Morgenwurm

Freitag, 29. April 2005

Der morgendliche Wurm im Ohr 20

Die von mir bewohnte WG ist verhältnismäßig groß. Das muß sie auch sein, beherbergt sie doch schließlich fünf Studenten zuzüglich diverser spontan oder regelmäßig auftauchender Gäste. Die Größe und die WG-gerechte Anorndung der Zimmer bringt es mit sich, daß der Korridor, von dem die einzelnen Zimmer abzweigen, wie ein Schlauch durch die gesamte Wohnung führt. Das wiederum hat zur Folge, daß die Wohnungstürklingel nur für die Bewohner der ersten zwei, drei Räumlichkeiten hörbar ist - natürlich unter der Voraussetzung, daß keiner von ihnen sich gerade dezibelintensiven Klängen widmet, was aber durchaus zuweilen geschieht.

Um arglose Klingler nicht stundenlang ungehört vor der Außentür stehen zu lassen, installierten wir eine Art Klingelverlängerung, eine lautstarke Hupe, die kraftvoll in den Flurgang dröhnt, sobald die Klingel betätigt wird. Das System funktioniert erstaunlich gut und besitzt nur einen einzigen Haken: Es ist laut, immens laut, zumindest, wenn man sich gerade neben der Hupe befindet, wenn diese losgeht - oder wenn man durch sie aus dem Schlaf gerissen wird.

6.23 Uhr. Es klingelt. Es hupt. Noch einmal. Nochmal. Wieder und wieder.
Durch den Krach aus der Tiefschlafphase herausgezerrt, stehe ich auf, mürrisch, werfe mir ein paar Kleidungsstücke über und eile verdrossen zur Gegensprechanlage, um den sadistischen Dauerklingler zur Rede zu stellen.
Auf dem Gang begegnet mir meien Mitbewohnerin, die der Lärm ebenfalls aus den Federn gerissen hatte.
"Ich glaub', es hackt!", meint sie.
Neben der Klingel steht schon Mitbewohner 1, der Bewohner des eingangstürnächsten Zimmers, ratlos, aber scheinbar schon eine Weile wach:
"Ich habe schon versucht ranzugehen..."
Ich hebe den Hörer der Gegensprechnanlage ab, vernehme nichts.
"Ja!", rufe ich hinein, hörbar schlechtgelaunt.
Keine Reaktion.

Ich stapfe in mein Zimmer zurück, suche meine Brille, werfe mir ein weiteres Kleidungsstück über und stürme dann die 103 Stufen nach unten, um dem bösartigen, vermutlich fliehenden Klingler noch zu begegnen.
Ich reiße die Haustür auf, doch draußen ist niemand.
Auch als ich mich umsehe, entdecke ich niemanden Verdächtiges. Kein Notfall, keine alarmierende Feuerwehr, auch keine wegrennenden Schulkinder, kein befreundeter Spontanbesucher. Nichts.
Mit Runzelfalten auf der Stirn steige ich die 103 Stufen wieder hinauf, schließe die Tür und verkrieche mich ins Bett.

An tiefen Schlaf ist jedoch nicht mehr zu denken - ich schlummere dahin. 9 Uhr wollte ich spätestens aufstehen.

Doch kurz nach 7 Uhr vernehme ich ein erneutes, lautes Tröten, langanhaltend diesmal. Keine Klingel, begreife ich sofort. Das kommt von draußen. Nach etwa einer halben Minute ist es vorbei.
Aber ich bin wach. In der Küche höre ich meinen Mitbewohner rumoren und frage mich, ob man denn wirklich morgens um sieben abwaschen muß. Von draußen dringt Baulärm herein, rückwärtsfahrende und stetig brummende und piepende Kieslaster, Bodenbeben verursachende Wegplättungsmaschinen, die Rufe unbeschäftigter Bauarbeiter. Irgendwo im Haus bohrt jemand. Unaufhörlich.
'Ich sollte wohl aufstehen.', denke ich müde und schleppe mich unter die Dusche.

In meinem Kopf jedoch erkingt ein angenehmes Lied, ein morgendlicher Wurm im Ohr, der meine Laune immerhin zu retten vermag:

Samsas Traum - "Der Wald Der Vergessenen Puppen"

Wieso drang über Nacht die Angst in unsere Geschichte ein?
Wie konnte ein Mensch, schön wie Du,
Innerlich nur so hässlich sein?
...


