Montag, 7. Februar 2005

zäsur

zum zweiten mal an diesem tag überkommt mich der wunsch nach einer zäsur.

ich möchte die augen schließen und für einen augenblick lang mir selbst entfliehen, irgendwohin, wo ich nicht ich bin, wo ich nicht denke, wo ich nicht weiß, wo ich keinen grund zur furcht mit mir herumschleppen muß. ich möchte die augen schließen, um irgendwann wieder zu erwachen, das trübe vergessen, mit frischem elan den neuen momenten begegnend.

vermutlich sind diese gedanken nur eine illusion, der ich mich hingebe, ohne daß sie in der wirklichkeit bedeutung besitzt. vermutlich werde ich in altem trübsal erwachen, neuerlich müde, neuerlich erschöpft und mit meiner existenz belastet. vermutlich.

doch meine anwesenheit im jetzt gleicht einem ziellosen herumdümpeln, auf ein niemals eintreffendes unding wartend, das zu benennen ich noch nicht einmal imstande bin. mit jeder sekunde, die vergeht, steigt mein unmut, meine traurigkeit, zerrt mich mein dasein tiefer in die düsteren gefilde des eigenbedauerns. ich will das nicht, beobachte mich in meinem fall und störe mich daran. doch die weigerung, die ablehnung all dessen, was geschieht, verstärkt es nur. jeder sich in mir regende unmut gesellt sich zu dem bisherigen und mehrt diesen. ein kreis, aus dem es kein entkommen geben kann. kein entkommen, aber vielleicht eine pause, ein neuanfang, eine zäsur.

die erste stille war kurz, zu kurz, um meine erschöpfung zu beseitigen. geschlossener sinne weilte ich unter weichem tuch und ließ die wärme mich davontragen. ein klopfen entzog mich meiner dämmerung, zog mir sanft die augen auf. ich ließ herein, was mich erfreute: eine begegnung mit dem lächeln. wenige worte flossen durch den abgedunkelten raum, zwei hauchzarte berührungen wurden verschenkt. dann war es vorbei, ich blickte dem leuchten hinterher und erhob mich lächelnd.

doch mein weg im jetzt war kurz. bald schon fand mich mein inneres, vertrieb meine leuchtende krone, verscheuchte das unwirkliche. in meinem schädel wächst das trübsal. ich spüre die wolke, die meine sinne vernebelt, die mich verdunkelt, mich von innen mit tränen begießt. was verbleibt, ist der wunsch nach ruhe, vielleicht auch der wunsch nach menschen, nach worten. vielleicht sollte ich meine augen erneut schließen, mein haupt in weiche träume betten und darauf hoffen, daß später alles besser sein wird...
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