Sonntag, 7. August 2005

Wortspielvorahnung

Mit nicht geringer und keineswegs unbegründeter Furcht blicke ich dem Tag entgegen, an dem überkreative Marketingmenschen den mittlerweile durchaus bekannten Bierbrauerei-Slogan
The Beck's Experience
renovieren, aufpeppen und zu dem Ergebnis kommen, daß
The Beck's-Perience.
wesentlich fetziger klingt...

Uptown-Girl oder was?

Da das Gefrierfach des WG-Kühlschranks allmählich zueist, hat meine Mitbewohnerin soeben beschlossen, sich in nächster Zeit als Abtau'n-Girl zu betätigen.

[Im Hintergrund: ASP - "Aus der Tiefe"]

Honigweinkühe und Tiere aus Hackfleisch

Das französisch angehauchte Wort Metier falsch zu lesen, fällt mir nicht schwer. Selbiges passierte soeben und hatte abenteuerliche Folgen.

Die erste Frage, die mich befiel, war die, was ein Metier, also ein Me-Tier denn eigentlich sein soll. Ich glaubte nur ein Met-Tier zu kennen, also jenes Wesen, aus dem der handelsübliche Honigwein [auch "Met" genannt] gemolken wird.

Schreibt man aber Met-Tier ohne Bindestrich, erhält man das Mettier, was in meinen Augen allerdings wie ein Mett-Tier aussieht, also wie eine aus Hackfleisch geformte Tierfigur.

Um den Gedanken abzuschließen, lasse ich erneut den Bindestrich weg und stelle fest, daß Metttier nicht nur doof aussieht, sondern mit Metier überhaupt nichts mehr zu tun hat...

Der morgendliche Wurm im Ohr 31: Gehirnwäsche

Ich erwachte exakt 8 Uhr. Irgendein Idiot hatte vergessen, den Wecker meines Handys auszustellen, so daß es vibrierend und klingelnd mein Zimmer akustisch verseuchte und mich aus den Träumen riß. Doch der Schreibtisch, auf dem es lag und von dem es - aufgrund der durch Vibration hervorgerufenen Eigenbewegung - dann auch noch lärmend hinunterfiel, war weit genug vom meinem Bett entfernt, um die Entfernungsüberbrückung als übertriebenen Aufwand zu erachten.

Irgendwann schwieg es endlich, und ich überlegte, ob ich aufstehen sollte. Schließlich war ich mittlerweile nahezu wach. Allerdings nicht wach genug, fielen mir doch nach wenigen Augenblicken die Äuglein wieder zu.
'Nur noch ein paar Minuten.' dachte ich selig.

Viertel vor Zehn klingelte es erneut, diesmal lauter, intensiver: Kirchenglocken.
'Das geht vorbei.', dachte ich, die Alternative "Aufstehen" vollkommen vergessend.
Doch es ging nicht vorbei. Minutenlang klingelte, klongte, bingte und bongte es von draußen herein. Vielleicht hätte ich das Fenster schließen sollen, doch auch daran dachte ich nicht.

'Was soll das?', fragte ich mich, 'Das ist Lärmbelästigung!' Bohren darf man sonntags schließlich auch nicht.
War vielleicht jemand gestorben? Ich dachte an die Besatzung der Raumfähre Discovery, die womögliche gerade inder Atmosphäre verglüht war. Und an die sieben Leute in dem russischen U-Boot, die vielleicht nicht geborgen werden konnten. Ich dachte an Hiroshima und überlegte, ob das andauernde Glockenläuten den Opfern Tribut zollte. Doch das kam einen Tag zu spät [oder zwei Tage zu früh, galt das Geläut den Opfern der Atombombenabwürfe auf Nagasaki].
Wer sonst? Buena-Vista-Social-Club-Sänger Ibrahim Ferrer ist tot, las ich vorhin. Doch dem galt das Glockengeräusch bestimmt nicht.

Vermutlich stellte der Lärm einen äußerst dringlichen Aufruf zum sonntäglichen Gottesdienst dar.
'Ziemlich penentrant.', stellte ich fest.

Und trotzdem erfolgreich. Nachdem der Lärm verklungen war und ich - nun endglütig wach - in Gedanken vertieft an die Decke starrte, dachte ich erstmalig darüber nach, an einem Gottesdienst teilzunehmen. Ich kann mich nicht daran erinnern, so etwas jemals mitgemacht zu haben - außer vielleicht irgendwann mal zu Weihnachten.

'Gehirnwäsche mittels Glockengeläut.', wunderte ich mich und lauschte dem morgendlichen Ohrwurm in meinem Schädel - Die Sterne mit "Was Hat Dich Bloß So Ruiniert?":

Wo Fing Das An Und Wann
Was Hat Dich Irritiert
Was Hat Dich Bloß So Ruiniert?