Guten Morgen.

Freitag, 15. April 2005

Der morgendliche Wurm im Ohr 19

Ich liebe es aufzuwachen. Zumindest manchmal.

Schon häufig kam mir der Gedanke, wie toll es sein muß, sich einfach mal den Wecker zwei Stunden zu früh zu stellen, mitten in der Nacht aus den schönsten Träumen gerissen zu werden, verärgert die ersten Laute des Tages zu murmeln ["Och nö..."], mit verklebten Augen einen Blick auf das vermaledeite Klingelding zu werfen - und dann erfreut festzustellen, daß man noch zwei Stunden Schlaf übrig hat, sich fröhlich grinsend wieder in die Kissen zu kuscheln und erneut ins Traumland zu entschwinden.

Denn das Schönste am Aufwachen ist eindeutig das Weiterschlafen.
Ähnlich agierte ich heute morgen. 8 Uhr klingelte der Wecker. Zeitiger durfte er nicht, denn da ich es auf diversen Gründne niemals schaffe, vor Mitternacht zu Bett zu gehen, verblieben mir so immerhin acht Stunden wahrlich nötigen Schönheitsschlafs.

Der Wecker klingelte, pentetrant, nervig, viel zu laut. Ich stellte ihn ab, drehte mich um. Nur noch ein paar Minuten. Nichts drängte, kein Termin, zumindest kein echter. Es gab genug Arbeit, die auf mich wartete, doch all das konnte ich vorerst vergessen, ignorieren und mich mit geschlossenen Augen der Tatsache erfreuen, daß mein Bett vor allem in den Morgenstunden unglaublich bequem ist.

Der Nachteil am Weiterschlafen ist das Aufwachen. Besser: Das Aufstehen-Müssen. Kein zweiter Wecker erinnerte mich daran, daß ich schon wieder eingeschlafen war, daß ich im Begriff war, den Vormittag unnütz verstreichen zu lassen.

Halb zehn öffnete ich die Augen, war plötzlich wach - und kreativ. Ideen für meine Studienarbeit schossen durch meinen Kopf, wollten niedergeschrieben werden. Neuer Tag, ich komme!

Irgendwo in den Tiefen meines Geistes erklang Edguy mit "Tears Of A Mandrake", und ich wippte den Kopf ein wenig im Takt, bis ich mich endgültig erhob und unter der Dusche verschwand.

Guten Morgen, Welt.
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Sonntag, 10. April 2005

Der morgendliche Wurm im Ohr 18

Ich liebe es aufzuwachen und nicht zu wissen, wie spät es ist.

Zwar verfüge ich über eine durchaus ästhetische Armbanduhr, doch deren Batterie hat schon vor einem Jahr beschlossen, in Ruhestand zu gehen. Das hat natürlich den Vorteil, daß die Uhr täglich zwei Mal die korrekte Zeit darstellt, wenn auch nur für einen Augenblick. Normal funktionstüchtige Uhren dagegen haben die schlechte Angewohnheit, niemals richtig zu gehen, da sie der "echten" Zeit immer ein paar Minuten voraus sind oder nachhängen. In diesem Fall kann also der Stillstand gelobt und gepriesen werden.

Habe es ich also am Vorabend versäumt, dem in meinem Handy integrierten Wecker mitzuteilen, wann ich mit nervigen Piep- und Klingeltönen dem Schlaf entrissen werden sollte, erwache ich planlos, ohne ein Wissen um die Tageszeit.

Und erstaunlicherweise, obwohl man meinen könnte, dadurch eine Art Verlorensein in zeitlicher Unkenntnis empfinden zu müssen, ist das ein schönes Gefühl.

Es könnte jetzt um acht sein - oder schon um eins. Es ist egal.
Noch einmal schließe ich die Augen, kuschle mich in meine Bettdecke und lausche dem Wurm in meinem Ohr: Tool ist es heute, doch ich erkenne das Lied nicht. "The Grudge" vielleicht. Es ist egal.

