Wortwelten

Dienstag, 4. Oktober 2005

Und als ich aufwachte, war ich ein Haus.

Angeregt durch den aktuellen kopf.hörer-Audioblog-Eintrag von rebella wurde ich dazu bewegt, mir zu überlegen, was für eine Art von Straße ich im Augenblick gerne wäre und gelangte zu folgenden Gedanken:

Obgleich der Weg das Ziel sein sollte, neigen Straßen dazu, irgendwohin zu führen, ein Ziel zu haben. Was also, wenn ich eine Straße bin? Was ist das Ziel?

Für mich greifbarer ist der Vergleich mit einem Raum, einem Gebäude, einer Lokation. In diesen Augenblicken beispielsweise wäre ich gerne ein kleines gemütliches Cafe mit Blick auf Park und Fluß, mit kleinen Tischen, um die sich gemütliche Sitzgelegenheiten gruppieren.

Hier findet man sich, um sich zu treffen, um beisammen zu sein, zu reden, einander kennenzulernen oder zu kennen, um die Ruhe des Augenblicks und dessen Schönheit auszukosten, Kaffee oder Kakao zu sich zu nehmen und sich zu fragen, was das Leben bedeutet.

Hier werden Gespräche geführt, Diskussionen, doch nicht wutentbrannt mit alkoholigen Atemzügen, nein in kuschliger Atmosühäre mit notwendiger Ernsthaftigkeit und nicht minder notwendigem Humor.

Vielleicht bin ich ein Künstlercafé, ein Ort, an dem sich kreatives Potential sammelt und ballt, dort, wo Ideen herumfliegen wie wilde Funken, von Haupt zu Haupt hüpfen und Augen leuchten lassen.

Gen Abend erklingen zuweilen Klavierkompositionen, begleitet von amüsanten Texten beeindruckender Tiefe oder erheiternder Oberflächlichkeit. Für einen Augenblick verstummen die Gespräche und die Blicke richten sich nach vorne zum Applausmagneten, der durch sein Schaffen zu bewegen weiß und neue Funken, neue Ideen in den Raum fließen läßt...

Wäre ich also eine Lokation, so wollte ich in diesem Augenblick dieses Café sein.

[Es ist schön festzustellen, daß man sich gerade gut fühlt.]

[Im Hintergrund: Samsas Traum - "Der Triumph des Herzens"]

Das Wunder an der Wand

An meiner Wand klebt ein Regenbogen, klein nur, doch wunderschön. Still sitze ich, starre auf die Rauhfasertapete, deren ödes Weiß plötzlich mit Farben überflutet wurde.

Einzelne Sonnenstrahlen finden den Weg durch mein Fenster, finden eine lose herumliegende CD, brechen sich in deren Silber, malen meinen Regenbogen an die Wand und lasse mich lächeln.

Am Ende des Regenbogens stapeln sich weitere CDs, unzählige, angefüllt mit wundervollen, mitreißenden Kompositionen - einwahrer Schatz also.

Weichen die Sonnenstrahlen, schwindet der Regenbogen, verblaßt langsam, gibt der Wand ihr altes Weiß zurück. Doch dann kehrt er zurück, leuchtet fröhlich in mein Zimmer, als hätte er es sich hier schon häuslich eingerichtet.

«Bleib doch hier, mein Freund.», lächle ich ihn an und zähle neugierig seine Farben, die mir freudig entgegenstrahlen.

[Im Hintergrund: The Dresden Dolls - "Good Day"]

Montag, 3. Oktober 2005

Adressat: Verstorben.

Eine Urlaubspostkarte zu finden, die ich niemals abschickte, die niemals einen kretischen Briefkasten von innen sah, niemals ihr Ziel erreichte. Worte, nichtssagend und hohl, Postkartentypischer Klischeeinhalt, und doch voller Freude über den Moment, über dessen Schönheit.

Adressat: Verstorben.

Wie ein höhnisches Grinsen füllen die Namen meiner Eltern die Adreßzeile. Wie ein aufgesetztes Lächeln wirkt die Anrede. "Liebe Mami, lieber Vati".

