Wortwelten

Mittwoch, 9. März 2005

Abschied

Der Blick durch die zerkratzen Scheiben der Straßenbahn gilt der altbekannten Temperaturanzeige. 1,6° Celsius. 9 Uhr morgens.

Ich bedaure den Winter, der sich langsam auf den Heimweg zu begeben hat, schenke ihm mitleidige Gedanken. Als ich aussteige, bemerke ich letzte, schmutzige Reste Schnee. Wie vergessene Vergangenheiten liegen sie im Matsch und beweinen ihr Vergehen mit eisigen Tränen.

Erstmalig vernehme ich das süße Trillern einiger Singvögel. Eine Amsel läßt sich neben mir nieder und berührt mich mit ihrem Lied. Adieu, lieber Winter. Selbst die Vögel wissen, daß du gehst.

Gern hätte ich noch einen Schneemann gebaut, Schuhabdrücke in unberührtes Weiß gesetzt. Gern wäre ich noch einmal tanzend durch die Schneewinde gelaufen, hätte versucht, die kalten Flocken mit der Zunge zu fangen.

Und wie als Antwort beginnt es zu schneien, erst leise, lieblich, dann stärker. Schneeflocken wirbeln in mein Gesicht, in mein Haar. Unzählige weiße Küsse taumeln mir fröhlich entgegen.

Gerührt halte ich die Zeit an, bedanke mich lächelnd für diesen zauberhaften Abschiedsgruß.
-----

Nachtrag zum Frauentag

Zufällig mit einer ehemaligen Mitbewohnerin konfrontiert, nutzte ich gestern die Gelegenheit, ihr "Alles Gute." zum Frauentag zu wünschen. Was wünscht man eigentlich zu Frauentag? Schenkt man irgendwas? Ich weiß es nicht. "Alles Gute." finde ich akzeptabel, ist schließlich allgemein genug gehalten, um immer zu passen. Im Laufe des Gesprächs kam heraus, daß wohl gewisse Begebenheiten innerhalb meiner Vergangenheit darauf hindeuten, daß auch ich einen netten Gruß zum Frauentag gebrauchen könnte, wurde ich doch schon oft genug für ein feminines Wesen gehalten. Ich lehnte dankend ab, doch die einmal geweckten Erinnerungen konnte ich nicht mehr vertreiben.

Zu Beginn meines Studiums beherrschte mich noch der Wunsch, an studentischen Großveranstaltungen teilhaben zu wollen. Warum, weiß ich auch nicht, kann ich doch nicht sagen, daß ich bei derartigen Veranstaltungen sonderlich viele nette Menschen kennenlernte oder übermäßig viel Spaß hatte. Doch mich trieb es hinaus, ich wollte in den feiernden Massen versinken - und sei es nur um festzustellen, daß ich nicht zu ihnen gehörte.
So begab es sich, daß ich auf einem sogenannten Beschnüfflungsball verweilte. Die einzige Gemeinsamkeit mit einem "echten" Ball war vermutlich, daß unzählige amüsierwillige Menschen dort aufzufinden waren. Selbst Musik lief keine. Allerdings wurde auf drei Etagen der Versuch unternommen, mit schlechten Popsongs der 80er, mit noch schlechteren Dancefloorkrachern der derzeitigen Hitparaden und mit tanztaktorientiertem Techno-/House-Bässen [inklusive simpelster Dreitonkeyboardmelodien] "echte" Musik zu imitieren, so daß die schwitzende, trinkende Meute ausreichend ihr Tanzbein schwingen oder mit ihrem Hintern wackeln konnte.
Innerhalb solcher Veranstaltungen ist Nüchternheit so etwas wie ein Tabu, nicht zuletzt, weil man aus Selbstschutzgründen permanente Eigenbetäubung vornehmen sollte. Doch dazu war ich nicht gewillt und besuchte abwechselnd alle drei Etagen, ganz in Schwarz, mit einem schicken Samthemd bekleidet, die langen Haare rebellisch offen, bewaffnet mit einem nahezu geleerten Plastikbecher, der nichts Bedeutsameres als fade Cola enthielt. Damals versuchte ich, mir einzureden, ich suchte auf den verschiedenene "Floors" nach richtiger Musik, heute weiß ich, daß ich eigentlich floh.
Als ich meinen vergeblichen Fluchtversuchen eine Pause gönnte und mich irgendwo am weniger belebten Rand positionierte, drang ein vernuscheltes "Hey!" von hinten an mein Ohr. Ich war nicht willens, mich umzudrehen und reagierte erst, als ein zweiter Laut ertönte: "Hey du!" Vor mir stand einer dieser H.P. Baxxter-Verschnitte, die in Magdeburg so häufig anzutreffen waren: kurzes, blondiertes, mit Gel beschmiertes Haar, krebsgesundes Sonnenstudiobraun, ein biergefüllter Plastikbecher in der einen und eine glühende Zigarette in der anderen Hand.
Als ich mich umgedreht hatte und wir uns gegenseitig in die Gesichter blicken konnte, reagierte er alkoholpegelbedingt in Zeitlupengeschwindigkeit: "Äh ... Du bist ja ... n KERL!"
Ich schenkte ihm ein bestätigendes, aber geringschätzendes Lächeln und wandte mich wieder ab. Allerdings vernahm ich noch, wie H.P.Baxxter zu seinen Begleitern torkelte und von seinem Erlebnis berichtete: "Ey, der Typ ist gar keine Frau. Alder..."

