Donnerstag, 8. September 2005

"Schhht!"

Nachdem ich mich über den Anblick eines Rentners in der Universitätsbibliotehk gewundert hatte, der an einem der unzähligen Tische saß und eifrig Informationen aus irgendwelchen Büchern zu saugen versuchte, kam seine Frau zu ihm, setzte sich auf den zweiten freien Stuhl und fing an, ihn in normaler Lautstärke darüber zu informieren, was sie denn mittlerweile so getrieben habe.

Normale Lautstärke ist wirklich unangebracht in einer Bibliothek, in der sich das Gros bemüht, leise oder gar lautlos zu sein. Ihre Wort schallten über die Tische hinweg zu mir, der verärgert und neugierig zugleich aufsah.
Doch ich hatte zu tun, versuchte wegzuhören, was mir - weniger wegen meines Interesses am Gespräch, als vielmehr wegen der vergleichsweise hohen Lautstärke ihrer Stimme - nur sehr schwer gelang.

Die Frau stand wieder auf, verkündete ihrem Mann [und mir und jedem anderen Anwesenden], daß sie noch ein wenig lesen wolle und sah sich nach der aktuellen Magdeburger Volksstimme um, die allerdings schon vergriffen war.

Sie drehte schlurfenden Schrittes eine kleine Runde durch die Bibliothek und kehrte dann erstaunlich leise wieder zu ihrem, in seine Bücher vertieften Mann zurück.

Dieser las noch ein Weilchen, bis er sich erhob und seine Sachen zusammenzupacken begann. Dabei raschelte mal eine Tüte, mal klappte ein Buch mit dumpfem Knall zu.

Seine Frau, bis eben noch selbst Unruheherd Nummer 1 in der gesamten Bibliothek ermahnte ihren Gatten mit einem geflüsterten Schrei:
"Schhht! Nicht so laut!"

P.S.: Während ich das niederschreibe, offenbart sich eine weitere Geräuschquelle: Die Bibliotheksmitarbeiterinnen.
Nicht nur, daß sie üblicherweise Stöckelschuhe zu tragen pflegen, so daß ihre Präsenz, insofern sie irgendwie tätig sind, schon aus der Ferne vernehmbar wird. Heute schien man sich darauf geeingt zu haben, daß Kommunikation über mehrere Bibliotheksebenen hinweg und eine erhöhte Stimmlautstärke [der besseren Verständigung dienend] durchaus akzeptabel seien.
Nun ja.

[Im Kopf: Agathodaimon - "Body Of Clay"]

Antwortlose Fragen? 4

Ein Text von Luzie brachte mich auf eine bereits ansatzweise erwähnte, aber noch immer unbeantwortete Frage, die ich mal eben zu thematisieren gedenke:

Ich bin noch immer verzweifelt auf der Suche nach einer annehmbaren Bezeichnung für weibliche Wesen meines Alters [in den Zwanzigern].
Wenn ich "Mädchen" oder "Mädel" schreibe/sage, klingt das zu jung, "Frau" klingt zu förmlich [vor allem bei bekannten Personen], "junge Frau" zu mahnend. Und "Frollein"/"Fräulein" darf/sollte man wohl nicht benutzen.

Mir wurde neulich von einem Freund, auf diese Thematik angesprochen, das Wort "Maid" vorgeschlagen, das wohl passen könnte. Nun ja, es ist allerdings etwas antiquiert und klingt im Plural befremdlich.

Ich habe also noch immer keine Lösung gefunden und wäre für sinnvolle Vorschläge durchaus dankbar.

Im übrigen betrifft diese Frage auch das männliche Geschlecht.
Auch hier fehlt ein geeigneter Ausdruck für jene, die zwar - rechtlich betrachtet - erwachsen sind, aber noch nicht zu den Ausgereiften, Gesetzten der oberen Altersklassen gezählt werden wollen.
Allerdings kann man bei ihnen/uns notfalls mit "Kerl" oder "Typ" vorlieb nehmen, wenngleich diese Ausdrücke natürlich wenig eloquent wirken.

[Im Kopf: Madrugada - "Lucy One"]

Lustige rote Punkte

Sei gestern befinden sich auf meiner Haut alberne rote Flecken. Sie jucken nicht [außer, wenn ich dran kratze], stören mich nicht - wenn man davon absieht, daß sie scheiße aussehen.

Eigentlich sind vorwiegend meine Oberarme befallen, doch nahezu an allen Gliedmaßen und auch am Hals finden sich ein paar lustige rote Punkte.
Seit gestern warte ich darauf, daß es sich verschlimmert oder verbessert - doch nichts geschieht. Vielleicht sind es mittlerweile ein paar mehr geworden - so genau kann ich das nicht beurteilen. Doch es sind nicht viel mehr geworden, und die, die schon da waren, nahmen bis heute auch nicht ab - weder an Zahl noch an farblicher Intensität.