Zu erfahren, daß mein Vater verstarb, während ich auf Kreta verweilte, den Sonnenschein, das Meer, das Leben, genoß, daß mein Vater verstarb, ohne daß ich ein letztes liebes Wort an ihn hatte richten können, zu bemerken, daß die Postkarte, an meine Eltern, an Mutter und Vater, gerichtet nur Mittelmeersalz in heimische Wunde, nur Pein, zusätzlich-unnötiger Schmerz darstellen würde, ließ die Karte, mit Worten vollgekritelt und sonnigem Urlaubsmotiv verschwinden, irgendwo in den Untiefen meiner Zeichnungen, meiner Notizen.

Und nun halte ich sie in den Händen, die Postkarte ohne Ziel, das Zeichen Vergeblichkeit, als hätte sie auf mich gewartet, in Stille, höhnisch, herzlos.

Mich verschließend fliehe ich [der Angst folgend] irgendwohin in hellere Denkgefilde, finde mich, ein Leben suchend, das jeden Augenblick beendet sein könnte, auf eine Postkarte wartend, die mich nie erreicht.

Eierkuchenimitate

Ich gebe zu, daß gekaufte Fertigeierkuchen nicht unbedingt Vertreter kulinarischer Extase darstellen, ja, daß sie mit "echten", also selbstgemachten, Eierkuchen auf keinen Fall mithalten können. Und doch erwarb ich unlängst zweifach [also nicht nur zu Probezwecken, sondern tatsächlich mit zukunftorientiertem Verzehrbewußtsein] als Pfannkuchen betitelte Eierkuchen, die nur wenige Minuten in einer heißen Pfanne verbringen müssen, um einigermaßen schmackhaft zu werden. Das geht schnell, ist einfach [dementsprechend bestens geeignet für Aufwandsvermeider wie mich] und schmeckt immerhin noch gut genug, um sich daran erfreuen zu können.

Im Gegensatz zu "echten" Eierkuchen jedoch verfügen die gekauften Produkte über eine wenig erfreuliche Eigenschaft: Sie schmecken nicht kalt. Nicht einmals ansatzweise. Trocken und vor allem erstaunlich fest belästigen sie die Zungenoberfläche und wünschen sich nichts sehnlicher, als erhitzt zu werden.

Dann nämlich, wenn sie ein paar Augenblicke in einer heißen Pfanne verbracht haben, mutieren sie zu annehmbaren Eierkuchenimitaten, deren Farbe noch immer ein wenig abzuschrecken vermag, deren Konsistenz jedoch durch milde Weichheit überzeugt. Und auch der Geschmack läßt sich nun ertragen, insbesondere wenn der Eier- oder Pfannkuchen in einem deliziösen Apfelmus-Zucker-Konglomerat ertränkt wurde.

Mich erstaunt allerdings, daß schlichte Wärmezufuhr genügt, um die Back- bzw. Bratwaren von einem Festkörper- in einen labbrig-eierkuchenartigen Zustand zu wandeln. Nicht minder erstaunt mich, daß, wenn man die Kaufeierkuchen entsprechend zeitintensiv in der Bratpfanne erhitzt, diese wieder einen Festkörperzustand einnehmen - und dann erst langsam anfangen, unhelle Farbtöne anzunehmen.
Ein durchaus interessanter physikalischer Prozeß, an dem ich gerne herumexperimentieren würde, wäre ich nicht zu viel zu hungrig und somit ungeduldig gewesen, um mich mit derartigen Albernheiten aufzuhalten.

Allerdings befürchte ich, daß es bereits eine Galileo-Sendung über dieses Phänomen gibt, weswegen ich meine Gedanken lieber weltbewegenderen Dingen als Eierkuchenimitaten widme.

[Im Hintergrund: Bright Eyes - "Arienette"]

Samstag, 1. Oktober 2005

Abschied

Ich stehe auf. Mein letztes Wort verklang schon vor Minuten, doch nicht einmal dein Blick streift mich noch. Ich betrachte dich, vergrabe meine Hände tiefer in den Taschen, als fände ich dort, was ich suche, was deinem Atem fehlt.

Ich seufze, erwarte längst nicht mehr, daß du reagierst, daß du aufsiehst, gar lächelst, dich aus den grauschwarzen Papierzeilen befreist, hinter denen du dich versteckst.
Gedankenlos räume ich mein Geschirr in das Spülbecken, mein eigenes, lasse deines auf dem Tisch stehen, als gehörte es zu einer fremden Welt.