[Daß "ruiniert" sinnloserweise zu "uriniert" verdreht werden kann, fiel mir allerdings erst unter der Dusche auf.]

Festplattenzerstörungsalghorithmen

Vermutlich seitdem ich irgendwann in letzter Zeit den Computer nicht ordnungsgemäß herunterfahren konnte, sondern wegen eines "seltenen Ausnahmefehlers" während der Abschaltprozedur manuell von der Stromzufuhr löste, meldet sich bei jedem Neustart des Rechners das Windows-Universalsuperheilmittel Scandisk, um meine nun sicherlich vollkommen zerstörten Festplatten einer genaueren Untersuchung zu unterziehen und wie mit Magie alles wieder zu reparieren, was Windows einst selbst zerstörte.

Das stellt soweit nichts Ungewöhnliches dar, doch ging die automatische Scandisk-Inbetriebnahme in den letzten drei Tagen dazu über, mich mit einer Abfrage zu konfrontieren, die ausdrücklich darauf hinwies, daß ein oder mehrere Laufwerke meines Rechners vermutlich defekt seien und daß nur das Wi-Wa-Wundermittel Scandisk dagegen helfen könne. Mir wurde eine beeindruckende Auswahlmöglichkeit geliefert:
"Drücken Sie ein beliebige Taste, um Scandisk zu starten."

Vermutlich gibt es nur ein oder zwei Tasten an meinem Rechner, die das verhindern könnten - dann wäre er aber aus und nutzlos. Also drücke ich jedesmal eine beliebige Taste und erfreue mich des blauen Scandisk-Bildschirms.

'Jetzt wird alles gut.', weiß ich und versuche automatisch, Scandisk zu beenden. Das funktioniert problemlos - allerdings nicht ohne eine weitere, noch drastischere Warnung:
"Weil sie so unerhört frech waren, Scandisk abzubrechen, ist es nahezu unwahrscheinlich geworden, daß auf ihrem Rechner überhaupt noch etwas funktioniert."

Na klar. Weil ich Scandisk - ein Programm, dessen Nützlichkeit sich mir gegenüber noch nie bewiesen hat - abbrach, ist mit einem Mal alles noch schlimmer als zuvor - wenn das überhaupt noch geht.

Allerdings würde ich es Windows und seinen Machern durchaus zutrauen, daß sie dafür sorgen, daß jeder mutwillige, gemeine Scandisk-Abbrecher für sein ungebührliches Verhalten bestraft wird:
Durch Freisetzen diverser Festplattenzerstörungsalghorithmen, die - wenn überhaupt - nur von Scandisk aufgehalten werden können.

P.S: Mein Rechner läuft, nachdem er komplett hochfuhr, übrigens tadellos. Ohne Scandisk-Intervention.

Früher war sowieso alles besser

Langsam fällt es auf, so sehr, daß ich mich nicht unweigerlich frage, ob ich alt werde. Im übrigen führt selbige Frage zu einer weiteren: Glauben alle älteren Menschen, daß früher alles besser war, beziehungsweise - um es ein wenig zu konkretisieren - daß die Musik früher besser war, beziehungsweise - um es auf den Punkt zu bringen - daß die früheren Alben einzelner Bands besser waren als die aktuellen? Glauben das alle?

Ich glaube es, zumindest derzeit. Jeden Monat gab ich viel zu viel Geld für Original-Alben verschiedener in meinen Augen [oder Ohren] erwähnenswerter Musikgruppen aus [Was für ein bescheuerter Satz. Es ist spät....] und bereute es nicht. Meistens jedenfalls.

Ich gebe zu, in dieser Beziehung etwas eigen, nahezu konservativ, zu sein, es zu mögen, ein Album in den Handen halten, das Booklet und dessen Artwork betrachten, bewundern oder zumindest bewerten zu können, es gar zu lieben, mich spontan anhand des Covers für oder gegen ein Musikwerk zu entscheiden.

Doch die letzten Werke, die mich mittels ihres Covers oder auch nur ihres mir bekannten Interpreten lockten, vermochten allesamt nicht, mich wirklich zu überzeugen. Das hielt mich oft nicht von einem Kauf ab, doch läßt mich nachträglich die Frage formulieren, ob ich denn tatsächlich alt werde.

Erst vor wenigen Monaten fand ich zu den Musikern mit dem amüsanten Namen Grabnelfürsten, kaufte deren damals aktuelles Klangkunstwerk. Und als ich erfuhr, daß ein neueres auf dem Markt zu finden sei, stürmte ich in die Läden, um vorfreudig hineinzuhören - und enttäuscht mir selbst vom Erwerb abzuraten.