Stillstand nervt. So sehr, daß ich beschloß, heute zum Arzt zu gehen. Leider ist mein Lieblings- und Hausarzt [Und ich bin, da ich nicht dazu neige, gerne zu Ärzten zu gehen, erstaunt, daß ich überhaupt so etwas wie einen Hausarzt besitze.] kürzlich in Rente gegangen, was zwei unangenehme Effekte mit sich bringt.

1. Ich kann nicht zu ihm gehen, sondern muß mit einer Kollegin vorlieb nehmen, die nicht unbedingt den besten Ruf besitzt und die ich vermutlich höchstens dann besuchen würde, wenn ich eine Krankschreibung benötige.
Das gute an ihrer Praxis aber ist, daß sie in unmittelbarer Nähe liegt, daß ich also keine zusätzliche Mühen aufwenden muß, mich dorthin zu begeben.
Außerdem war ich tatsächlich schon mal da. Aber das ist eine andere Geschichte.

2. Menschen, die vorher zu meinem Hausarzt rannten, rennen nun zum nächstbesten, also natürlich zu dem, den auch ich erwählte. Dementsprechend voller sind die - ohnehin überbelegten - Wartezimmer dort auch.

Nachdem ich also diverse Dringlichkeiten erledigt hatte, entschloß ich mich dazu, mich um meine Gesundheit kümmern zu können und begab mich zur Arztpraxis.
Dort stellte ich zwei Dinge fest:

1. Ich hatte keine zehn Euro dabei. Meine alte Zahlungsbestätigung vom Anfang letzten Monates wird sicherlich nicht angenommen werden, da dieses von einem anderen Arzt ausgestellt worden war - der natürlich nicht mehr dazu in der Lage ist, eine notwendige Überweisung auszustellen, weil er nun mal in Rente ging.
Mit Mühe kratzte ich acht Euro und ein paar Cents zusammen. Ich fand auch noch tschechische oder slowakische Kronen. Doch die würden mir wohl wenig nützen.
Mist.

2. Das erste Wartezimmer war voll. Es war 10.45 Uhr, und ich wußte - ohne einen Blick in das zweite Wartezimmer getätigt zu haben - daß die Ärztin es unmöglich schaffen würde, all diese Patienten bis 12 Uhr zu versorgen. Und somit erst recht nicht mich, der am Ende der Warteschlange stehen würde.

Während ich also darauf wartete, daß die Schwester und Empfangsdame ihren Tresen besetzte und mich [und die vor mir Wartenden] abfertigte, kochte unkontrollierbarer Unmut in mir hoch.
Ich versuchte, mich zu beherrschen, verließ die Praxis wortlos.

Diese albernen roten Flecken nerven. Und zwar nicht, weil sie nerven, nicht weil sie jucken oder schmerzen oder Indiz für irgendeine Krankheit sind [Mir fällt keine ein, die es sein könnte - und Röteln sind es mit Sicherheit nicht.], sondern einfach, weil sie existieren und keinen Effekt mit sich bringen, außer rot und häßlich auf meiner Haut herumzulungern.

Sicherlich handelt es sich um eine Allergie. Doch wogegen? Ich habe nichts Neues, nichts Unübliches, Ungewöhnliches benutzt, gegessen, getrunken. Ich bin mir keiner Veränderung in meinem Dasein bewußt, die derartiges hätte bewirken können.

Mich nervt also nicht, daß sie existieren, sondern, daß sie nutzlos zusätzliche Mühen fordern, zusätzliche Umstände mit sich bringen, ohne Indiz für Krankheit oder Gesundheit darzustellen. Sie sind nichts, nichts, was ich verstehe, nichts, das mir irgendwie - und sei es in negativer Art und Weise - Nutzen schenkt.

Was mich auch nervt, ist, daß ich weiß, was die Ärztin machen wird: Sie wird schauen, wünschen, daß ich mein Shirt ausziehe, noch einmal schauen, fragen, ob es juckt, ob ich weiß, woher das kommen könnte, kurz überlegen und mir dann ein Antiallergikum und/oder eine beruhigende Salbe verschreiben, die ich in der nächstbesten Apotheke zu holen habe.
Was soll sie auch anderes tun? Mich zum Hautarzt überweisen? Vermutlich. Doch erstmal reicht ja Beobachten. Und wenns schlimmer wird, kann ich mich immer noch mal melden.

Doch es wird nicht schlimmer. Davon ist fast auszugehen. Nur leider wird es auch nicht besser. Jedenfalls soweit ich das momentan einschätzen kann.
Es nervt.