Wenn ich später irgendwem von dieser mir durchaus unangenehmen Geschlechterverwechsulng berichtete, wurde mir stets versichert, ich sähe maskulin aus und sei keineswegs mit einem Weibchen zu verwechseln. Ich war geneigt, diesen Beteuerungen Glauben zu schenken und die Verwechslung, die für mich wohl peinlicher gewesen war als für den potentiellen Verehrer [der davon sowieso nicht viel behalten haben wird], auf dessen stark alkoholisierten Zustand und seine dadurch stark eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit zu schieben.
Doch leider blieb es nicht dabei.

Einst arbeitete ich im Kaufland als Wursteinsortierer. Kein sonderlich aufregender oder gar angenehmer Job, insbesondere weil ich nicht behaupten kann, zu meinen Kolleginnen gute Kontakte gepflegt zu haben. Mir mißfiel unter anderem die Tatsache, daß ich genötigt wurde, aus gesundheitstechnischen Gründen mich mit einem lächerlichen, weißen Kittel zu bekleiden. Ich hatte schließlich keinerlei Umgang mit Nahrunsgmitteln und kam nur mit den zugeschweißten Plastikverpackungen der Wurstsorten in Berührung.
Eines Tages kniete ich nieder, um in der untersten Kühlregaletage Sülzwurstpackungen zu stapeln. Ein Mann trat an mich heran, ich sah nur seine verwaschen-blauen Jeans, und sagte: "Ich wollte schon immer, daß eine Frau so vor mir kniet." Sein Genitalbereich befand sich direkt vor meinem Gesicht.
Schockiert rückte ich ein Stück von ihm weg, schaute hinauf. Seine Gesichtszüge entgleisten, als er mein unrasiertes Gesicht erkannte und ihm bewußt wurde, daß er sich wohl geirrte hatte. Ich teilte ihm mit, daß er wohl schwul sein müsse, wenn er wollte, daß ich vor ihm kniete, und er beeilte sich, eine alberne Ausrede murmelnd meinem Sichtfeld zu entfliehen.

