Mittwoch, 31. August 2005

Über Audiotexte

Nachdem nach Deef [seit längerer Zeit] und 40something [seit heute] auch Nadine damit begann, Podcasting zu betreiben, also eigene Wortgebilde vorzulesen, aufzunehmen und zum Download zur Verfügung zu stellen, machte ich mir Gedanken, inwieweit das für mich nutzbar oder sinnvoll sein könnte.

Ein einziges Mal lauschte ich einem Audiotext [Was für ein dämliches Wort] von Deef, doch mußte feststellen, daß dergleichen nichts für mich ist - weder passiv noch aktiv.

Passiv deswegen nicht, weil ich es nun mal liebe, jederzeit Musik zu hören und weil ich Texte viel lieber lese als höre. Auch begreife ich das Weblog-Lesen als Buch-/Zeitschriften-Ergänzung und nicht als etwas für die Ohren.

Der Vorteil läge natürlich auf der Hand: Man könnte während des Lauschens auch noch etwas anderes machen, sich mit sinnvollen Dingen beschäftigen, und somit wertvolle Zeit nutzen.
Aber genau das will ich nicht. Zum einen, weil ich als Mann dem Vorurteil folgend mit mehreren gleichzeitig stattfindenden Tätigkeiten hoffnungslos überlastet wäre [Ich schließe mal "atmen", "leben", "denken", "Luft holen", "sitzen", "stehen", "gehen", "existieren", "zwinkern", "lächeln", ... aus dem Wort "mehreren" aus.], zum anderen, weil ich die Lektüre von Bloginhalten als Freizeit begreife, als Augenblicke, die ich für nichts anderes nutzen möchte - erst recht nicht für pseudowichtige, scheinbar sinnvolle Tätigkeiten

Mich als aktiven Podcastbetreiber zu betätigen und meine Texte zusätzlich oder ausschließlich als Audiodatei zur Verfügung zu stellen, liegt mir fern. Zwar wäre die notwendige Grundausstattung bereits vorhanden, doch weiß ich am Bloggen gerade den verhältnismäßig geringen Aufwand zu schätzen, der für den Erhalt eines Ergebnis' notwendig ist.
Da ich mich als perfektionistisch angehaucht kenne, wird es sicherlich jedesmal eine Unmengen an nicht zufriedenstellenden Versuchen geben, bevor ich mich mit einer Audioversion meiner Worte anfreunden kann.
Dieser zusätzlichen Mühen bedarf es [derzeit noch] nicht. Im übrigen ginge so die durch das erwähnte "Podcast-Hören-und-sich-nebenbei-auch-anderen-Dingen-widmen"-Multi-Tasking eingesparte Zeit wieder verloren, was auch nicht als sinnvoll zu erachten ist.

Tatsächlich fällt mir nur ein einziger Punkt ein, der mich womöglich irgendwann überzeugen könnte, Geschriebenes in Gesprochenes verwandeln zu wollen:
Einst wurde mir mitgeteilt, ich hätte eine angenehme Stimme, die sich wohl zum Vorlesen eignete. Gegenüber derartigen Komplimenten bin ich zwar nicht unempfindlich, doch reicht eine solche Aussage bei weitem nicht aus, um mich nachhaltig zu beeinflussen.

Also verweile ich in der zur Vergangenheit mutierenden Gegenwart und entscheide mich dagegen, Anschluß am zukunftsorientierten Podcast-Fieber zu suchen. Meine treue Leserschaft wird es mir vielleicht verzeihen.

Trackback URL:
https://morast.twoday.net/stories/941574/modTrackback

Also zumindest ich tu es sicher (das Verzeihen). Bloggen ist doch sowieso schon so eine persönliche Sache, da würde mich eine zusätzliche Ebene (und Stimmen sind für mich, die ich mir Gesichter im nur schwer merken kann und schon dem ein oder anderen Mann nur wegen seiner nahezu perfekten Stimme verfallen bin, eine ausgesprochen persönliche Sache) nur überfordern oder in meiner Vorstellungskraft einschränken.
Und dabei gehts ja nicht nur um Stimmen, zu allem Überfluss gibts ja auch noch verschiedene Akzente und davon sind einige für mein Ohr leider nahezu ungenießbar. Manche Dinge will ich also gar nicht wissen/hören.

morast - 31. Aug, 21:39

Jup.

Eindeutig sind gesprochene Texte wesentlich persönlicher. Allerdings kann auch das einen gewissen Reiz haben, der nicht zu unterschätzen ist. Ab und an wird ja Seelenstriptease gern gesehen oder vollzogen [vermutlich auch von mir], so daß dem Weblog eine besondere Note verpaßt werden könnte, wenn man sich darauf versteift, viel Gesprochenes zu präsentieren.
[Schließlich ist man selbst ja derjenige, der am besten weiß, was hinter den eigenen Texten steht und wie sie "richtig" zu betonen sind.]

Doch stellt die zusätzliche persönliche Seite durchaus auch einen Nachteil dar, gibt man doch noch mehr von sich preis, noch mehr, das vielleicht besser im Inneren verborgen bleiben sollte.
[Von Datenschutz und zufälligen Entdeckungen durch unliebsame Bekannte will ich gar nicht erst anfangen.]