P.S.: Es zahlt sich [hoffentlich] aus, einen Medizin studierenden Bruder zu haben. Er meint, es seien Salzflecken, hervorgerufen durch Schwitzen in Kombination mit zu geringer Flüssigekeitsaufnahme.
Das könnte durchaus zutreffen.
Ich bin gespannt, ob die von ihm vorgeschlagene Behhandlungmethode [Bepanthen + Getränke] Wirkung zeigt.
Wenn nicht, werde ich nicht nur weiterhin wie ein verrückter Marienkäfer durch die Gegend laufen, sondern mich wohl auch dazu durchringen müssen, das überfüllte Arzt-Wartezimmer, inklusive mehrerer sinnlos verstichener Stunden, zu ertragen.

Die weibliche Seite an mir 2

Na toll. Heute morgen entdeckte ich eine weitere weibliche Seite an mir:
Ich weiß nicht, was ich anziehen soll.

Die Sache ist eigentlich gar nicht so kompliziert.
Ich mag es, mich "lumpig" anzuziehen, mir ab und zu eine abgewetzte Jeans, ein bequemes, aber nicht unbedingt stilistisch hochwertiges Shirt überzuwerfen und unter die Massen zu begeben.
Ich mag es, zuweilen keinen großen Wert darauf zu legen, mit meiner Kleidung der aktuellen Mode oder präzisen Vorstellungen nach gutem Geschmack zu folgen.
Ich mag es, mich in den Klamotten, die ich trage, wohlfühlen zu können, selbst wenn [oder gerade weil] sie offensichtlich schon mehrere Jahre alt sind.

Ich mag es aber auch, Wert auf mein Aussehen, auf meine Kleidung zu legen, mich meinen Vorstellungen gemäß zu kleiden, mich solange umzuziehen, bis ich das Gefühl habe, das die Klamotten an meinem Leib genau die sind, die ich in diesem Augenblick zu tragen wünsche.
Ich mag es, Kleidungsstücke, die womöglich besonderen Anlässen dienen sollen, aus an einem "normalen" Tag zu nutzen, mich in ihnen wohlzufühlen, weil sie auch für mich etwas Besonderes darstellen.

Ich mag es also, mich meiner Stimmung entsprechend zu kleiden.

Das funktioniert leider nicht. Nicht immer. Schließlich gibt es mehr Faktoren als die meiner Stimmung.

Ein bedeutsamer ist der Umstand, daß ich ganz gern alle Wege mit dem Fahrrad erledige. Und sobald ich diesen Gedanken in meinem Kopf aufblühen lassen, fallen unzählige Kleidungsstücke, die den Tag vielleicht perfekt gemacht hätten, einfach weil ich befürchte, sie durch mein Rad, durch meine Fahrweise zu ruinieren, zu zerstören.

Ich besitze beispielsweise eine Nadelstreifenstoffhose, die ich - da alle anderen Alternativen unsauber oder unpassend gewesen waren - auch mehrmals auf dem Fahrrad trug. Nachdem ich einst schon eine Hose verlor, weil sich das Hosenbein in der Kette verklemmt hatte und aufgerissen, ja aufgefressen, wurde, ließ ich diesbezüglich besondere Vorsicht walten.
Doch mit Innenstadtdurchschnittsgeschwindigkeiten von über 25 km/h fällt es schwer, auch noch gleichzeitig neben all der Umgebungsinformationen auch noch auf die eigenen Kleidungsstücke zu achten. Die Kette verschonte meine Hose, und doch wurde ich das Gefühl nicht los, daß es ihr nicht gut tat, ständig auf dem Sattel hin- und hergerieben zu werden, daß sie an dieser Stelle auszudünnen begann.

Und so stellte ich auch heut wieder fest, daß es mir lieb gewesen wäre, dieses oder jenes Kleidungsstück anziehen zu können, und daß allein das Radfahren mich zu einem Verzicht aufforderte. Schließlich halte ich Hemden und Jacketts nicht unbedingt für geeignet, um auf einem Mountainbike getragen zu werden.

Ja, ich könnte auf das Fahrrad verzichten, doch ist es mir lieb und teuer. Mir gefällt es, durch die Gegend zu rasen, jeden Ort binnen weniger Minuten problemlos erreichen zu können, unabhängig von Stau oder Fahrplänen zu sein. Ich mag es, meinen Geschwindigkeitsmesser zu betrachten und festzustellen, daß ich die 30 km/h nicht unterschreite, daß ich weniger als zehn Minuten zur Uni brauche.
Ich mag es, mich selbst zu unterbieten, Schleichwege zu nutzen, sekundenschnell im Kopf Alternativen zu abzuwägen, wenn eine Ampel auf Rot geschaltet ist, wenn Hindernisse meinen Weg versperren.
Ich liebe es radzufahren.

Ich zog mir also heute früh meine abgewetzte Cordhose an, wählte irgendein unbedeutendes Shirt und wußte, daß mit diesen Kleidungsstücken nichts schief gehen konnte.
Nur leider entsprachen sie nicht dem Moment, nicht dem Gefühl, das ich in mir trug, nicht meinem Wohlfühlwunsch, nicht meiner Stimmung.

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