Ein paar Minuten später erhebe ich mich, langsam, allmählich, suche das Bad - finde den Tag...
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Donnerstag, 31. März 2005

Der morgendliche Wurm im Ohr 17

Warum auch immer. Der heutige Ohrwurm war
Dementi - "Vater"...
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Dienstag, 29. März 2005

Der morgendliche Wurm im Ohr 16

Gestern:
Samsas Traum - "A.usgesperrt"

[Endlich mal wieder ein wirklich sinnbefreiter und kurzer Weblog-Eintrag.]
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Freitag, 25. März 2005

Der morgendliche Wurm im Ohr 15

Ich erwachte heute morgen mit dem untrüblichen Gefühl, daß nicht nur der vergangene Tag ein äußerst angenehmer gewesen war, sondern daß auch der Kommende schön werden würde. Ich fühlte mich wie Urlaub - obwohl ich mir den Wecker gestellt hatte. Aufgaben harrten meiner, doch hatte ich mir für heute nicht Bedrängendes, nichts Unerfreuliches vorgenommen. Und in meinem Schädel erklang ein Liedchen, das mich zu erfreuen wußte:

Bright Eyes - "Haligh, Haligh, A Lie, Haligh"
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Donnerstag, 24. März 2005

Der morgendliche Wurm im Ohr 14

Als ich am heutigen Morgen erwachte, wuselte mir ein Liedchen durch den Kopf, das ich schon eine geraume Weile nicht mehr vernahm. Mal wieder war ich darüber belustigt, weder einen inhaltlichen noch einen musikalischen Bezug zu meinem Dasein herstellen und somit irgendwelche Gründe für das Vorhandensein des Liedes in meinem Schädel finden konnte.
Annett Louisan - "Das Gefühl"
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Montag, 21. März 2005

Der morgendliche Wurm im Ohr 13

Amüsant, wenn das Aufstehen durch ein Lied begleitet wird, das selbiges (also das Aufstehen) nichtig zu machen wünscht...

Deine Lakaien - "Don't Wake Me Up"
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Freitag, 18. Februar 2005

der morgendliche wurm im ohr 12

aus trüben träumen erweckt. irgendwo in einer turnhalle spielt eine rockband. doch niemand sieht hin, niemand schüttelt sein haar, rastet aus. das publikum tanzt, jenseits der bühne, wie in einer diskothek, die blicke sich selbst und den andern, doch niemals der band zugewandt.
schnitt.

ich entdecke sie an einem computer in der ecke eines verdunkelten raumes. sie bemerkt mich nicht.

schnitt.
sie liegt mir in den armen, lehnt sich an mich, wir drehen uns im kreise und mit jeder drehung spüre ich, daß ihr widerstand nachläßt, daß auch sie mich liebt, mich ersehnt hat. während ich sie in den armen halte, rennt sie gleichzeitig weg, holt einen lied- oder gedichttext, über den sie sich amüsiert. ich kann nicht viel damit anfangen, doch ein anderer, neben mir stehender kann es. sie kommen ins gespräch und lachen. gleichzeitig preßt sie sich an mich und steht abseits, jenem anderen näher kommend. ich spüre tiefste liebe und zerfetzende eifersucht zugleich. unerträglich.
und während ich aufwache, sehe ich, daß die, die ich in meinen armen halte, eine andere ist, die gleiche, die es immer war, und doch eine andere...

der heutige morgenwurm paßt gut zum traum, gut zu meiner stimmung, gut zu so vielem.

dementi - "meine welt"

wach auf mein kind
zieh deine schuhe an
und laß uns an den rand des lebens laufen
nimm mich mit dir
halt mich fest an deiner hand
versuch zu fliegen
wir lernen zu tauchen

im meer aus wolken
geführt von einer kraft
die entspringt dem einzig wahren licht
bleib ganz nah bei mir
bewahr dir dein lachen im gesicht

dies ist nicht meine welt
sie hat mich nie bekommen

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Sonntag, 13. Februar 2005

der morgendliche wurm im ohr 11

der wind heult traurige lieder. irgendwo draußen scheint eine sonne, doch regen tröpfelt lustlos an die fensterscheibe. der regenbogen versteckt sich vor meinen blicken. und in meinem kopf schwirrt ein trübes lied in wirren bahnen:
johnny cash - "hung my head"
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