"Zu verschieden.", hallt es in mir nach, und ich wundere mich, warum ich noch immer mit dem Kopf schütteln, aufbegehren, widersprechen möchte, noch immer in Frage stelle, was du als finsteren Schlußpunkt zwischen uns setztest.

'Kämpf doch!', schreit die heisere Stimme in meinem Schädel, gellt mir Vergangenheiten ins Ohr, als würde ich mich nicht erinnern können. Doch kann ich nicht länger kämpfen, schlurfe kraftlos durch den Flur, lasse dich hinter mir zurück, umhüllt von kalter Ignoranz.

Zu oft perlten unsere Tränen zu Boden, zu oft flogen Fetzen, verzweifelte Rufe, versteinerte Silben durch die Luft, zerschmetterten die gläsernen Masken, unter denen wir heimlich jede Sekunde in Frage stellten.
Doch es gab kein Zurück, und je häufiger ich fragte, je weniger ich verstand, desto tiefer versankst du im Morast ungesagter Worte. Verstummt klaubtest du deine Gründe, deine Richtung, aus abgewetzten Zeilen fremder Schreibe, aus abgetragenen Wortgerüsten zungenschwerer Münder.

Ich glaubte dir nicht, doch liebte zu sehr, um belogen zu sein, atmete zu heftig, um dich noch einmal verstehen zu machen.
'Halt inne.', wollte ich flüstern, doch du warst längst fortgeeilt, den eisigen Winden hinterher, als könnten sie dich halten. Meine Klänge schwebten dir nach, wisperten einen Namen in den Orkan, der einst meiner war, doch nun in tosendem Heulen verblaßte.

Nun sitzt du am Tisch, als hättest du längst vergessen, als wäre ich in von fremder Gestalt, ein Wesen, deines Anteils nicht würdig. Säße ich noch, so würdest du reden, von Dingen, von Menschen, von Heute. Leere Blasen würden zwischen deinen Lippen hervorquellen und unhörbar zerplatzen. Ich säße da und erschräke mich mit jedem lautlosen Knall, mit jedem geistlosen Klang, der deine Zunge verließe, könnte mich nicht halten, dich zu küssen, deinen Mund mit Wärme zu schließen, mit Wonne zu füllen.

Doch ich stehe auf, räume ab, betrachte die Schaufensterpuppe auf deinem Stuhl, gegen deren Gesicht ich einen Stein, einen Diamanten, werfen möchte, auf das es zerbräche, in Scherben zerfiele und dich freigäbe, dich, wie du unter der Keramik lachst und weinst, wie du dort lebst, allmählich zu ersticken drohst an deiner eigenen Wirklichkeit.

Ich klaube meine Jacke vom Stuhl, versenke mich darin, erinnere mich an deine Wange auf diesem Stoff, rosig schimmernd im Anlitz eines Winters, dessen Kälte uns nicht zu erreichen vermocht hatte. Deine Blicke, als du nach oben schautest und das Funkeln in deinen Augen dich an mich verriet.
"Halt mich.", flüsterte es, und ich barg deinen fröstelnden Leib in meinen Armen.

"Bis denn.", mein heiseres Krächzen kratzt an der bleiernen Stille, hallt wider von den Mauern deiner Gedanken. Die Stimme versagt, als ich das Wort an dich richte, eine letzte Reaktion begehre, die rechte Hand unsicher zu einem lässigen Abschiedsgruß hebend.

Doch du schweigst, verhüllst dich in den Schleier stummer Reglosigkeit, der dein Schneckenhaus ward, seitdem die teilenden Worte zwei Nichtwelten gebärt hatten. Wie ein verlassener Planet treibst du an mir vorbei, und nicht mein Licht, nicht mein Echo, vermag dich noch zu rühren.
"Wer bist du?", frage ich mich wieder und wende mich ab, ab von dir, ab von meiner Vergangenheit, ab von dem Schmerz, als könnte ich ihn zurücklassen, hinter mir vergessen, als wäre er nicht Teil eines jeden meiner Wege.

