit jede Motivationsspur von monotonem Kopfgrau auffrißt.
morast - 18. Jan, 16:00 - Rubrik:
Wortwelten