Bis heute sage ich mir: Der Kittel war schuld. Der dämliche, asexuelle Kittel war der Grund für die wiederholte Verwechslung.
Doch sicher bin ich mir nicht.
-----

Dienstag, 1. März 2005

Schneewinde

Wind zerzaust mein Haar, treibt Flocken wirbelnd durch die Lüfte. Ich versuche, ihrem Tanz zu folgen, doch bin nicht schnell genug. Ich halte inne, laufe langsamer, bedächtiger, setze behutsam einen Schritt vor den anderen, meide bereits betretene Wege. Mit jedem Schritt male ich eine neue Spur in das unberührte Weiß, ein weiteres Zeichen meiner Existenz. Lächelnd klaube ich eine Handvoll Schnee von einem Ast. Weich und seidig schmiegt er sich in meine Handfläche, liebkost mich mit zart-kühlem Kuß. Schnell schmilzt der kalte Freund, perlt silberzart von meiner ertaubten Haut. In den eisigen Tropfen entdecke ich das fahle Licht der untergehenden Sonne. Es wird Zeit, nach Hause zu gehen.
-----

Montag, 28. Februar 2005

Bekanntschaften auf dem Kneipenklo

Der Besuch auf der Kneipentoilette offenbarte mir Bemerkenswertes: Die Firma ille, Hersteller diverser Servicegeräte öffentlich zugänglicher sanitärer Anlagen, hatte sich wohl am Vorbild von IKEA orientiert und jedes ihrer Produkte mit eigenem Namen versehen, vermutlich sogar unter Beachtung eines gewissen humoristischen Inhalts desselben.

So fand ich bei meinem Abstecher in die nur maskulinen Wesen vorbehaltenen Bereiche der Kneipe direkt neben dem Waschbecken eine nette junge Dame namens "Soap Susie" [man beachte die wundervolle Alliteration] vor, deren Flüssigekit ich in gebührenden Maßen nutzte. Mit feuchten Händen war ich wenige Augenblicke später auf die Gunst eines weiteren Helfers angewiesen: "Paper Jack" [sicherlich in Anlehnung an das Bucheinbandformat Paperback] spendete mir papierne Handtücher zur Beendigung meines Reinigungsprozesses.

Jedoch konnten weder Susie noch Jack mir die Bekanntschaft ersetzen, de ich bereits kurze Zeit zuvor innerhalb der von mir genutzten Toilettenkabine geschlossen hatte:

Die metallene Gerätschaft zur Aufbewahrung und Halterung immens großer, einlagiger Toilettenpapierrollen, welche sogar mit einem Aschenbecher bestückt war, trug einen Namen, den ich persönlich, inbesondere an dieser Lokalität, mit völlig anderem als Klopapier assozierte:
"Big Willie".

Ich konnte mir ein anzügliches Grinsen nicht verkneifen...
-----

Sonntag, 27. Februar 2005

Eine amüsante Erinnerung

Mein Bruder rief mich an. Verzweifelt nach endloser Suche, ratlos nach erfolgloser Lektüre der Bedienungsanleitung fragte er mich nach dem Schalter für die Heckscheibenwischer des familiären Personenkraftwagens. Irgendwie müßte man den doch steuern, an- und ausschalten können. Irgendwo am Armaturenbrett mußte doch ein Hebel, ein Drehknopf oder ähnliches zu finden sein...

Es kostete einige Mühe und einige Momente ungläubigen Staunens, ihn von der recht simplen Lösung seines Problems zu überzeugen:

Unser Auto besitzt gar keinen Heckscheibenwischer.
-----

Donnerstag, 24. Februar 2005

K.O.O.K.

Zur Herkunft des Wortes "okay" bzw "O.K." gibt es unterschiedliche Thesen. Allein das von mir mit stetem Mißtrauen betrachtete wikipedia gibt fünf verschiedene Möglichkeiten an; mein etymologisches Wörterbuch liefert zwei weitere. Sei es aus dem Westafrikanischen oder dem Indianischen kommend, sei es die Abkürzung für "Old Kinderhook" oder für "Otto Kaiser", einem Mitarbeiter der Ford-Werke, wir alle sind uns einig, daß "O.K." so ausgesprochen werden sollte, als lese ein Englischsprachiger die beiden Buchstaben seines Alphabets vor.