Die Türklinke schenkt mir einen kalten Kuß, die Dielen seufzen traurig unter meinen Sohlen, nehmen knarrend Abschied.
'Ich komm nicht wieder.', begreife ich. Weglos drängt sich de Zukunft vor meine Augen. Jede Richtung scheint falsch.

Ein letzter Blick zu dir, meine Mundwinkel formen ein tapferes Lächeln.
"Alles wird gut.", soll es sagen, doch die Lüge wiegt schwer.

Du siehst auf, siehst mich an.

Silbern glänzen Tränenfäden auf deinen blassen Wangen, Buchstaben einer fremden Sprache. Zögernd öffnest du den Mund, als müßtest du die Worte neu erlernen, neu finden, in dir, in der trägen, tränenschweren Luft.
Kein Ton verläßt deine Zunge, schwängert den Äther mit deinem Klang; keine Silbe erreicht, erfaßt mich, nimmt mir den letzten Grund zu fliehen.

Ich sollte gehen, doch in hinter deinen Augen wartet ein Dunkel.

Deine Lippen bewegen sich, lautlos, schmelzen unter heißen Tränen, formen die Wirklichkeit neu.
"Halt mich..."

[Im Kopf: Janus - "Überleben"]

Donnerstag, 29. September 2005

Namensangelegenheiten

Ich heiße Bastian.

Das ist an sich nichts wirklich Ungewöhnliches, und ich bin froh, daß meine Eltern so freundlich waren, mir einen derart schönen Namen verliehen zu haben, der nicht nur immer wieder mit Michael Ende und seiner "Unendlichen Geschichte" [Ein Immer-Wieder-Gut-Buch] in Verbindung gebracht werden kann, sondern sich auch wohltuend vom viel verbreiteten vornamentlichen Einheitsbrei abhebt.

Mir mißfällt allerdings zuweilen, mit dem findigen Spitznamen "Basti" versehen zu werden, was die Anredenden nach Erwähnung dieses Mißfallens ein wenig verdutzt, bietet sich doch mein Vorname an, auf diese Art und Weise verkürzt und verniedlicht zu werden.

Doch eben jene Verniedlichung trägt dazu bei, daß ich vor "Basti" in alberner Ignoranz meine Ohren zu verschließen versuche, werde ich doch, einmal derart gerufen, emotional in meine Kindheit zurückversetzt und fühle mich nicht nur plötzlich, als wäre ich erst seit zehn oder zwölf Jahren auf Erden, sondern auch, als würde mir eine "niedere" Rolle auferlegt, eben die eines zu Urteilen nicht fähigen Kindes.

Das klingt lächerlich, und ist es vermutlich, doch leider suche ich mir mit Worten verbundene Emotionen in den seltensten Fällen selber aus. Im übrigen gibt es durchaus mehrere menschliche Wesen, die mich "Basti" nennen dürfen, ohne einen zum Kehlkopf geführten Handkantenschlag oder ähnliches befürchten zu müssen.
Allerdings handelt es sich dabei - abgesehen von meinen Familienmitgliedern - um Freunde, deren Bekanntschaft sich über genug Jahre erstreckt, um in meine Kind- und "Basti"-Zeit hineinzureichen, die den Spitznamen sozusagen aus Tradition heraus benutzen.

Ein anderer Grund, warum ich "Basti" als ungeeignet für mich erachte, ist der, daß es viel zu viele Sebastians auf Erden gibt, die allesamt von Freunden und Eltern "Basti" gerufen werden und somit den unschönen Schluß zulassen, daß sei, die Sebastians in Wirklichkeit meinen wunderschönen - verkürzten - Namen trügen, also ebenfalls Bastian hießen, ohne die befremdliche Vorsilbe.

Jedoch bin ich derart beschaffen, daß ich nicht wünsche, mit den vielen Sebastians dieser Welt in einen großen Basti-Topf gesteckt und dort verrührt zu werden, sondern erachte meinen Vornamen für weniger gewöhnlich und wesentlich schöner als das lapidare "Sebastian".
Könnte ich es also erwirken, richtete ich ein, daß jeder Sebastian auch "Sebasti" gerufen werden sollte, um der Gerechtigkeit Tribut zu zollen und mir sowohl meinen Namen als auch meinen Spitznamen zu lassen.
Derlei wird jedoch nie geschehen, weswegen ich es vorziehe, nicht "Basti" gerufen werden zu wollen und jedem Spitznamensuchenden empfehle, kreative Gedanken fließen zu lassen, um sich eine Spitznamenalternative zu ersinnen.