Akzente. Wahrscheinlich kann das tatsächlich einiges zerstören, wenn man mit einem Male zu hören hat, was der Schreibende zusammennuschelt oder welchem Akzent er frönt. Mir beispielsweise hört man durchaus an, daß ich in den neueren Bundesländern beheimatet bin. Auch wenn ich keineswegs sächsisch rede, läßt sich doch ein gewisser Akzent nicht verleugnen, der womöglich als unangenehm empfunden wird.

Hinzu kommt allerdings nicht nur die Ungenießbarkeit, sondern auch die Möglichkeit, daß das Erhörbare unverständlich ist - einfach weil es von einem Bayer oder Österreicher gesprochen wurde.
Auch insofern ist ein Podcast sicherlich nachteilig.

Ich gebe dir, liebe Assoziationsspeicherin, also vollkommen recht und bedanke mich für dein Verzeihen...
assoziativspeicherin - 1. Sep, 03:45

...unverständlich? weil... Österreichisch? grumml. Hui, hier liegt noch ein Haufen Konfliktpotential brach :-)

(wobei es natürlich schon interessant wäre, wie denn der Herr X und die Frau Y klingen und wie ihre Texte _eigentlich_ betont hätten werden sollen. Aber wenn ich dann nicht mag, wie sie klingen... Nö.)
morast - 1. Sep, 10:18

Ich hatte die Erklärung, daß ich keinen Österreicher oder Bayer zu beleidigen wünsche, sondern schlichtweg ein Beispiel aus der Luft greife, das keien allgemeine Gültigkeit haben muß, wieder gelöscht, weil es zu sehr vom Thema abwich. Doch um Konflikte zu vermeiden, betone ich das hiermit noch einmal ausdrücklich. :)
Deef - 31. Aug, 22:40

Zitat: Ein einziges Mal lauschte ich einem Audiotext [Was für ein dämliches Wort] von Deef, doch mußte feststellen, daß dergleichen nichts für mich ist - weder passiv noch aktiv.

Ich bin schuld. Ich glaub, ich erschieße mich. ;)

morast - 31. Aug, 22:52

Hihi.
Nein, keineswegs.
Ich kannte die Geschichte schon [und mir gefiel sie], mochte die Stimme, die Aufnahme, alles.
Aber mir ist es tatsächlich zu mühsam, die Datei runterzuladen, die Musik auszustellen und die Audiodatei zu öffnen. Sicherlich, mit RSS oder so geht das bestimmt fast wie von Zauberhand, doch ist mir trotz allem der gute, alte Text lieber.

Und: Mach dich nicht fertig. Sei lieber stolz darauf, daß du der erste warst, bei dem ich das ausprobierte. :)
NBerlin - 1. Sep, 10:39

hallo morast,
ich verstehe deine Meinung, war ich doch gestern auch sehr aufgeregt als ich das aufgenommen hab und du hast recht, es hat auch mehr als einen Versuch gekostet! Ob ich das weiter machen werde ist unklar, wollte nur eine Hörpobe bieten, nachdem ich schon bei der "zeig dein gesicht" aktion nicht mitgemacht habe und auch nie werde! Zum Multitasking hast du auch ein bisschen Recht, hatte mal Musik an und wollte gleichzeitig etwas von Deef hören, Ergebniss ich hab nix verstanden, aber als ich dann die Musik ausgemacht habe und dabei mein Bett neu bezogen habe, war es ne nette Sache nebenbei was erzählt zu bekommen! So eine Stimme/Sprache ist schon eine verdammt private Sache....
morast - 1. Sep, 11:18

Hallo Nadine.

Ich gebe zu, ich fühle mich ein wenig schuldig, daß ich mir noch nciht die Zeit nahm, deine Aufnahme zu "begutachten". Doch irgendwann werde ich auch das tun und vielleicht feststellen, daß dergleichen hinreißend toll ist.
Aber im Augenblick habe ich für mich beschlossen, Audiotexte weder aufzunehmen noch zu hören [von wenigen Ausnhamen abgesehen]. Und es ist noch nicht einmal der superpersönliche Faktor, der mich zurückhält.

Aber laß dich nicht abhalten, gab es doch genug, die sich freuten udn sich vermutlich auch in Zukunft freuen werden, deine Stimme vorlesenderweise zu vernehmen.
NBerlin - 1. Sep, 12:20

Macht nix! Was ist es dann was dich zurückhält? Bei mir war und ist es bisher der "persönlich" Faktor...und ich werde sehen wie ich damit weiter mache oder auch nicht....
morast - 1. Sep, 14:11

Naja, vermutlich der Aufwand der in keinem Vergleich zum Gewinn steht. Und der Umstand, daß mir Geschriebenes im Allgemeinen mehr zusagt als Gesprochenes...

Das Persönliche finde ich zwar auch abschreckend, aber auch irgendwie wieder reizvoll...

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Hier wird es fortan weitergehen: http://morast .eu Und...
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morast - 1. Feb, 21:10

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