Das neue Album von Vanitas kaufte ich - weil ich die anderen beiden - ungekauft - wirklich gut fand. Doch beeindruckt es mich wenig, außer mit der Feststellung, wie sehr es mir leid täte, mir den Aufwand machen zu müssen, es zurückzusenden.

Das aktuelle Album von A Perfect Circle hielt auch nicht, was es versprach, konnte an die Vorgänger nicht anknüfen. Oder My Dying Bride, die nur ein BestOf herausbrachten, auf dem zwar nichts Schlechtes, aber wahrlich auch nichts Neues zu finden ist. Demons & Wizards veröffentlichten eine neue CD, doch vermag ich mich nur den ersten Lieder darauf hinzugeben. Auch das aktuelle Werk von Asp erachte ich nicht für sonderlich wertvoll.

Bei amazon erfahre ich, daß ich auch "Zinoba" von Zinoba, der Selig-Nachfolgeband zu den unlängst erworbenen Werken zählen kann - übrigens ohne vorher ein Stück gehört zu haben, nur auf den Ruf der Bandmitglieder vertrauend - , und muß beichten, daß Selig für Zinoba unerfüllbar hohe Maßstäbe gesetzt hatte.
Selbst wenn ich ein Stückchen weiter zurückblicke und die letzten beiden Alben von Samsas Traum erwähne [u.a. ein BestOf], fällt mir auf, daß die früheren Werke mich mehr, länger, intensiver, berührten.

Früher.
Aus meinem Mund, in meinem Schädel, klingt dieses Wort albern, lächerlich, falsch. Ich bin, fühle mich, zu jung, um dieses Wort gebrauchen zu dürfen, um zu der Ansicht zu gelangen, daß früher nicht alles, aber so manches besser war.

Und so verteibe ich mir die Zeit mit Rückblicken, höre das 1998er Album von Creed, das mich einst monatelang fesselte, lausche den Alben "Time To Move" [1994] und "Discover My Soul" [1996] der H-Blockx, die vielleicht Mitschuld trugen, daß ich in von Elektrogitarren dominierte Musikrichtungen meine Vorlieben zu finden begann.

Ja, ich kehre gar noch weiter zurück, zu "Forever Young" von Alphaville, zu den früheren Depeche Mode, zu Pink Floyd, den Doors und Creedence Clearwater Revival. Sicherlich lag das zumeist vor meiner Zeit, doch beschert mir dieser Rückblick mehr Freude als ein Blick auf die musikalische Gegenwart.

Lausche ich einfach nur die falschen Klängen? Entging mir, daß die zahlreichen, nicht erwähnten Morast-Gutfindbands nicht minder zahlreiche Alben herausbrachten, deren Qualität die ihrer früheren Werke nicht nur übersteigt, sondern mich in euphorisches Entzücken versetzen werden, sobald ich ihrer einmal [an]hörig geworden sein werde? Oder werde ich tatsächlich alt, so alt, daß ich mich nach Zeiten zurücksehen, in denen die Musik noch gut war?

Doch ich sehne mich nicht nur zurück, freue mich auch auf Neues, wünsche mir, daß das Neues das Alte um Längen schlägt oder zumindest ihm ebenbürtig ist, wünsche mir, daß ich freudig erregt durch die Musikdatenträgerverkaufsläden spaziere und mich nach stundenlangem Reinhören gar nicht entscheiden kann, welches der vielen wahrlich genialen Werke ich denn zuerst erwerben sollte.

Und tatsächlich erlaube ich mir nicht, mir meine Zuversicht rauben zu lassen, harre geduldig des 17. Oktobers, an dem wohl das neue Werk von A Perfect Circle erscheinen soll. Und auch dem 14. November darf ich hoffend entgegenfiebern, weil dann voraussichtlich ein neues Dornenreich-Album veröffentlicht sein wird.

Ich hoffe also noch immer, obgleich die Zweifel bezüglich der Gegenwart und die Tatsache meiner derzeitigen Nahezu-Rückwärtsorientierung nicht vollends beseitigt werden können.
Ich gebe mir alle Mühe, doch vielleicht, möglicherweise, werde ich tatsächlich alt.

[Falls ich irgendwann nur noch von früheren Zeiten schreibe, nur noch darüber, was heute schlecht ist und damals - natürlich - besser war, möge jemand die Gnade haben, mich unmißverständlich - also auch unter Einsatz körperlicher und seelischer Gewaltanwendungen - darauf hinzuweisen.]

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morast - 1. Feb, 21:10

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