Tatsächlich gab es in meine Vergangenheit auch von "Basti" abweichende Spitznamen [Ich vermeide absichtlich das Wort "Kosenamen", da ich dieses mit "liebkosen" assoziiere und mich ekle, wenn ich bedenke, daß auch Personen, von denen ich niemals auch nur annähernd so etwas wie eine Liebkosung erhalten möchte, Spitznamen nutzen.], die allerdings zumeist wenig kreatives Potential bargen.

Zwar kein wirklicher Spitzname, aber doch ein häufig vernommener Zuruf war [und ist] "Brillenschlange", und längst vermag ich nicht mehr zu zählen, wieviele Male ich diese lächerlich-humorlose, durchweg unkreative Beleidigung vernahm, die befremdlicherweise auch in der Gegenwart noch Bedeutung zu haben scheint.

Nicht minder unkreativ ist, aus "Basti" das Wort "Spasti" zu formen und es zum Spitznamen zu deklarieren. Als ich das erste Mal mit dieser Bezeichnung konfrontiert wurde, hatte noch keine Ahnung, was ein Spasti eigentlich sein soll, reagierte dementsprechend gleichgültig. Und erst nachdem ich so oft "Basti-Spasti" genannt wurde, daß es mir schon wieder egal war, erfuhr ich von der Bedeutung dieses unlustigen Reims. Allerdings war ich längst abgestumpft und kümmerte mich nicht mehr drum.

Ein Freund meines Bruders, mit dem ich in meiner Kindheit zum Leichtathletiktraining ging, neigte dazu, mich "Bas" nennen zu wollen, hielt es wohl für besonders clever, meinen Vornamen auf eine Silbe zu reduzieren. Zwei Mal erklärte ich ihm, daß ich kein Musikinstrument sei. Beim dritten Mal erläuterte ich ihm, daß er, wenn er es noch einmal wagen würde, mich so zu nennen, eine scheuern würde - was ich dann auch tat. Ohne Konsequenzen übrigens - abgesehen davon, daß ich seitdem nie wieder "Bas" hieß.

Während des Studiums handelte ich mir den Spitznamen "Blacky" ein, der mich immer an "Black Beauty" erinnerte und mir dementsprechend mißfiel. Jemanden, der regulär schwarze Kleidung trägt, als "Blacky" zu bezeichnen, hielt und halte ich übrigens auch nicht unbedingt für einfallsreich, was regelmäßige Gesichtsentgleisungen meinerseits verursachte, sobald meine Ohren mit diesem alberne, anglophilen Spitznamen in Berührung kamen.
Ursprünglich war es nur einer, ein kaspriger Unsympath, dessen Schnodderschnauze ständig dergleichen entwich, doch alsbald übernahm ein durchaus erträglicher Mitstudent, selber stets schwarz gekleidet, den vermeintlich amüsanten Spitznamen und wurde fortan zum Adressat eines sporadischen Grummelns aus meiner Kehle.

Mich in einer Magdeburger Community anmeldend und dort einige Bekanntschaften schließend erwirkte ich, daß mir auch in der Wirklichkeit ["... dort, wo der Pizzabote herkommt."] der Nutzername "stormrider" anhängt und nachgerufen wird. Erstaunlicherweise erregte dies ausgesprochen wenig Mißfallen meinerseits, vermutlich, weil die stetige Iced-Earth-Assoziation in meinem Kopf erträglich war.
Als weniger erträglich erachte ich allerdings die gern benutzte Verkürzung auf "Stormi", die mich nicht nur so fühlen läßt, als wäre ich zu einer der lustig-blauen Schlümpfe mutiert und dürfte mich neben Schlaubi und Torti in eine Reihe stellen, sondern auch die Frage aufkommen läßt, ob Namensabkürzungen überhaupt sinnvoll sind, ob die minimale Abkürzung, das Weglassen weniger Buchstaben eine solche Mühen-Ersparnis mit sich bringt, daß es gerechtfertig ist, das Risiko einzugehen, das Gegenüber könnte sich womöglich gar nicht darüber freuen, mit diesem Titel versehen zu werden.