Die Frage, die sich mir stellte, war aber, warum man bei "O.K." auf der englischen Orientierung beharrt [niemand käme auf die Idee, das wortähnliche Gebilde wie ein "Oh-Kaij" auszusprechen], aber "k.o." in das Deutsche integrierte.

Schließlich werden bei "k.o." die beiden Buchstaben so ausgesprochen, wie man es vom deutschen, nicht vom englischen oder amerikanischen, Alphabet gewöhnt ist. Allerdings ist die Herkunft dieses Kürzels eindeutig, steht es doch ursprünglich für das dem Boxsport entlehnte "knocked out", also für einen wahrlich englischsprachigen Begriff.

Wäre ich also vermessen genug, anstelle von "Ka-Oh" ein dem Original entsprechendes "Käij-Oh" zu artikulieren, würde ich mit verständnislosen, ja vielleicht gar mißtrauischen Blicken beäugt und von Sprachliebhabern als "Deutschverachter" und "Antinationalist" beschimpft werden und womöglich auf deutscheste Art und Weise k.o. geschlagen werden.

Das mißfiele mir, weswegen ich wohl meine kritische Klappe halten werde.
-----

Mittwoch, 23. Februar 2005

Behind The Mirror

Da ich gerade amüsierter Laune bin, erzähle ich mal eben einen Schwank aus meiner Jugend.

Es begab sich in meinem letzten Schuljahr, daß unsere Klasse beschloß, eine Abschlußfahrt zu organisieren und durchzuführen. Tatsächlich landeten wir dann inmitten einer dieser spanischen Pseudostädte, die nur für alberne, trinkwillige, diskowütige, sonnenglutheischende, zahlungswillige Touristen aus dem spanischen Boden gestampft worden waren; in einer der Städte, in deren Namen immer ein doppeltes L vorkommen muß, das man dann ur-katalanisch wie ein J zu artikulieren [siehe auch Mallorca] hat, und die immer an irgendeiner sinnbefreit betitelten Küste herumliegen: Weiße Küste, Wilde Küste, Sonnenküste, ...

Unser Hotel war nicht das schönste, aber vermutlich noch bessere Wahl in Anbetracht der Alternativen. Selbst das Bordell direkt gegenüber schreckte uns nicht ab [schmutziges Grinsen auf meinen Lippen]. Ich lernte meine erste große Liebe kennen, und die Welt schien in Ordnung. Doch dann...

[spannungsheischende Pause]

Eines Nachmittags duschte ich mich in der Badewanne. Mein damals noch funktionstüchtiger Walkman hatte ganze Arbeit geleistet und mir ein wunderschönes Würmchen ins Ohr gesetzt: Blind Guardian mit "Lost In The Twilight Hall". Mit dem Wissen bestückt, allein im Hotelzimmer zu sein, trällerte ich fröhlich eben erwähntes Lied vor mich hin, in dem eine durchaus bedeutsame und stetig wiederkehrende Zeile lautete:

"Look behind the mirror..."

Nachdem ich eben jene Zeile mehrmals über meine Lippen perlen lassen hatte, wurde ich mir ihres Inhalts bewußt. "Sieh hinter den Spiegel...". Neugierig schaute ich in den Spiegel und versuchte herauszufinden, ob sich irgendetwas dahinter zu verbergen vermochte. Ich hatte genug Fantasy-Romane gelesen, um daran zu glauben, etwas finden zu können. Doch ich fand nichts.
Aber halt! War nicht die Rede von "hinter den Spiegel" gewesen?

Vorsichtig löste ich den Spiegel aus seiner Halterung. Wer wußte denn, welche Schätze dahinter verborgen waren, welche Geheimnisse ich nun entdeckte?
In einem unbedachten Augenblick glitt mir der Spiegel aus der feuchten rechten Hand und knallte auf das Keramikboard, auf dem meine Zahnbüste stationiert war. Ein Blitz zuckte durchs Glas und manifestierte sich: Von oben links bis unten rechts war der angeblich geheimnisvolle Spiegel von einem riesigen Riß durchzogen, den zu verbergen mir schwerfallen würde.

