Mittwoch, 31. August 2005

Abendliche Selbsterkenntnis

Die Selbsterkenntnis verletzt mich.
Nicht nur, daß ich mich irgendwie einsam fühle - nein, ich verleugne es mir gegenüber auch noch.

Meine Mitbewohnerin beispielsweise eröffnete unlängst mit ihren Freundinnen eine außergewöhnliche Bar. Ich besuchte diese bereits zwei Mal und hätte heute, jetzt, Gelegenheit, sie ein drittes und letztes Mal aufzusuchen. Schließlich wird sie ab morgen Geschichte sein, war die Bar doch nur für einen Monat geplant.

Doch anstatt mich aufzuraffen, dort hinzugehen, überlege ich, ob es nicht besser wäre, ins Bett zu fliehen und am nächsten Morgen zeitig, in aller Frühe, aufzustehen und [endlich] anzufangen, intensiv zu lernen. Doch schon jetzt weiß ich, daß ich nicht zeitig aufstehen und daß ich vermutlich die erste Stunde nach dem Erwachen sinnbefreit rumgammeln werde, ohne auch nur einen Gedanken an Nützliches [Das schließt Frühstück mit ein.] zu verschwenden.

Was mich in Wirklichkeit zu halten scheint, ist der unschöne Umstand, daß ich in diese Bar alleine zu gehen/fahren habe, daß mir niemand einfällt, der um diese Uhrzeit, in dieser Stadt, bereit wäre, mich zu begleiten und mir den restlichen Abend zu versüßen. Tatsächlich befinden sich die wenigen Personen, die als angenehme Begleitung in Fragen kämen, in unüberbrückbar großem Abstand zu mir

Sicherlich wäre es ein Leichtes, dort einfach aufzukreuzen, sich mit meiner Mitbewohnerin, ihren Freundinnen und Freunden [mir zumeist nicht unbekannt] zu unterhalten, mich beim Tischtennisspiel zu amüsieren und flaschenweise Premium Cola in mich hineinzuschütten.
Doch ich will nicht, will nicht wieder abhängig von den erwähnten Personen sein, wäre lieber selber mit jemandem da, mit irgendwem, der auch noch an der eigenen Seite verweilt, wenn sämtliche Smalltalkthemen verschütt gegangen sind.

Träfe ich dort ein, gestände ich mir selbst ein, schon wieder ohne Begleitung anzukommen, schon wieder nur einer dieser Niemande zu sein, die an belebten Orten nach Gesellschaft suchen, die darauf hoffen, von irgendwem - vielleicht sogar einem hübschen Mädel - angesprochen, ja geschätzt zu werden. Ich gestünde mir ein, in Redepausen, zwischen leeren Themen und tiefgreifendem Philosophieren, in nüchterner Erkenntnis zu versinken, daß ich schon wieder schweige, schon wieder auf einem Stuhl sitze, dessen Nachbarplätze frei blieben. Ich gestünde mir ein, unfreiwillig allein zu sein.

Bleibe ich aber, beschäftige ich mich weiterhin mit Pseudowichtigem, gehe ich alsbald ins Bett, so kann ich mir einreden, absichtlich allein, ohne Gesellschaft, geblieben zu sein, absichtlich die Stille gesucht zu haben, um ungestört zu sein, um die Musik im Hintergrund nicht durch albernes Gerede gestört zu wissen.

Ich kann morgen früh aufstehen und mein schlechtes Gewissen, die letzten Tage müßig verbracht zu haben, mit der Gewißheit trösten, mich selbst am vergangenen Abend mit Ausgehverbot gestraft und zu intensiverer Lernleistung animiert zu haben.

Oder ich erwache und begreife, daß ich mal wieder eine Chance vertat, andere Menschen kennenzulernen, mich unter fremde Leute zu mischen, die Gedanken einfach mal gehen zu lassen, mich anderem zu widmen - daß ich mal wieder eine Gelegenheit verpaßte zu leben.

Über Audiotexte

Nachdem nach Deef [seit längerer Zeit] und 40something [seit heute] auch Nadine damit begann, Podcasting zu betreiben, also eigene Wortgebilde vorzulesen, aufzunehmen und zum Download zur Verfügung zu stellen, machte ich mir Gedanken, inwieweit das für mich nutzbar oder sinnvoll sein könnte.

Ein einziges Mal lauschte ich einem Audiotext [Was für ein dämliches Wort] von Deef, doch mußte feststellen, daß dergleichen nichts für mich ist - weder passiv noch aktiv.

Passiv deswegen nicht, weil ich es nun mal liebe, jederzeit Musik zu hören und weil ich Texte viel lieber lese als höre. Auch begreife ich das Weblog-Lesen als Buch-/Zeitschriften-Ergänzung und nicht als etwas für die Ohren.

Der Vorteil läge natürlich auf der Hand: Man könnte während des Lauschens auch noch etwas anderes machen, sich mit sinnvollen Dingen beschäftigen, und somit wertvolle Zeit nutzen.
Aber genau das will ich nicht. Zum einen, weil ich als Mann dem Vorurteil folgend mit mehreren gleichzeitig stattfindenden Tätigkeiten hoffnungslos überlastet wäre [Ich schließe mal "atmen", "leben", "denken", "Luft holen", "sitzen", "stehen", "gehen", "existieren", "zwinkern", "lächeln", ... aus dem Wort "mehreren" aus.], zum anderen, weil ich die Lektüre von Bloginhalten als Freizeit begreife, als Augenblicke, die ich für nichts anderes nutzen möchte - erst recht nicht für pseudowichtige, scheinbar sinnvolle Tätigkeiten

Mich als aktiven Podcastbetreiber zu betätigen und meine Texte zusätzlich oder ausschließlich als Audiodatei zur Verfügung zu stellen, liegt mir fern. Zwar wäre die notwendige Grundausstattung bereits vorhanden, doch weiß ich am Bloggen gerade den verhältnismäßig geringen Aufwand zu schätzen, der für den Erhalt eines Ergebnis' notwendig ist.
Da ich mich als perfektionistisch angehaucht kenne, wird es sicherlich jedesmal eine Unmengen an nicht zufriedenstellenden Versuchen geben, bevor ich mich mit einer Audioversion meiner Worte anfreunden kann.
Dieser zusätzlichen Mühen bedarf es [derzeit noch] nicht. Im übrigen ginge so die durch das erwähnte "Podcast-Hören-und-sich-nebenbei-auch-anderen-Dingen-widmen"-Multi-Tasking eingesparte Zeit wieder verloren, was auch nicht als sinnvoll zu erachten ist.

Tatsächlich fällt mir nur ein einziger Punkt ein, der mich womöglich irgendwann überzeugen könnte, Geschriebenes in Gesprochenes verwandeln zu wollen:
Einst wurde mir mitgeteilt, ich hätte eine angenehme Stimme, die sich wohl zum Vorlesen eignete. Gegenüber derartigen Komplimenten bin ich zwar nicht unempfindlich, doch reicht eine solche Aussage bei weitem nicht aus, um mich nachhaltig zu beeinflussen.

Also verweile ich in der zur Vergangenheit mutierenden Gegenwart und entscheide mich dagegen, Anschluß am zukunftsorientierten Podcast-Fieber zu suchen. Meine treue Leserschaft wird es mir vielleicht verzeihen.

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morast - 1. Feb, 21:10

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