Tatsache ist nämlich, daß ich meinen Vornamen durchaus mag und daß ich sieben Buchstaben nicht für zuviel erachte, um vollständig ausgesprochen zu werden, insbesondere weil im persönlichen Gespräch eigentlich eher unüblich ist, jemanden direkt mit Namen anzureden.

Hinzu kommt, daß "Bastian" in meinem Umfeld bereits ein Eigenleben entwickelte. Laufe ich mit einer Eistüte in der Hand gegen eine Glasscheibe, fahre ich extra Hunderte Kilometer zu einer Hochzeit, um am Ziel festzustellen, die festlichen Kleidungsstücke vergessen zu haben, verliere ich mein Portemonaie ausgerechnet dann, wenn es ausnahmsweise mal 150 Euro beinhaltet, ... - dann habe ich mal wieder einen Bastian produziert, eine der Situationen, die durchaus typisch für mich sind und somit mit meinem Vornamen bezeichnet werden dürfen.

Und als ich gestern Abend eine Meinung zu meinen Fred-Comics einholte, erfuhr ich, daß selbige durchaus "bastianisch" seien - was ich selbstverständlich als Kompliment erachtete.

Ich verwehrte mich nicht gegen Spitznamen, Kosenamen, nicht gegen Bezeichnungen, die auf irgendeine meiner Eigenschaften anspielen und amüsant gemeint sein sollen, doch ist "Bastian" meinem Denken ein Name, den ich mag und achte, der also nicht unbedingt durch minderwertige und unkreative Titulationen ersetzt werden braucht.

Ich heiße Bastian. Und das ist gut so.

[Im Hintergrund: Janus - "Auferstehung" --- "Du verlierst dich in mir..."]

Mittwoch, 28. September 2005

Albernes

Albern, im Herbst, während windiger, regnerischer Tage, sein Auto aufgrund allgemeiner Parkplatznot unter einem prall fruchtbestückten Kastanienbaum parken zu müssen.

Albern, einen "Babynator"-Pappaufsteller in einer Videothek auf Anhieb von hinten zu erkennen, bloß weil man sich an eine auf dem Filmplakat betrachtbare Ente erinnert und deren Silhouette ohne Zögern identifizierte.

Albern ist, durch den Regen zu eilen, vor selbigem hinfortzueilen und dabei aufgrund tropfenüberfluteter Brille und mangelhafter Fußwegbeleuchtung sämtliche Pfützen zu übersehen, hineinzustolpern und sich von unten noch mehr zu befeuchten, als es der Regen vermocht hätte.

Albern ist, den Korb mit dem Bücher-Hefter-Lernutensiliar so an dem beaufsichtigenden und nach verbotenen Lebensmitteln suchenden Bibliothekseingangswächter vorbeizutragen, daß der eigene Körper jeden mißtrauischen Blick in das Korbinnere verwehrt.

Albern ist, für einen Augenblick zu glauben, man sei in einem Computerspiel gefangen, bloß weil man am Morgen ein Taschentuch vom Schreibtisch geklaubt hat und nun bei Ankunft in der Universitätsbibliothek [Ich kürze das Wort nur nicht mit "Uni-Bibo" ab, weil ich - wie bereit aufgefallen sein dürfte - lange Wörter mag.] feststellen muß, daß man sich mit irgend etwas Schmierig-Schleimigem am Rucksack besudelt hat und eben jenes Taschentuch so auffällig gut gebrauchen kann, daß es sich dabei unmöglich um einen Zufall handeln wird, sondern von einem lustigen Programmierer genau so geplant worden sein muß.

Albern ist, daß natürlich ausgerechnet in dem Augenblick, da man sich dazu entschloß, die Pause zu beenden und endlich weiterzulernen, eine Universitätsbibliotheksbesuchergruppe an meinem Tisch vorbeiwatschelt und dementsprechend geräuschintensives Ablenkungspotential mit sich führt.