Am nächsten Tag hatte die Putzfrau die Riß-Information an ihren Chef weitergegeben, dieser sich an irgendeinen meiner Lehrer gewandt, der wiederum mir ankündigte, ich hätte den lächerlichen Betrag von 20 DM für diesen Schaden aufzuwenden.

Ich zuckte mit den Schultern. Es war mir egal, berührte mich nicht. Denn mit dem Spiegel hatte auch meine Traumwelt einen Riß bekommen: Hinter dem Spiegel befand sich nur die nackte, häßlich-graue Wand.
-----

Buchrückseitendruckrichtungsstandard

Heute durfte ich mich mal wieder wundern. Besonnen lag ich auf meiner Matratze und studierte die mir zugewandten Buchrücken in dem dafür vorgesehenen Regal. Und was fiel mir auf?

In einem Land, wo jedes Detail der menschlichen Existenz, jedes Produkt, jeder Service, mit einzuhaltenden und regelmäßig kontrollierten Normen und unabänderlichen Standards versehen wird, gibt es scheinbar keine einheitliche Regelung für die Anordnung des Schriftzugs auf dem Buchrücken.

Ich gebe zu, daß eine Tendenz deutlich spürbar ist: Die meisten Buchtitel sind mit nach links geneigtem Kopf lesbar, also mit Leserichtung von unten nach oben entlang des Buchrückens. Doch immer wieder treffe ich Ausnahmen an: Salman Rushdie "Die Satanischen Verse" [Knaur], diverse Werke Terry Pratchetts [Goldmann] oder gar Tolkiens "Der Herr der Ringe" [Klett-Cotta].

Auffällig dabei ist, daß es Verlage gibt, die ihre eigenen Bücher mal "links herum" und mal "rechts herum" bedrucken, Goldmann zum Beispiel. Da stellt sich mir doch die Frage nach dem Grund. Schließlich muß man so aufgrund der fehlenden Standardisierung bei längeren Bücherreihen wie ein alberner Wackeldackel den Kopf nach links und rechts auf die Schulter werfen, um lesen zu können, wer Autor ist und wie der Buchtitel lautet.

Doch dieses Phänomen macht auch vor anderen Medien nicht halt. Ich gebe zu, mir fällt gerade nur eine CD ein, deren Randbeschriftung "falschrum" angeordnet ist: The Bates mit "Psycho Junior". Das stelle ich immer wieder fest, wenn ich das Werk zurück in den CD-Ständer schieben will, dann aber bemerke, daß die Schrift nur kopfüber lesbar ist.

Aber DVDs gesellen sich scheinbar gern zu den Büchern, zumindest, was die uneindeutige Anordnung der Rückenschrift betrifft. Auch hier überwiegt der "von-unten-nach-oben"-Stil, doch bilden beispielsweise "Lost Highway" und "The Crow" nicht zu vernachlässigende Ausnahmen.

Deshalb fordere ich jetzt hier an dieser Stelle die Einführung eines Deutschen Buchrückseitendruckrichtungsstandards [zuzüglich ähnlicher Normierung für CDs, DVDs undsoweiterundsofort] !!!

Das ist es, worauf Deutschland gewartet hat!
Das ist es, was uns voranbringen wird!
Das ist es, was uns alle glücklich macht!

Der Deutsche Buchrückseitendruckrichtungsstandard!

P.S: Mir fällt gerade auf, daß die vor wenigen Stunden gekaufte und eben erwähnte CD der von mir sehr gschätzten Musikgruppe Draconian sich zu dem bereit genannten Bates-Album gesellen darf, ist doch auch hier die Schrift falsch angeordnet. Welch amüsante Begebenheit...
-----

Ballon

Wie ein aufgelähter Ballon fühlt sich mein Schädel an. Wenige Minuten vor der mich ängstigenden Prüfung wandle ich durch meine Räumlichkeiten und versuche, mich von allem abzulenken, was mit dem Gelernten oder zu Lernendem zusammenhängt. Ich habe das Gefühl, als würde das Wissen im meinem Schädel diesen vollends ausfüllen, ja die äußere Hülle unmerklich dehnen. Leichte Kopfschmerzen kündigen sich an, nicht zuletzt weil das Gelernte über eine erstaunliche hohe Masse verfügt. Masse hat jedoch nichts mit Menge zu tun, sondern einzig und allein damit, daß ich mich fühle, als müßte ich, würde ich dem steten Drängen nachgeben, kopfüber die die Gegend laufen. Das jedoch fällt mir schwer, weswegen ich darauf verzichte.