Albern ist, wenn in der Bibliothek nun doch die Nase läuft und ein Taschentuch fehlt, weil es für Schleimentfernungszwecke genutzt wurde. Der Glaube an die eigene Existenz innerhalb eines Computerspiels, in der jeder Gegenstand eine Bedeutung hat, wird zugleich zerrüttet und aufgebaut. Zerrüttet, weil das Taschentuch seinen Einsatz hatte, aber trotzdem noch gebraucht wird; aufgebaut, weil man sich wohl hätte vorausschauend entscheiden müssen, welcher Taschentucheinsatz die meisten Bonuspunkte bringen wird: Schleim oder Rotz.

Nicht minder albern ist der Gedanke, eine völlig unbekannte im Regal eifrig nach geeigneten Büchern stöbernde Besucherin mutwillig und dezibelstark zu erschrecken, um ihren sicherlich störenden Schluckauf zu beseitigen...

[Wird vielleicht fortgesetzt.]

P.S. Albern ist übrigens auch meine wenig emanzipierte Word-Rechtschreibprüfung, die das Wort "Besucherin" nicht kennt und durch "Besuchern" ersetzen will.

[Im Hintergrund: Stillste Stund - "Golem" --- Eigengedankenbetäubung durch musikalischen Krach...]

Frühaufstehertag

Es mutet schon ein wenig albern an, daß ich, der nicht unbedingt zu jenen zählt, die zu nächtlicher Stunde aufwachen und außer Haus gehen wollen/müssen, ausgerechnet am ersten sachsen-anhaltinischen Frühaufstehertag tatsächlich früh aufstehen muß.

Der Tag an sich ist auch albern. Bloß weil einer statistischen Erhebung folgend Sachsen-Anhalter [Heißen wir so? Oder "Sachsen-Anhaltiner"?] neun Minuten früher aufstehen als der Deutschland-Durchschnitt, nämlich 6.39 Uhr [ich habe keine Ahnung, wann ich - von heute abgesehen - das letzte Mal derart zeitig aufstand.], öffnen heute alle beteiligten Läden, Geschäfte, Behörden, Bibliotheken und Museen in S-A neun Minuten früher.

Supi.

Eine derart lächerliche Statistik außerdem zum Aufhänger einer ganzen Werbekampagne ["Land der Frühaufsteher"] zu nehmen, ist nicht albern, insbesondere weil diese neun Minuten auch symbolischen Wert haben und aufzeigen sollen, daß in S-A schon immer alles etwas eher erfunden, gefunden, entdeckt, bedacht etc wurde.

Nun ja, wenn es nach mir ginge, würde ich noch einmal zu Bett gehen und nicht eher wieder aufstehen, bis es Zeit wird, die Mensa aufzusuchen. Dann kann ich immer noch was erfinden. Ein Perpetuum Mobile 2. Art beispielsweise.

Montag, 26. September 2005

Ein Lob [mit vielen Klammern]

Auch auf die [nicht zu unterschätzende] Gefahr hin, daß sie [oder eine ihrer Freundinnen] dies [möglicherweise auf der Suche nach einem aktuellen Fred] zu Gesicht bekommen wird, kann ich nicht umhin zu gestehen [Ich glaube "gestehen" trifft es nicht ganz...], daß mich meine Mitbewohnerin [selbst nach drei gemeinsam verwohnten Jahren] immer wieder in [durchaus angenehmes] Erstaunen zu versetzen [und zuweilen gar meine Bewunderung zu erheischen] vermag.

Eben noch [Das "eben noch" bezieht sich auf einen undefinierbaren Punkt in nicht allzu naher Vergangenheit] bestätigte sie mir [blödelnderweise], daß es überflüssig sei, einem Hund [oder einem ähnlichen Wesen] mitzuteilen, er sei jetzt fällig [aus welchem Grund auch immer], weil er sich dessen [wenn auch mit veränderter Schreibweise] durchaus [mehr oder minder] bewußt sein sollte, da platzt sie kurz darauf [Das Gesprächsthema hatte bereits andere Regionen beührt.] plötzlich mit einem [durchaus nachdenkenswerten] Satz heraus und beeindruckt mich [nachhaltig]:

"Ohne die Massenmedien gäbe es keinen globalen Terrorismus."

[Obgleich eine dieses Thema betreffende Diskussion sicherlich nicht uninteressant werden würde, beschränke ich mich in diesem {mit persönlichen Befindlichkeiten vollgestopften und weltverändernde Ansätze meidenden} Weblog auf die schlichte Erwähnung des obigen Satzes.]

[Im Hintergrund: Opeth - "Silhouette"]

Sonntag, 25. September 2005

Zwischen uns

"Die Welt berührt mich nicht.", täusche ich Sorglosigkeit vor.
Meine Lüge ist wahr, in diesen Momenten steht die Welt still, treibt fernab meiner Gedanken durch ein fremdes Universum.

Die Furcht liegt in meinen Augen, verborgen, verbirgt ein Flackern, Sehnsucht vielleicht, vielleicht noch immer Liebe. Meine Hand zittert, als ich mir eine Strähne aus der Stirn streiche.

"Weißt du noch...?"

Der Anfang eines Satzes glüht auf meiner Zunge, brennt sich in meine Sinne, wünscht, ausgesprochen, in den stillen Raum geworfen zu werden. Zu gern wüde ich dich erinnern, mich erinnern, wiederholen, was ich oft, zu oft, sagte - und längst nicht mehr weiß.

Ich recke das Kinn fröhlich nach oben, als könnte ich den mich überschwemmenden Sorgen Widerstand leisten, als könnte ich noch für weitere endlose Momente den Kopf über Wasser halten, mich retten, bis ein neuer Tag, ein neues Leben anbricht.

Du durchschaust mich, spürst die Schatten wartender Tränen in meinen Worten, bemerkst die Falschheit meines Lächelns, weißt um die bleichen Finger, die einen Augenblick zu lang in der Luft verharrten, als wollten sie zu dir enteilen, lang Vermißtes wiederfinden.
Du betrachtest mich, als ahntest du die Fragen, die in mir schlummern, die vielen Worte, die längst den Äther eroberten und irgendwo zwischen uns verstarben, betrachtest mich, als wärest du keinen endlosen Tag, keinen Ewigkeit, durch die Ferne geeilt.

"Es geht mir gut.", lüge ich und zerfalle in Gedanken.

Du schweigst, und ich bemerke traurig die unausgesprochenen Spuren, die Zeichen an der Wand, die andere Namen tragen, entsinne mich meines Wissens, entsinne mich der Gegenwart, schüttle langsam mit dem Kopf, als könnte ich sie vertreiben.

"Mir auch.", flüsterst du.
Jede Silbe wiegt Tonnen, hängt wie grauer Regen im Raum, ergießt sich kalt in mein Denken.

Du lächelst nicht, und ich verstehe. Ein trauriges Spiel, das wir spielen, wissend und negierend zugleich.

'Bist du glücklich ... ?', liegt es mir im Sinn, ein lauerndes Tier, das in seinem Versteck verharrt, nicht wagt, herauszustürzen, aus Angst, die Beute könnte zu groß, zu gewaltig, sein. Kein "Ja." bin ich zu ertragen bereit, kein "Nein." wird von deinen Lippen gleiten.

Ich seufze, um die Stille zu vertreiben, blicke dir in die Augen. Keine Furcht. Bedauern vielleicht. Ein mattes Glitzern, als könnte ich...

Du drehst den Kopf weg, blickst aus dem Fenster, durchdringst dein Bild im Glasspiegel, starrst in das lichtlose Dunkel der Nacht, als könntest du dich, uns, dort finden, eine Antwort vielleicht auf meine niemals erklingende Frage.

"Vielleicht sollte ich ...", will ich beginnen, doch verharre stumm, vergesse meine Worte in meinem freudlosen Lächeln.
"... gehen.", ergänzt du, fast lautlos, lächelst verloren, greifst meine zitternde Hand.

Ich spüre den Regen durch meine Gedanken rauschen und finde kein Lächeln mehr, das ich dir schenken könnte.

"Bleib.", hauchst du.
Tränen zeichnen glitzernde Spuren auf deine Wangen. Meine freien Finger folgen ihnen, wischen sie zärtlich fort, als heilten sie ein Stück Vergangenheit.

"Erinnerst du dich...", frage ich nun, und du nickst, beißt dir auf die Lippen, versuchst zu lächeln, während weitere Tränen dein Antlitz benetzen.

"Bleib." hauchst du noch einmal und stürzst, der Wirklichkeit entfliehend, in die Obhut meiner Wärme.

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