Ich verzichte auch darauf, den Stoff noch einmal zu resümieren, noch einmal ein paar Bilder anzusehen und einprägen zu wollen, ich verzichte darauf, in mir nachzuschauen, ob das, was ich wissen sollte, auch tatsächlich vorhanden ist. Nicht allein, weil ich Angst davor habe, nichts finden zu können, nicht nur, weil ich wohl auch mit größter Mühe keine zusätzlichen Fakten aufnehmen könnte. Nein, mein tatsächliches Anliegen besteht darin, kein Leck in meinem aufgeblähten Schädel entstehen zu lassen. Taste ich erst einmal nach einem wissensorientierten Gedanken, trudeln sogleich unzählige weitere hinterher, sprudeln aus mir heraus und lassen vielleicht nur Leere zurück. Das will ich nicht. Davor fürchte ich mich. Ich verschließe meinen Mund, verschließe mein Denken, dichte alles ab, was das Wissen aus meinem bald platzenden Schädel entweichen lassen könnte.

Und erst dann, wenn alles vorüber ist, werde ich meinen Ballonkopf mit Löchern bestücken und feststellen, daß alles, was herausquillt, nur heiße Luft ist.
-----

Dienstag, 22. Februar 2005

Hosenstall

Soeben stellte sich mir die Frage, warum es Menschen zuweilen so schwer fällt, einfach mal den Mund aufzumachen, um das auszusprechen, was in ihrem eigenen Empfinden als unangenehm gewertet wird. Die zweite Frage, die mit ersterer einhergeht, ist die, warum immer wieder festzustellen ist, daß die Gedanken eines Menschen nur vom jetzigen Augenblick bis zur Gegenwart reichen und mögliche Folgen nicht in Betracht gezogen bzw gekonnt ignorieren werden.

Große Worte für einen eigentlich nichtigen Umstand: In Anbetracht dessen, daß ich die letzten Tage verstärkt für zeitraubende Lernaktivitäten nutzte und somit Ordnung und akzeptablen oder gar gesunden Lebenswandel ein wenig vernachlässigte, fiel mir erst am gestrigen Abend auf, daß ich mal wieder versäumt hatte, meine unsauberen Kleidungsstücke dem entsprechenden Gerät zur Reinigung zu vermachen, um sie anschließend auf einem zusammenklappbaren und immer wieder unfreiwillig zusammenklappenden Wäschetrockner aufzureihen und in Ermangelung von Alternativen in der Mitte meines Zimmers zu plazieren.

Unglücklicherweise hatte diese Nachlässigkeit zur Folge, daß mir heute morgen nichts anderes als eine Badehose verblieb, die ich als Slip-Ersatz [Das Wort "Unterhose", das ich an dieser Stelle eigentlich verwenden wollte, ist nach Meinung meines Mitbewohners für jene Stoffetzen reserviert, die man in winterlicher Kälte ÜBER dem Slip UNTER der Hose trägt, damit die unteren Körperregionen nicht auskühlen und funktionstüchtig bleiben.] auszuwählen hatte. Resignierend gab ich mir dieser Schicksalsfügung hin, vergaß aber nicht, noch schnell die Waschmaschine zu beladen.

Im Laufe des heutigen Vormittags jedoch verweilte ich mal auf jener Örtlichkeit, die als Abort bezeichnet werden kann [Ich finde diese Bezeichnung recht interessant, nutze sie aber eigentlich nicht --- außer wenn ich mal wieder in einen stupiden Text ein skurriles Wort einzuflechten wünsche...], was mit sich brachte, daß ich neben dem Hosenknopf zwangsläufig auch meinen Hosenstall [Na, wenn das kein albernes Wort ist!] öffnen und nach verrichteten Dingen wieder zu schließen hatte. Bei erwähntem Hosenstall handelt es sich übrigens um ein mit Knöpfen versehenens Exemplar.

In den nächsten Stunden hielt ich mich vorwiegend in meinen Räumlichkeiten auf, doch begab mich auch hinaus, traf andere Menschen, die ich zwar flüchtig, aber nicht sonderlich gut kannte. Ja, ich hatte sogar vor, eine Einkaufslokalität aufzuschen, mich in das Getümmel wildfremder Kauforgiasten zu stürzen und einer genervten Kassiererin zu kleines Münzgeld für die von mir erworbenen Lebens- und Grundnahrungsmittel [Zu Letzteren gehört eindeutig Schokoladiges.] zu reichen.

Doch dann fiel es mir auf: aus meinem Hosenstall ragte ein Strick heraus, der ziemlich lächerlich anzusehen war, ja Assoziationen weckte, die bei männlichen Wesen an dieser Stelle relativ eindeutig sind und die Lächerlichkeit der Situation noch betonten.

Der Strick gehörte zu meiner verschnürbaren Badehose und hatte sich versehentlich beim Schließen des Hosenstalls zwischen die Knöpfe gemogelt, um nun seit Stunden aus meiner Hose vorne herauszuhängen und mich nach Erkenntnis dieser Unzierde mit Scham zu belegen.

Glücklicherweise war es mir egal, hatte ich meine Einkäufe noch nicht erledigt, war ich doch noch nicht allzu vielen Menschen begegnet. Aber fraglich blieb, warum niemand von denen, die ich getroffen hatte, mich auf diese durchaus auffällige Strick-Lächerlichkeit aufmerksam gemacht hatte. Schämten sie sich, mich darauf hinzuweisen? Wollten sie mich einfach nur nicht bloßstellen? Dachten sie nicht einen Augenblick weiter, daran, daß ich in meiner Unkenntnis über diesen Mißstand gezwungen war, weiterhin mit einem blamablen, aus dem Hosenstall hervorlugenden Strick herumzulaufen?

Ich weiß es nicht, befragte mich selbst: Würde ich einen anderen Menschen, egal ob fremd oder nicht, beispielsweise dezent darauf aufmerksam machen, daß sein/ihr Hosenstall offen ist und Einblicke in intimere Bereiche ermöglicht? JA, ich würde! Jederzeit!

Warum also läßt man mich rumrennen wie einen albernen Kasper, der unfähig zu sein scheint, sich auch nur einigermaßen vernünftig zu bekleiden? Es ist mir ein Rätsel.
-----

Flatterfred...

Status...

Du bist nicht angemeldet.

Aktuell...

Altslawische fantastische...
Ich möchte dir mein fantasy Welt vorstellen. Vielleicht...
Cerny Vlk - 6. Jan, 21:45
Radtour Salbker See II
Danke für die tollen Tipps, wir waren im August auch...
Physiotherapie Leipzig (Gast) - 21. Nov, 17:06
Higtech
Naja, man glaubt es kaum, aber was der Angler an Energie...
Martin Angel (Gast) - 12. Sep, 11:27
gar nisch süß
dat is gar nisch süß soll isch de ma was rischtisch...
free erdem (Gast) - 6. Jun, 16:40
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
morast - 1. Feb, 21:10

Archiv...

Juni 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Suche...

 

Rückblick...

Online seit 7365 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:03

Und so...


23
Bahnbegegnungen
Begegnungen
Farbenfroh
Fetzen
Frederick
G
Geistgedanken
Krimskrams
Menschen
MiSt
Morgenwurm
Morning Pages
Seelensplitter
Tageswort
Weise Worte
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren